Gegen das Heimweh anessen im Schmatz.

Vor inzwischen ziemlich langer Zeit traf ich Denny von den TokyoManiacs, und er erzählte mir von der Firma, bei der er arbeitet: Schmatz.

Schmatz ist die Antithese zu dem deutschen Restaurant neben meinem Büro, und auch zu dem, in dem ich während meines Working Holiday-Jahres gearbeitet habe. Hier wird keine Schunkelmusik gespielt, der Laden erinnert nicht an Großmutters Stube und die Gerichte sind kein schlechter Abklatsch von echtem deutschen Essen. Das liegt möglicherweise daran, dass hier niemand den Laden leitet, der vor dreißig Jahren mal für zwei Jahre in Nürnberg gelebt hat. 😉

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Seitdem Denny mir von diesem Wunderland der deutschen Küche erzählt hatte, wollten mein Mann und ich unbedingt mal hingehen, aber irgendwie klappte es nie – Bis letztes Wochenende! Am Sonntag fuhren wir mittags nach Kanda (神田) um den Schmatz-Laden dort zu besuchen. In Tokyo gibt es noch weitere Läden, eine Übersicht findet ihr hier, und so, wie da expandiert wird, würde es mich nicht wundern, wenn demnächst auch in anderen Städten Läden zu finden sind.

Der Laden ist hübsch eingerichtet, besonders angetan haben es mir die Kreideillustrationen auf den Tafeln und das “Mauerwerk”. 😀 Obwohl es von außen ziemlich klein aussieht, hat das Restaurant im Hinterraum versteckt recht viele Plätze. Das Menü ist auf Englisch und Japanisch, Deutsch findet man tatsächlich nur selten, und eigentlich nur in Getränk- oder Speisenamen – was okay ist, schließlich wollen wir ein modernes deutsches Restaurant. Statt Schlagern läuft hier englischsprachige Musik.

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Neben deutschem Bier bietet Schmatz auch selbstgebrautes Bier nach deutschen Rezepturen an. Die Biere haben so schöne Namen wie Wunderbier und Fernweh, und schmecken wirklich gut. Bei 680¥ (ca. 5,15€) pro Glas kann man auch nicht meckern. 🙂 Die Speisen sind teils recht klassisch (Currywurst), teils nicht so wirklich deutsch (Oktopus-Pesto-Salat) und teils ziemlich japanisch (Knoblauch-Käse-Edamame), aber es gibt keine Gerichte, die versuchen das klassische deutsche Gericht zu sein und es einfach nicht schaffen. So ist es Fusion Cuisine und stört mich kein bisschen.

Wir bestellten ein Schnitzel Parmigiana und eine Currywurst. Das Schnitzel war wirklich lecker, und die Currywurst war laut meinem Mann

“Die beste Currywurst, die ich bisher in Japan gegessen habe.”

Und mein Mann liebt seine Currywurst. 😉 Die Portionen sind nicht übermäßig groß, aber deutsche Kost ist eh recht reichhaltig. Ein Dessert auf der Karte hatte das Interesse meines Mannes entfacht, und so baten wir um Vanilleeis mit Schwarzbiersauce.

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Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass es nicht mein Lieblingsdessert wird, mir war die Sauce zu bitter, aber mein Mann fand es fantastisch.

Insgesamt war das Schmatz das netteste Erlebnis, das ich bisher in einem deutschen Restaurant in Japan hatte. Falls ihr also mal länger in Japan seid und Heimweh bekommen solltet, oder ihr einfach Lust auf gute Currywurst habt: Zu Schmatz. 😀

10 Gedanken zu „Gegen das Heimweh anessen im Schmatz.

  1. Anika sagt:

    Ich glaube bald haben wirklich alle Bligs einen Beitrag zum Schmatz xD
    Zum Currywurst essen will ich unbedingt mal nach Kobe. Da soll es richtig richtige geben.
    Schmatz ist da ja auch sehr fusion, wenn ich mich recht erinnere.

  2. Dommie sagt:

    Klingt interessant, aber so wie es sich anhört gibt es gerade die Sonne, die ich vermisse eher nicht.
    Muss wohl doch ein richtiger Ableger des Münchner Hofbräuhauses her 😀

      • Dommie sagt:

        Sehr wir vorne stehen Dinge wie saure Kutteln (keine Ahnung ob das in Berlin unter dem Namen bekannt ist; das ist Kalbsmagen ), richtig guten Braten mit Knödel etc.
        Schöne Süddeutsche Küche.

        Trotzdem werde ich Mal bei Gelegenheit nachschauen, denn die japanodeutsche Fusion klingt interessant.

  3. Florian sagt:

    Sehr schön!! Allein der Name ist genial. Damals in Südkorea gab es ein Restaurant mit dem Namen “Riebe, Riebe”. Vollkommen absurd und ohne Bezug zum Speiseangebot.
    Dagegen scheint Schmatz deiner Beschreibung nach endlich mal ein ernstzunehmendes, “deutsches” Restaurant zu sein, dass sich gleichzeitig selbst nicht zu ernst nimmt. Ich mag das. Durch sowas fühle ich Deutschland eher repräsentiert als durch krampfhafte Klischees.

  4. Peter sagt:

    Waren heute zum Brunch bei Shimokita Schmatz.
    Positiv : Nette Angestellte, Für jap. Verhältnisses
    Viel Platz
    Negativ: Es wird hier deutsches Essen vorgegaukelt,
    das aber tatsächlich meiste in Japan und dem Geschmack nach auch mit japanischen Zutaten zubereitet ist.
    Das bekommt man auch woanders in Japan.

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