Die Tokyoter lieben ihre Shopping Center.
An jeder Ecke stehen große Einkaufszentren und sollen die Leute dazu verlocken, ihre Portmonees zu öffnen. Es ist nicht sehr übertrieben zu sagen, dass der Bahnhof Shinjuku eigentlich eher ein riesiges Shopping Center mit ein paar Bahnsteigen drin ist.
Seitdem ich in Japan lebe, kommt mir das Alexa in Berlin viel kleiner vor.
Seit letztem Jahr gibt es in Shibuya unter dem Miyashita Park ein neues Einkaufszentrum. Über ein Jahr nach der Eröffnung haben wir es letztens endlich geschafft, mal vorbei zu schauen.
Das Gelände des Parks befindet sich wunderbar ruhig direkt zwischen den Gleisen am Bahnhof Shibuya und der Einkaufsstraße Meiji Dōri, die nach Harajuku führt. Eigentlich kein Wunder, dass man auf die Idee kam, dieses Stück Land irgendwie kommerziell zu nutzen. Erst hatte man einen Parkplatz unter den Park gebaut, dann begann man 2017 mit dem Bau eines Einkaufszentrums. Der Park sollte einfach oben drauf. Es hat schließlich nie jemand behauptet, dass Parks immer ebenerdig sein müssten, oder?
Das Erdgeschoss wird durch eine Straße in einen nördlichen Bereich mit Boutiquen wie Louis Vuitton und Balenciaga und einen südlichen Bereich geteilt. In letzterem befinden sich im Shibuya Yokochō (渋谷横丁) verschiedene Restaurants. Wie der Name schon andeutet, Yokochō bedeutet Gasse, ist dieser Bereich den engen Gassen mit den vielen Restaurants nachempfunden, die es in manchen wenigen Ecken Tokyos noch gibt.
Obwohl wir an einem Samstagmittag dort waren, waren die Läden sehr leer, weswegen wir drinnen aßen. Wenn es voll sein sollte, oder man Sorgen wegen Corona hat, gibt es auch draußen Sitze. Aber ganz ehrlich: Drinnen sieht es schon sehr sehr cool aus. 😉
In der Gasse reihen sich verschiedene Läden mit Spezialitäten aus den japanischen Präfekturen aneinander, ergänzt von koreanischer und chinesischer Küche. Ein ganz witziges Konzept ist, dass man einzelne Gerichte von einem Restaurant in ein anderes bestellen kann. So kann man z.B. 18 verschiedene Sorten Gyoza aus unterschiedlichen Läden essen. 🙂
Im zweiten und dritten Stock sind verschiedene Läden angesiedelt, mit einem Augenmerk auf Streetwear und japanische Geschäfte. Anders als in den meisten Einkaufszentren gibt es im Miyashita Park viel Herrenkleidung und auch viele Läden, die ich anderswo so noch nicht gesehen hatte. Unter anderem gibt es hier den einzigen Ghibli-Laden für Erwachsene: GBL.
Mehr: Wohin für Ghibli?
Also wenn ich irgendwann noch einmal ein Skateboard kaufen sollte, dann eins mit dem Katzenbus drauf. 😉
Wer nach der Shibuya Yokochō noch etwas essen kann, findet im Food Court im dritten Stock sicher irgendetwas – Notfalls McDonald’s.
Wenn man es bis in den vierten Stock geschafft hat, ist man endlich im Park. Und der hat mich dann doch etwas enttäuscht.
Zugegebenermaßen: Ich war nie im alten Park gewesen. Aber das einzige, was ich immer wieder über Miyashita Park gehört hatte, war, dass es dort einen Skatepark gäbe. Ein Skatepark! In Tokyo! Wo doch überall Schilder hängen, die das Skateboarden verbieten. Leider ist der Skatepark eher ein Skatepärkchen, denn schließlich musste man in dem Park auch noch ein Feld für Beach Volleyball oder Beach Fußball und eine Bouldering-Wand und natürlich einen Starbucks unterbringen.
Was mir auch auffiel: Sollte ein Park nicht eigentlich grüner sein? Wenn das ein Park ist, ist die Dachterasse des Einkaufszentrums Ginza Six auch einer. Da besteht eindeutig noch Verbesserungsbedarf – nicht, dass ich an Verbesserungen glauben würde.
Insgesamt war Miyashita Park den Ausflug aber trotzdem wert. Er hebt sich wirklich vom Einheitsbrei der tokyoter Einkaufszentren ab und wir hatten besonders in der Shibuya Yokochō viel Spaß. 🙂 Ich wette, wenn die Grenzen wieder für Touristen geöffnet sind, wird da auch viel mehr los sein.
Coole Idee, ein Park AUF dem Gebäude! Die Glühbirne wurde auch zweimal erfunden, daher: in grünerer Ausführung gibt es das seit 2018 auch in San Francisco auf dem neuen zentralen Busbahnhof (Transbay Transit Center), den Salesforce Park, einfach mal Bilder googeln .
Danke für deine immer interessanten, toll geschriebenen Einblicke in dein Leben in Tokyo, Claudia!