Schwanger in Japan: Die Kosten.

Ich hatte es bereits in einem der ersten Beiträge zur Schwangerschaft erwähnt: Schwanger zu sein ist keine Krankheit und wird deswegen nicht von der Krankenkasse abgedeckt.

Mehr: Schwanger in Japan: Administratives und Kosten.

Nun war die Geburt meines Sohnes leider nicht ganz komplikationsfrei, erst brauchte ich einen Notkaiserschnitt und dann musste er für über eine Woche auf die Neugeborenenintensivstation (NICU). Hier hat die Krankenversicherung gegriffen, wie hoch die Kosten dann waren, erkläre ich euch weiter unten.

Dazu muss man dazu wissen, dass die Krankenkasse in Japan für gewöhnlich nur 70% der entstandenen Kosten abdeckt. Den Rest darf man selber blechen.

Meine Rechnung: Notkaiserschnitt.

Während eine vaginale Geburt gar nicht von der Krankenkasse übernommen wird, wird ein Notkaiserschnitt als medizinischer Eingriff gewertet und wie jeder medizinische Eingriff zu 70% bezahlt. Was vor der Entscheidung zum Notkaiserschnitt gemacht wurde muss ich allerdings zu 100% selbst bezahlen. Meine Rechnung belief sich letztendlich auf 548,030 ¥ (ca. 4500 €), davon entfallen 261,000 ¥ (ca. 2415 €) auf die Behandlung vor dem Kaiserschnitt.

Mehr: Schwanger in Japan: Schwere Geburt.

Die neun Tage, die ich im Krankenhaus verbracht habe, hatte ich ein Einzelzimmer, was natürlich extra kostete. Angesichts der Tatsache, dass es mich absolut verrückt gemacht hätte, als einzige Mutter in einem Mehrbettzimmer kein Kind neben mir zu haben, war das eine sehr gute Entscheidung. Pro Tag kostete dieses Zimmer 11,000 ¥ (ca. 90 €) extra.

Der Staat zahlt für jedes Kind 420,000 ¥ (ca. 3455 €) für die Geburt, ich habe also 128,030 ¥ (ca. 1050 €) aus eigener Tasche zahlen müssen.

Die Rechnung meines Sohnes: NICU.

Neun Tage in der NICU mit Wiederbelebung, Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Atemfunktion, verschiedenen Tropfinfusionen, Untersuchungen und Windeln kosteten 126,436 ¥ (ca. 1040 €).

Darin enthalten sind 3216 ¥ (ca. 26 €) die nicht von der Krankenkasse berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich z.B. um die Windeln und Feuchttücher, außerdem haben wir einen zusätzlichen Test auf eine angeborene Stoffewechselstörung durchführen lassen, den wir extra bezahlen mussten.

Glücklicherweise werden die Arzt- und Krankenhauskosten für Kinder großteils von der Stadt übernommen. In Tokyo wäre es bis auf die 3216 ¥ kostenlos, da unsere Stadt aber etwas knauseriger ist, werden wir auf 300 ¥ (ca. 2,50 €) pro Tag sitzenbleiben.

Fazit: Günstiger als eine problemfreie Geburt.

Interessanterweise wären die Kosten viel höher ausgefallen, wenn ich eine ganz normale und problemfreie vaginale Geburt gehabt und mein Sohn die Zeit mit mir auf der Station verbracht hätte.

Hier ist eine Beispielrechnung meines Geburtskrankenhauses, dem Katsushika Red Cross Maternity Hospital:

Grundkosten bei Nutzung eines 6-Bett-Zimmers127,080 ¥
Essenskosten11,520 ¥
Geburt zur regulären Arbeitszeit325,000 ¥
Kosten für das Baby102,000 ¥
Weitere Kosten9,900 ¥
Zusatzzahlung für Geburtshilfe16,500 ¥
Administrative Kosten etc.6,320 ¥

Insgesamt geht es hier also um 598,320 ¥ (ca. 4920 €), das sind 420 € mehr als mein Notkaiserschnitt obwohl man drei Tage weniger im Krankenhaus wäre und sich das Zimmer während der Zeit mit fünf anderen Müttern teilen müsste. Wenn man ein Einzelzimmer beziehen würde läge der Preisunterschied bei fast 1000 €.

Das soll natürlich nicht heißen, dass das gesparte Geld auch nur im geringsten die psychische Mehrbelastung dadurch, dass das Kind auf der Intensivstation war, ausgleicht. Ich fand es nur interessant. 🙂


Man kann in Japan günstiger entbinden, als ich es getan habe. Man kann auch viel mehr bezahlen. Da Geburten für gewöhnlich nicht von der Krankenkasse getragen werden, gibt es riesige Unterschiede im Angebot. Das heißt leider auch, dass die persönliche Geburtserfahrung eine Frage des Geldbeutels sein kann.

Ich hoffe, euch mit den Beiträgen zum Thema Schwangerschaft in Japan einen kleinen Einblick gegeben zu haben. Vielleicht schätzt der ein oder andere das deutsche Gesundheitssystem jetzt noch ein wenig mehr. 😉

7 Gedanken zu „Schwanger in Japan: Die Kosten.

  1. Holger Drechsler sagt:

    Wahrscheinlich enthält dieser Beitrag sogar einige Informationen, die selbst japanischen Frauen nicht geläufig sind. Alle Achtung!

    • Claudia sagt:

      Da wäre ich mir nicht so sicher, ich glaube die meisten sind da recht firm – oder können zumindest googeln. 😉

  2. Erik Sieven sagt:

    Was mich nun noch interessieren würde: wenn die Krankenkassen weniger leisten als in Deutschland, sind dann die Beiträge auch niedriger? Der Durchschnitts-Arbeitnehmer in Deutschland zahlt ja etwa 20 % für Kranken- und Pflegeversicherung.

    • Claudia sagt:

      Ich zahle tatsächlich weniger, als es laut eines Rechners in Deutschland der Fall wäre. Wäre aber bereit genau so viel wie in Deutschland zu zahlen, wenn ich dafür nicht bei jedem Besuch eines Arztes bezahlen müsste.

  3. Thuruk sagt:

    Oha, nachträglich von mir Gratulation zur überstandenen Geburt und alles Gute für die Zukunft! 🙂

    Ich habe schon lange nicht mehr mitgelesen, aber bekomme immer noch die Benachrichtigungen, also jetzt erst mitbekommen – kann mich aber noch erinnern, dass du vor Jahren einmal über die Qual der Namenswahl geschrieben hattest.

    Mittlerweile bin ich ja auch Vater einer echt süßen kleinen Tochter. 😀

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