Anime-Schauplätze in echt erleben

Wenn man in Japan unterwegs ist, befindet man sich manchmal plötzlich in einer Szene aus einem Anime.

Viele Manga und Anime nehmen sich echte Orte als Vorlage für ihre Schauplätze. Das bedeutet natürlich, dass man sie als Fan tatsächlich besuchen kann! Auf Japanisch nennt man das Seichi Junrei (聖地巡礼), oder Wallfahrt. Für Fans sind es eben heilige Orte. 😉

Die etwas andere Art, Japan zu entdecken! 🙂

Wie so oft: Tokyo

Bei den Schauplätzen ist Tokyo übermäßig stark vertreten. Das hat sicher einiges damit zu tun, dass das Entertainment-Business stark in Tokyo zentralisiert ist. Viele Künstler ziehen im Laufe ihrer Karriere nach Tokyo. Auch im Fernsehen dreht sich viel um Tokyo, weswegen die Stadt auch für viele, die nicht in ihr leben, einen starken Wiedererkennungswert hat.

Wenn man die Filme von Shinkai Makoto, wie z.B. “Your Name”, “Suzume” oder “5 Centimeters per Second”, mag, kann man einfach am Bahnhof Ochanomizu aussteigen und hat innerhalb weniger Minuten mehrere Orte besucht.

Wenn man sich ein wenig weiter vom Bahnhof entfernt, kann man auch noch die Treppe sehen, die zu dem Café aus dem Film “Chainsaw Man – The Movie: Reze Arc” führt.

Mehr: Ein B-Movie-Anime: Chainsaw Man – The Movie: Reze Arc

In manchen Gegenden der Hauptstadt wirkt es schwieriger, eine Ecke zu finden, die noch nicht in einem Anime zu sehen war. Der “Shibuya Arc” von “Jujutsu Kaisen” heißt nicht von ungefähr so, am Bahnhof Shibuya stolpert man alle paar Meter über einen Schauplatz.

Wallfahrtsorte ein wenig weiter ab vom Schuss

Aber natürlich spielen nicht alle Serien in Tokyo. Die bekannteren von ihnen haben große Besuchermengen an Orte gebracht, die sie sonst vielleicht nicht gesehen hätten.

Für die Schule im Anime “K-On!” diente eine Schule in der Präfektur Shiga als Vorlage. Nach der Ausstrahlung der Serie wurde sie von so vielen Fans besucht, dass manche Leute sogar glauben, dass diese für den Erhalt des Gebäudes verantwortlich ist – was aber wohl nur Wunschdenken ist. Selbst in Japan dreht sich eben nicht komplett alles um Anime.

Apropos Schule: In einer Sporthalle in der Stadt Sendai, die im Volleyball-Anime “Haikyu!!” eine große Rolle spielt, wurde dieses Jahr ein Monument aufgestellt und es werden Sporthandtücher mit Illustrationen des Zeichners verkauft.

Nicht nur Anime und Manga

Seichi Junrei ist in Japan ein wichtiger Bestandteil von Fankultur. Das bedeutet natürlich, dass es bei Weitem nicht nur um Anime und Manga geht. Auch Fans von Fernsehserien, Filmen oder Musikern besuchen Schauplätze.

So war ich z.B. an verschiedenen Drehorten von Musikvideos von Yonezu Kenshi. Manche von ihnen sind einfach zu besuchen, wenn man sowieso in Tokyo ist. Andere gestalten sich schwieriger, etwa weil sie der Öffentlichkeit nicht regulär zugänglich sind. Der Hauptschauplatz des Musikvideos zu “Lemon” kann nur an wenigen Tagen im Jahr nach Voranmeldung besucht werden.

Und warum das Ganze?

Weil’s Spaß macht.

Ich bin kein Freund aller Fanaktivitäten oder Oshikatsu (推し活), vor allem, wenn es hauptsächlich um stumpfen Konsum geht. Aber alle Fanaktivitäten, die meinen Horizont erweitern – weil ich Bücher lese, oder tolle Orte besuche, die sonst nicht auf meinem Radar gewesen wären – sehe ich als Plus.

Mehr: Japanische Fankultur, oder “Was ist eigentlich ein Oshi?”

Und um eine Ausrede zum Verreisen war ich ja auch noch nie verlegen.


Wenn ihr nach Schauplätzen sucht, lohnt es sich oft einfach den Namen der Serie, des Films oder des Musikers/der Band und 聖地 (Seichi; heiliger Ort) oder ロケ地 (Rokechi; Drehort) zu googlen. Die japanischen Fans sind sehr gut darin, die richtigen Orte zu finden und meist auch lieb genug, das Wissen nicht für sich zu behalten.

Und natürlich immer daran denken: An vielen Orten leben Leute, die einfach ihrem Alltag nachgehen wollen, also nehmt Rücksicht. 🙂

Foto der Schule aus K-On via Sakaori (talk) – 投稿者自身による著作物, CC 表示 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40689225による

2 Gedanken zu „Anime-Schauplätze in echt erleben

  1. Sari sagt:

    Ich finde es so krass, dass man sich hier wirklich so genau an die real vorhandenen Ecken, Häuser und Straßen hält. Ich sehe so oft diese Vergleichsbilder und liebe es, dass es so ist.

  2. Simon sagt:

    Finde das voll cool und habe es schon selber in Japan gemacht.
    Für Elfen Lied, Girls Band Cry, Your Name usw.
    Macht richtig viel Spaß und es ist erstaunlich zu sehen, wie detailgetreu die Zeichnungen meist sind.

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