Filmzeit: Wie egoistisch darf Liebe sein? – Egoist (エゴイスト).

Anfang Februar kam ein Film in die Kinos, auf den ich mich schon seit Monaten gefreut hatte.

Ursprünglich hatte ich beiläufig davon erfahren, dass eine Verfilmung eines schwulen Liebesromans bei den 35. internationalen Filmfestspielen Tokyos gelaufen war und im Februar auch regulär in den Kinos gezeigt werden würde.

Kurzerhand kaufte ich mir den Roman, weinte mich durch mehrere Taschentuchpackungen und las dann im Nachwort, von einem der Schauspieler des Films verfasst, dass “Egoist” in weiten Teilen auf der wahren Geschichte des Autors basiert und dass dieser unter anderem Namen Essays schrieb. Die Essay-Sammlungen hatte meine städtische Bibliothek auf Lager.

Zu sagen, dass ich die Veröffentlichung kaum erwarten konnte, wäre also untertrieben.

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Filmzeit: Wie werden wir, wer wir sind? – ある男 (Aru Otoko).

Kurz nach Neujahr gab es drei glorreiche Tage, an denen ich noch frei hatte, mein Sohn aber wieder in den Kindergarten ging. Der erste Tag dieses richtigen Urlaubs fiel auf einen Mittwoch, und an Mittwochen sind die Tickets bei der Kino-Kette Toho Cinemas günstig.

In der Filmübersicht erweckte nur ein Film wirkliches Interesse bei mir, und der lief bereits seit November und deswegen nur noch in einem einzigen Kino im ganzen Land. Manchmal lohnt es sich wirklich, bei Tokyo zu wohnen.

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Filmzeit: Vom Muttersein – Bosei (母性).

Mein Mann mag keine Filme, die ihn verunsichert zurücklassen. Für ihn sollen Filme hauptsächlich Entspannung bieten. Ich hingegen habe kein Problem mit schwierigen Filmen. Also ging ich letztens alleine ins Kino.

Ein weiteres Buch von Minato Kanae wurde verfilmt. Minato ist nicht dafür bekannt, vor den Abgründen der menschlichen Psyche zurückzuschrecken: In ihrem 2010 verfilmten Roman “Geständnisse” (auch auf Deutsch erhältlich, ISBN 3328102914, auf zum Buchladen!) geht es darum, wie eine Lehrerin sich an den jugendlichen vermeintlichen Mördern ihrer 4-jährigen Tochter rächt.

Auch im neuen Film “Bosei” (母性), oder “Mutterschaft”, geht es um Mütter.

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Filmzeit: Der neue Galileo – Chinmoku no Parade (沈黙のパレード)

Ich liebe Kinos.

Als ich ein Kind war, hatten wir keinen Fernseher (nicht aus mangelndem Geld, sondern weil meine Eltern einfach keinen wollten – wir haben übrigens auch keinen). Stattdessen nahmen meine Eltern mich mit ins Kino. Als man unser Nachbarschaftskino schließen wollte, taten sich die Anwohner zusammen und das Kino Union gibt es noch immer.

Auch wenn der Kinobesuch in Japan wirklich teuer ist: Mein Mann und ich waren früher oft dort. Seitdem wir einen eigenen Projektor zuhause haben, ist es seltener geworden und der letztendliche Todesstoß für unsere Kino-Aktivitäten war sicher die Geburt unseres Sohnes.

Entsprechend vorfreudig blickten wir deswegen auf einen Nachmittag vor einigen Wochen, an dem wir endlich wieder ins Kino gehen wollten. Es sollte der neue Film aus der Galileo-Reihe werden.

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