Kobe von oben.

Einmal im Jahr fahre ich ohne meinen Mann oder unseren Sohn weg. Das erste Mal war ich in alleine Kyoto, das zweite mit einer Freundin in Osaka und dieses dritte Mal besuchte ich eine Freundin in Kobe.

Als ich sie kennenlernte, lebte sie in derselben Präfektur wie ich (Chiba), dann zog sie wieder nach Deutschland, und jetzt macht sie ein Austauschsemester an der Universität Kobe. Weil Studenten nicht für ihre große finanzielle Liquidität bekannt sind und ich gerne in Kansai, der Region um Kyoto, Osaka und eben Kobe bin, habe ich die Gunst der Stunde genutzt. 😀

Mehr: Kyoto: Der lange Weg zum Kiyomizu-Tempel.
Mehr: Osaka zwischen Tempeln und Amüsiermeile.

Nun war ich schon einmal vor neun Jahren in Kobe gewesen und hatte damals eigentlich fast alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Außerdem war richtig schlechtes Wetter angesagt. Der Plan lautete also: Mal schauen, was wir unternehmen, abends will ich auf jeden Fall trinken gehen. Warum mir letzteres so wichtig war, verstehen wahrscheinlich nur Eltern von kleinen Kindern: Abends ist man für gewöhnlich zuhause, da ist eine Bar ein echtes Abenteuer.

Mehr: Kōbe, Teil eins: Nankinmachi und der Hafen.

Nach Kobe fuhr ich natürlich mit dem Shinkansen, vom Bahnhof Tokyo aus. Wie lange es von mir zuhause bis zum Shinkansengleis dauern würde, hatte ich absolut unterschätzt und musste mich dann am Bahnhof dermaßen sputen, dass ich mir kein Frühstück kaufen konnte. Seit November gibt es im Shinkansen auf der Strecke auch keinen Verkauf von Speisen mehr, weswegen ich dermaßen mit meinem leeren Magen beschäftigt war, dass ich mich gar nicht so richtig über das immer besser werdende Wetter freuen konnte. Während es in Nagoya noch geschüttet hatte, war es in Kyoto nur noch bewölkt und in Kobe kam dann sogar die Sonne raus.

Alsbald ich meine Freundin getroffen hatte, gingen wir also sofort essen. Was isst man in Kobe? Kobe-Rind!

Wir waren in einem Restaurant, das dünn geschnittenes Steak auf Reis anbietet. Es war zwar echt gut, aber auch ziemlich reichhaltig. Ich habe die Portion nur geschafft, weil mein Magen seit dem Morgen in ein schwarzes Loch mutiert war. Als ich das erste Mal Kobe-Rind aß, war es eine Offenbarung. Seitdem esse ich, wenn überhaupt, aber nur sehr gutes Rindfleisch (es mangelt in Japan nicht an Orten, die den Titel “bestes Rindfleisch Japans” für sich beanspruchen), dementsprechend unspektakulär ist es geworden. Das ist wohl, was man “Jammern auf hohem Niveau” nennt.

神戸牛みやび サンキタ店 Kōbegyū Miyabi Sankita
神戸市中央区北長狭通1-2-7 プラチナビル Kitanagasadōri 1-2-7, Chūō-ku, Kōbe
11:00 – 15:30 u. 17:00 – 23:00, kein Ruhetag

Das schöne an Kobe ist, wie nah alles beieinander ist. Man kann also viel laufen, statt mit der Bahn zu fahren.

Der Ikuta-Schrein (生田神社 Ikuta-jinja) befindet sich direkt am Amüsierviertel Sannomiya (三宮). Dort verehrt wird Wakuharume no Mikoto (稚日女尊), Göttin der aufgehenden Sonne und Schwester oder Tochter der Sonnengöttin Amaterasu Ōmikami (天照大神). Sie webte die Gewänder für die Götter. Es heißt, dass sie den Wohlstand und die Gesundheit von sowohl Familien als auch Unternehmen schützt.

Sogar der Name der Stadt Kobe leitet sich von diesem Schrein ab: Der Kaiserhof baute um 806 n. Chr. 44 Häuser für die Menschen, die sich um den Schrein kümmerten, sogenannte Kanbe (神戸). Dieses Wort wandelte sich zu Konbe, was dann zu Kōbe wurde.

Es ist also keine Übertreibung zu sagen, dass der Ikuta-Schrein der wichtigste Schrein der Stadt ist.

In Kobe befinden sich acht Ableger-Schreine, vom Ichinomiya-Schrein (一宮神社 Ichinomiya-jinja) bis zum Hachinomiya-Schrein (八宮神社 Hachinomiya-jinja). Wir kamen zufällig am Ichinomiya-Schrein vorbei.

Der Plan war aber, bis zur Seilbahn in Richtung Kobe Nunobiki Herb Garden (神戸布引ハーブ園) zu laufen. Kobe liegt direkt an einem Berg. Der flache Teil, in dem sich ein Großteil der Sehenswürdigkeiten befindet, macht nur einen kleinen Teil der Stadt aus. Von oben hat man natürlich eine wunderschöne Sicht auf die Stadt, das Meer und sogar Osaka.

Man kann natürlich zu Fuß bis zum Herb Garden laufen, wir bezahlten aber lieber die 1800¥ (11€) für die Seilbahn.

Wenn man oben angekommen ist, begrüßt einen erst einmal ein Gebäude, dass der Wartburg nachempfunden ist. Warum auch nicht? Gleichzeitig fand, als wir dort waren, ein deutscher Weihnachtsmarkt statt. Deutschland im Kopf der Japaner ist eben: Bier, Würstchen, Burgen und Weihnachtsmärkte.

Wir schlenderten lieber durch den Garten, der so angelegt ist, dass zu jeder Jahreszeit etwas zu sehen ist. Notfalls geht man eben ins Gewächshaus, dort ist sicher irgendetwas grün. Ist man etwa die Hälfte der Strecke heruntergekraxelt, kann man sich wieder in die Seilbahn nach unten setzen. Wie gesagt: Man kann auch laufen. Aber will man das wirklich?

Wir gönnten uns lieber einen Kaffee in einem der alten Cafés der Stadt. Eine gute Entscheidung, denn plötzlich begann es, aus Eimern zu schütten. Das versprochene schlechte Wetter war eingetroffen. Aber, wie jeder Deutsche weiß: Wir sind nicht aus Zucker und es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Kurzerhand liefen wir unter den Einkaufsarkaden und mit Schirmen ausgestattet bis zum Hafen.

Aber darum gehts im nächsten Artikel.

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