Hurra, unser Kind lebt noch: Das Kinderfest Shichi-Go-San (7-5-3).

Letzten Freitag bestachen wir unseren Sohn mit einem ferngesteuerten Spielzeug-Radlader, damit er sich den Kimono für sein Shichi-Go-San anziehen ließ.

Shichi-Go-San, auf Japanisch 七五三, bedeutet 7-5-3. In diesen Altern wird das Kinderfest begangen, bei den Mädchen im Alter von drei und sieben Jahren, bei den Jungs meist im Alter von drei und fünf Jahren. An den Wochenenden im November trifft man deswegen in Tempeln und vor allem Schreinen im ganzen Land auf hübsch herausgeputzte Kinder, die sich nicht fotografieren lassen wollen.

Die Tradition ist schon über 1000 Jahre alt, damals feierten die Hofadligen bei dem Fest einen einfachen Fakt: Ihre Kinder waren noch am Leben. Vor dem Hintergrund der hohen Kindersterblichkeitsrate damals kann man sicher verstehen, warum das nicht als selbstverständlich angesehen wurde.

Diese Tradition wurde dann von den Samuraifamilien übernommen. Bis zum alter von drei Jahren wurden die Haare der Kinder kurz gehalten, das Fest markierte also, dass Mädchen die Haare langwachsen lassen durften. Im Alter von fünf Jahren trugen die Jungs das erste Mal einen Kimono mit Hakama und Haori als Zeichen für ihre zukünftigen Aufgaben. Im Alter von sieben Jahren trugen die Mädchen das erste Mal einen richtigen steifen Obi als Zeichen ihrer Weiblichkeit.

Im 19. Jahrhundert übernahmen dann auch normale Familien die Tradition, und begannen, in Schreinen und Tempeln für die Gesundheit und das Glück ihrer Kinder zu beten. Dass die Jungs auch mit drei Jahren dabei sind, ist wahrscheinlich einfach dem “Wollen” geschuldet. Warum sollten nur die Eltern und Großeltern von Mädchen zweimal Shichi-Go-San machen dürfen?

Nachdem wir unseren Sohn mit dem Versprechen auf ein Spielzeug geködert in seinen Kimono (übers Internet geliehen, etwa 10,000¥ oder 62€) bekommen hatten, fuhren wir zu unserem Hausschrein. Dort hatte schon mein Mann sein Shichi-Go-San und auch wir halten dort alle wichtigen Zeremonien ab.

Hochzeit: Hochzeitsnachlese.
Zur Schwangerschaft: Sichere Geburt dank der Götter.
Einen Monat nach der Geburt: Der erste Schreinbesuch.

Nachdem unser Sohn sich im Wartezimmer des Schreins mindestens 30 Mal versicherte, dass zuhause wirklich ein Spielzeug auf ihn wartete, wurden wir mit drei anderen Familien in die Haupthalle des Schreins geführt.

Dort betete die Priesterin nach einer kurzen Ansprache für die Gesundheit der Kinder. Diese sollten dann, von der Priesterin angeleitet, ins Innere des Schreins gehen um dort einen Zweig darzubieten und sich vor den Göttern zu verbeugen. Die anderen beiden Kinder schafften das ohne Probleme, aber unserem Sohn war es etwas zu viel und so gingen wir mit ihm mit.

Dann wurde mit einem Stab mit Glöckchen, Kagurasuzu (神楽鈴) genannt, alles Pech vertrieben. Zum Schluss bekamen die Kinder eine Tüte mit Talismanen und der traditionellen Süßigkeit Chitoseame (千歳飴), langen Zuckerstangen, die für ein langes Leben stehen.

Neben dem Beten am Jahresbeginn, das Hatsumōde, ist das Shichi-Go-San das größte reguläre Fest für einen Schrein und entsprechend gut waren alle vorbereitet. Wenn die Kinder (vor allem das unsere) nicht ganz kooperativ waren, wurde immer mit einem Lächeln sofort eine Alternative angeboten. Echte Profis eben.

Bevor wir wieder nach Hause fuhren und unserem Sohn endlich seinen versprochenen Radlader überreichten, machten wir natürlich noch einige Fotos auf dem Schreingelände.

Traditionell trägt natürlich auch die Familie Kimono, aber mir war bereits im Vorhinein klar, dass es zu anstrengend für mich wäre. Tatsächlich trugen auch alle anderen Familien westliche Kleidung. Wenn ich noch einmal ein Shichi-Go-San mit Kimono erleben möchte, haben wir ja in zwei Jahren noch einmal die Gelegenheit.

Auch wenn sich unser Sohn bereits strikt dagegen ausgesprochen hat. 😉

Ein Gedanke zu „Hurra, unser Kind lebt noch: Das Kinderfest Shichi-Go-San (7-5-3).

  1. Vanessa sagt:

    Deine Einblicke in die Rituale und die bezaubernden Fotos der Kleinen in ihren traditionellen Gewändern fügen eine wunderbare Note hinzu. Es ist, als wäre man durch deine Worte ein Teil der Feierlichkeiten. Danke, dass du diesen schönen Einblick in das Shichi-Go-San-Fest geteilt hast – eine wirklich herzerwärmende Lektüre!
    Liebe Grüße,
    Vanessa

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