In Corona-Zeiten mit Baby von Berlin nach Tokyo.

Aller guten Dinge müssen ein Ende haben und so flogen mein Sohn und ich nach sechs Wochen in Berlin wieder zurück nach Hause. Der Rückweg war ein wenig umständlicher als der Hinweg und vielleicht kann ich ja dem ein oder anderen mit meinen Erfahrungen ein bisschen helfen – obwohl sich die Regeln natürlich ständig ändern.

Mehr: Mit Baby von Tokyo nach Berlin.

Flüge umbuchen

Ursprünglich war mein Rückflug über London gegangen, doch wegen der Mutation des Coronavirus in Großbritannien durften keine Flieger mehr von dort nach Deutschland kommen. Ergo gab es auch keine Flüge in die andere Richtung.

Ich konnte zum Glück problemlos direkt bei JAL umbuchen und flog ersatzweise über Paris. Dafür musste ich zwar meine Abreise um einen Tag vorverlegen, aber besser, als gar nicht nach Hause zu kommen.

Das Prozedere vor der Einreise

Innerhalb von 72 Stunden vor dem Abflug aus Deutschland musste ich einen PCR-Test machen um am Check-in-Schalter das negative Testergebnis vorlegen zu können. Mit dem PCR-Test mit Identitäsfeststellung von Centogene am Flughafen BER ging das ohne Probleme. Aber Vorsicht: Bei Kleinstkindern wird lediglich ein Wangenabstrich gemacht, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er in Japan akzeptiert wird. Dank Bocchans japanischem Pass brauchten wir zum Glück für ihn keinen Test.

Außerdem verlangt Japan bei der Einreise, dass man an einer Umfrage des Gesundheitsamts teilnimmt. Dort muss u.a. angegeben werden, wo man sich aufgehalten hat und wo man die zwei Wochen nach der Einreise verbringen wird. Am Ende der Umfrage erhält man einen QR-Code, den man vorlegen muss.

Übrigens darf man nach der Einreise keinerlei öffentliche Verkehrsmittel verwenden. Das schließt innerjapanische Flüge ein, weswegen Leute, die weit von den großen Flughäfen entfernt wohnen, oft die zwei Wochen in Hotels verbringen.

Es ist derzeit nur japanischen Staatsbürgern, zurückkehrenden ausländischen Einwohnern Japans und Ausländern, die vor dem 28.12.2020 ein Visum ausgestellt bekommen haben, möglich, nach Japan einzureisen. Am Flughafen in Paris wurde extra noch der hinterlegte Pass von Bocchan vom deutschen auf den japanischen Pass geändert (online kann man nur die Informationen für einen Pass pro Reise angeben), damit es bei der Ankunft keine Probleme gibt.

Außerdem bekamen wir in Paris eine so genannte Health Card. Darauf trägt man seinen Namen, die besuchten Länder und die Anschrift, an der man die zwei Wochen nach der Einreise verbringen wird, ein. Die Health Card sowie alle anderen Dokumente werden nach der Ankunft in Japan noch einmal gebraucht.

Schlechter Flughafen oder schlechtester Flughafen?

Bereits vor meiner Reise hatte ich wenig Gutes über Paris Charles de Gaulle gehört. In Paris angekommen fand ich den Flughafen zwar insgesamt sehr viel schöner als den BER, der wirklich keinen Schönheitswettbewerb gewinnen wird, aber für einen Alleinreisenden mit Baby war es eine halbe Katastrophe.

Bocchan ist schwer und mag es nur bedingt, getragen zu werden. Wenn man läuft und er einschläft ist alles gut, aber wenn nicht, ist das Theater manchmal groß. Mein Plan war also für die vier Stunden am Flughafen einen Kinderwagen auszuleihen.

Versuch eins schlug fehl, weil sich der Air France-Mitarbeiter nicht dazu herablassen konnte jemandem, der nicht mit seiner hervorragenden Airline flog, zu helfen – obwohl ich mit einem Air France-Flug angekommen war.

Am Counter für Japan Airlines teilte mir dann der Mitarbeiter dort mit, dass derzeit wegen Corona keine Kinderwagen verliehen werden. Also stellte ich mich auf vier lange Stunden ein.

Diese wurden nur noch länger, als ich feststellte, dass der Wickelraum, in dem es zumindest eine Kindertoilette gab, nicht abschließbar war. Ebensowenig gab es in den Damentoiletten eine Möglichkeit, das Kind kurz abzusetzen (in Japan findet man in wirklich vielen Toiletten kleine Sitze für Babys). Letztendlich ging ich also mit Bocchan in der Trage auf Toilette… Super.

Meine Rettung waren andere Reisende, die entweder mit Bocchan schäkerten oder auf mein Gepäck aufpassten, damit ich ein wenig herumlaufen und mir etwas zu essen kaufen konnte. Die Mitarbeiter von Japan Airlines waren ebenfalls fantastisch und ich konnte als eine der ersten das Flugzeug besteigen.

Von Paris nach Tokyo

Der Flug war sehr ereignislos. Ich hatte wieder ein Baby Bassinett (diesmal sogar kostenlos) gebucht, doch darin war es Bocchan einfach zu eng und er weigerte sich, darin zu schlafen. Trotzdem würde ich jedem raten, ein Baby Bassinett zu bestellen – einfach, weil man dann garantiert mehr Beinfreiheit hat. 😉

Dafür döste er entweder auf dem Arm (da konnte ich dann mitdösen) oder auf den zwei Sitzen, die neben meinem frei waren und war insgesamt sehr unanstrengend. Auch diesmal war das Flugzeug nicht annährend voll besetzt. Insgesamt waren wir wohl etwa 50 Passagiere, immerhin 23 mehr als auf dem Hinflug.

Auf Nachfrage wurde für uns ein Kinderwagen mit Gepäckablage ans Gate in Tokyo gestellt und eine nette Flugbegleiterin brachte mein Gepäck bis dorthin, damit ich mich nur um das Baby kümmern musste. 100 Punkte für JAL!

Die Einreise

Schnell vorweg: Von unserer Ankunft bis ich dann endlich meinen Mann in die Arme schließen konnte dauerte es etwa zwei Stunden.

Bevor man offiziell ins Land gelassen wird muss man verschiedene Stationen durchlaufen und sich auf Corona testen lassen. Dies geschieht mit einem Spucke-Schnelltest, ist also weitaus weniger unangenehm als ein Rachen- oder Nasenabstrich.

Wer, wie Bocchan, nicht auf Kommando spucken kann, wird über die Nase getestet. Er war nicht begeistert. Gar nicht begeistert. Ich glaube nicht, dass ich meinen Sohn schon einmal so Rotz und Wasser habe heulen sehen. Zum Glück waren alle sehr nett und verschiedene Mitarbeiter schoben mein Gepäck weiter, als ich Bocchan versuchte auf dem Arm etwas zu trösten.

Die Wege zwischen den verschiedenen Stationen sind unendlich lang, aber während wir auf die Testergebnisse warteten konnten wir uns etwas ausruhen. Das Ergebnis des Nasenabstrichs ließ ein wenig länger auf sich warten, aber letztendlich durften wir mit einem negativen Testergebnis in der Hand endlich bis zum Einreiseschalter laufen.

Dort waren aber sämtliche Gepäckwagen, unter die mein Kinderwagen auch fiel, verboten. Also das Kind wieder in die Trage packen, Gepäck irgendwie aufeinander stapeln und versuchen nicht an Hitzeschlag (warum ist es im Winter auf Flughäfen so unglaublich warm?) zu sterben, während die Beamten am Einreiseschalter gefühlt ewig meine Dokumente überprüften und noch einmal gegenprüften, bis sie mich endlich durchließen.

Das Gepäck war natürlich schon längst da. Ein Mitarbeiter des Flughafens half mir dabei, meine drei Koffer vom Band zu nehmen und schob sie für mich sogar bis nach draußen, wo mein Mann mit dem Kinderwagen auf uns wartete.

Quarantäne oder Selbstbeschränkung?

Bis zum 11.1. werde ich zuhause bleiben oder zumindest Menschenansammlungen vermeiden. Ich befinde mich nicht in Quarantäne, sondern in Selbstbeschränkung (jishuku 自粛). Man bittet mich also, von allem unnötigen Verlassen des Hauses abzusehen und wenn dann zumindest eine Maske zu tragen. Ich dürfte z.B. Lebensmittel einkaufen gehen.

Wir werden wahrscheinlich jeden Tag spazieren gehen damit uns die Decke nicht auf den Kopf fällt, aber das geht auch in Tokyo ohne anderen Menschen zu nahe zu kommen. Ansonsten gibt es ja zum Glück Online Shopping. 😀


Insgesamt war es unglaublich anstrengend, wieder nach Japan zu kommen. Es ist für mich auch nicht absehbar, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Zwar ist es umständlich, aber insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die Leute am Flughafen ein gutes System haben.

Nun habe ich ja zwei Wochen Zeit, um mich von den Strapazen zu erholen. 😉

5 Gedanken zu „In Corona-Zeiten mit Baby von Berlin nach Tokyo.

  1. Peter-J. Alexander sagt:

    Liebe Claudia,

    Akemashite omedetou gozaimasu. Vielen Dank für den wirklich informativen und gut geschriebenen Betrag.

    Alles Gute

    • Christiane sagt:

      Liebe Claudia.
      Der Flughafen in Paris ist absolut immer stressig, weil zu groß. Und es tut mir sehr leid für die snobistischen Air France Mitarbeiter! Ich meide diese Fluggesellschaft in der Regel. Die netteste Fluggesellschaft ist für mich Air New Zealand, aber die Erfahrung liegt schon eine Weile zurück.
      Gute Eingewöhnung und alles Gute für das neue Jahr!

  2. Anne sagt:

    Oh man erstmal vollen Respekt dir gegenüber, dass alles mit Baby geschafft zu haben!! Ich bin 2019 also vor Corona alleine nach Japan gereist und da hatte ich manchmal schon nur angst ums Gepäck. Mit Baby aktuell würde ich glaub ich lieber verzichten auf den ganzen Stress .
    Aber schön das es soweit gut geklappt hat für euch beide

  3. Verena sagt:

    Von mir auch den größten Respekt, dass du diesen Stress der langen Reise mit Gepäck und Baby auf dich genommen hast. Und vielen Dank für den super interessanten Beitrag!! 🙂

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