Warum ich einen Alias habe.

alias

Ich habe einen 通称 (Tsûshô; Alias). Das ist nicht komplett exotisch. Viele japanische Berühmtheiten arbeiten nicht unter ihren echten Namen, sondern unter einem 芸名 (Geimei; Künstlernamen). Oder verheiratete Frauen lassen sich ihren Mädchennamen als Alias eintragen um weiterhin z.B. auf Arbeit verwenden zu dürfen. Verheiratete Paare müssen sich in Japan noch immer für einen gemeinsamen Nachnamen entscheiden, so wird das umgangen.

Warum habe ich, nichtberühmte Deutsche, deren Mädchennamen hier eh keiner aussprechen kann, einen Alias? Weil ich in Japan nicht einfach so die Kanji des Nachnamens meines Mannes verwenden darf, da diese nicht zu meinem legalen Namen gehören. Mein legaler Name in Japan ist derselbe wie auf meinem deutschen Pass, und den durfte ich nicht mit Kanji unterschreiben. Um meinen legalen Namen in Kanji zu ändern müsste ich erst Japaner werden.

Nun ist unser Familienname aber recht einfach zu schreiben, und ich bin verdammt noch einmal in Japan mit einem Japaner verheiratet, da will ich auch mit unseren zwei Kanji unterschreiben können. Um das machen zu könen, habe ich mir einen Alias registriert: Mein Alias ist mein eigener Name, in Kanji und Katakana. Das ging recht einfach, ich musste nur zeigen, dass mein Mann wirklich so geschrieben wird* und ein Formular ausfüllen. Wenn man nicht verheiratet ist muss man Dokumente mitbringen, die zeigen, dass man diesen Namen in der Öffentlichkeit benutzt. Natürlich kann man auch mit Kanji unterschreiben, obwohl man es nicht registriert hat, im Zweifelsfall ist das dann aber nicht rechtskräftig. Das wollte ich nicht riskieren.

* Wir haben leichte Kanji mit einer Lesung, für die normalerweise andere Kanji verwendet werden.

Unter Verwendung des Aliases ist unser Familienregister und meine Krankenkassenkarte in Kanji. Obwohl das mit dem Familienregister vielleicht auch ein Fehler von Seiten der Behörden ist – aber keiner der mich stört. 😉 Da die Krankenkassenkarte als Identitätsnachweis gilt, sind meine Konten und Verträge auch alle mit dem japanischen Namen.

Einige Dokumente kriegt man leider nicht in seinen Alias umgeändert. Auf der 在留カード (Zairyû Kâdo; Residence Card) steht dasselbe wie im Pass, was für deutsche verheiratete Frauen eh oft mit Problemen verbunden ist. 🙁 Für den japanischen Führerschein gibt es scheinbar die Möglichkeit beides draufdrucken zu lassen. Auf meiner マイナンバー (My Number, Sozialversicherungsnummer) steht mein Name in lateinischen Buchstaben und auf Japanisch.

Naja, jetzt wisst ihr von meiner Geheimidentität. Weniger spannend als erwartet, oder? 😉

Verwendet ihr in verschiedenen Situationen verschiedene Namen? Also abseits vom Internet?

(Titelbild © Universal Pictures)

8 Gedanken zu „Warum ich einen Alias habe.

  1. Dorte sagt:

    Die Sache mit dem Alias ist bei Japanern offensichtlich sehr beliebt.
    Unsere Japanischlehrerin hat irgendwann angefangen, uns einen passenden Zweitnamen aufzudrücken bzw. uns unter Druck einen aussuchen lassen.
    In unserem Kurs gibt es also einen Nobunaga, einen Shogun usw.
    Ich habe mir nach einer Romanfigur den Namen Midori ausgesucht, der dazu geführt hat, dass ich unter Freunden nur noch Grüne Frau genannt werden. Ob das positiv ist? Nun, ich habe mich jedenfalls daran gewöhnt.

    Liebe Grüße
    Midori

    • Claudia sagt:

      Das kenne ich aber auch noch aus meinem Englischunterricht in der Grundschule, da war ich Claire, weil es in England scheinbar keine Claudias gibt. 😉 Midori… Naokos Lächeln von Murakami?

      • Dorte sagt:

        Nein. Barry Eisler. In seiner Reihe um den Auftragskiller Rain verliebt sich der Protagonist in die Jazzsängerin Midori, die in Tokioter Nachtclubs auftritt. Die Figur hat mir einfach gefallen und so habe ich mir diesen Namen ausgesucht.

  2. Susuu sagt:

    Hallo, ich habe nicht ganz verstanden wie das mit dem Alias funktioniert. Heißt das, dass man sich einfach einen japanischen Namen geben kann, damit man nicht seinen deutschen Namen nennen muss? Kann man sich da einfach einen aussuchen, wie man genannt werden möchte? Und in welcher Schrift wird dieser dann registriert? Katakana? Das würde mir dann ja nicht viel bringen.

    • Claudia sagt:

      Der Alias muss ein Name sein, den du sowieso im Alltag verwendest und der z.B. auf deiner Stromrechnung steht. “Einfach einen japanischen Namen aussuchen” ist also nicht.

      Wie genau der Alias registriert wird, entscheidest du selbst. Mein Nachname ist in Kanji registriert, mein Vorname in Katakana.

      • Susuu sagt:

        Ah okay verstehe. Vielen Dank für die schnelle Antwort!

        Ich habe Mal gelesen, dass man sich einen Japanischen Namen aussuchen kann, und wenn dieser dann auch in der Öffentlichkeit verwendet wird kann man diesen als Alias registrieren lassen. Und als Beweis dafür kann man Beispielsweise einen E-Mail Verlauf vorlegen, indem eben dieser japanische Name verwendet wird.
        Stimmt das denn dann? Oder muss es der Name sein der auf meinem Pass steht?

        • Claudia sagt:

          Genau, du musst nachweisen, dass du diesen Namen in deinem täglichen Leben verwendest. Was genau da als Nachweis ausreicht liegt aber im Ermessen des Sachbearbeiters, und als Beispieldokumente findest du online eben nicht “E-Mails” sondern “Krankenkassenkarte, Nachweis über ein Angestelltenverhältnis (在職証明書), Nachweis über den Schulbesuch (在学証明書), Kontohefte” (das ist jetzt von der Website des Bezirks Ota in Tokyo genommen) – Das ist also eine etwas größere Hürde und realistisch gesehen kannst du damit eigentlich nur lästige Mittelnamen wegschmuggeln. Ausnahmen gibt es für den Mädchennamen (das ist tatsächlich der häufigste Alias in Japan), oder eben für verheiratete Ausländer oder Ausländer mit japanischer Abstammung.

Schreibe einen Kommentar zu Susuu Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert