Wie man im Ausland an einen neuen Pass kommt.

2011 habe ich geheiratet, und meinen Nachnamen geändert. Im Zuge dessen musste natürlich ein neuer Reisepass her. Eben diesen habe ich in Deutschland ganz regulär beantragt und bekommen.

Es gibt verschiedene Wege, einen Japaner zu heiraten und dann das Visum für Japan zu beantragen. Wir haben in Japan geheiratet, und ich bin danach noch einmal für zwei Monate nach Deutschland gegangen, um dort alles richtig eintragen und klären zu lassen. Leider gibt es immer wieder Probleme, wenn Leute mit einem Touristenvisum nach Japan einreisen und dann dort auf ein Ehegattenvisum wechseln wollen – So z.B. bei Yoko von Lost in Japan dieses Jahr. Deswegen würde ich jedem raten, das Visum nach Möglichkeit bei der japanischen Botschaft in Deutschland zu beantragen. Geht viel schneller als in Japan, und ist sicherer.

Aber zurück zum Reisepass. Da ich bei meiner Hochzeit unter 24 Jahre alt war, bekam ich lediglich einen Pass für sechs Jahre. Das ist in Deutschland so geregelt, den Grund kenne ich aber nicht – weil sich das Gesicht noch verändert? Auf jeden Fall musste ich diesen Pass dieses Jahr erneuern lassen, denn ohne einen gültigen Pass möchte ich nicht unbedingt im Ausland leben. 🙂 Das heißt aber auch, dass ich meinen Pass im Ausland ausstellen lassen muss, und zwar in Tokyo.

pass

Was braucht man alles?

Man braucht verschiedene Dokumente, von denen mindestens eines zwingend aus Deutschland kommt. Ich habe auch dieses Mal Hilfe von meinen Eltern bekommen. Ansonsten kann man inzwischen auch viel online beantragen und sich zuschicken lassen.

  • Ausgefülltes Antragsformular
  • Bisheriger Reisepass
  • Geburtsurkunde (Beglaubigte Abschrift des Geburtenregisters)
  • Aufenthaltserlaubnis (Residence Card)
  • Abmeldebestätigung, falls man abgemeldet ist und das noch nicht im Pass vermerkt ist
  • Passfoto
  • Falls man verheiratet ist: Deutsche Eheurkunde oder Koseki Tôhon (戸籍謄本)
  • Ggf. Bescheinigung über die Namensführung

Die Abschrift des Geburtenregisters ist, was meine Mama für mich besorgt hat. Das Geburtenregister befindet sich im Geburtsort, und wird vom Bürgeramt dort ausgestellt. Ich bin glücklicherweise in Berlin geboren (Pankow), von daher war der Weg nicht allzu weit. Nächstes Mal werde ich es trotzdem irgendwie online versuchen, muss ja nicht jedes Mal meine Mama durch die Gegend schicken.

Meine Abmeldebestätigung habe ich als Scan in der Cloud, und könnte sie jeweils ausdrucken. Falls man nicht aus Deutschland abgemeldet sein sollte, ist die Botschaft übrigens nicht für einen zuständig. Falls man trotzdem dringend einen Pass in Japan ausgestellt bekommen möchte, kostet das noch einmal 60€ extra.

Um meine Ehe und meine Namensänderung zu bescheinigen, habe ich das Familienregister (戸籍謄本 Koseki Tôhon) meines Mannes verwendet. Jede/r Japaner/in hat ein Familienregister, in dem man auch als ausländischer Ehepartner aufgeführt ist, und das man als Familienmitglied ohne Probleme bekommen kann. Für das japanische Familienregister wird keine zusätzliche Übersetzung benötigt.

Außerdem braucht man auf jeden Fall einen Termin! Termine bekommt man recht bequem über die Seite der deutschen Botschaft in Tokyo.

Wie teuer ist ein Pass und wie lange dauert es?

Ein Pass kostet zwischen 58,50€ und 102€. Für das Expressverfahren zahlt man noch einmal 32€ mehr, wenn die Botschaft eigentlich gar nicht für einen zuständig ist, weil man noch in Deutschland gemeldet ist, zahlt man 60€ drauf. Eine Übersicht findet ihr auf der Seite der deutschen Botschaft. Ich konnte mit meiner Kreditkarte bezahlen, mir wurde aber gesagt, dass das nicht immer funktioniert – nehmt also Bargeld (Yen) mit!

Man kann den Pass etwa vier bis fünf Wochen nach der Beantragung abholen, wenn man für das Expressverfahren bezahlt hat, auch schon nach etwa zwei Wochen. Wenn der Pass bei der Botschaft abgeholt werden kann, erhaltet ihr eine Email.

Was mache ich mit meinem Visum?

Das Visum für Japan klebte damals im Pass. Jedes Mal, wenn man ein neues beantragte, sammlten sich die Aufkleber an. Inzwischen ist das nicht mehr so, denn jetzt ist die Residence Card das Visum. Man muss also nichts umkleben lassen. 🙂

Das ist übrigens ein guter Grund, warum die Adresse auf eurer Residence Card immer aktuell sein sollte: Wenn ihr sie irgendwo verlieren solltet, bekommt ihr sie mit eurer aktuellen Adresse drauf höchstwahrscheinlich zurück. Um eine neue Residence Card zu beantragen, müsst ihr zur Einwanderungsbehörde, die Adressänderung macht hingegen euer Bürgeramt um die Ecke. Lieber einmal 15 Minuten warten als woanders viel viel länger. Es gibt auch Bürgerämter, die am Wochenende oder bis spät abends offen haben! 🙂

Ich muss meinen Pass schnell beantragen, aber bis die Dokumente aus Deutschland ankommen dauert es noch ein paar Wochen…

Lasst euch PDF-Versionen eurer Papiere zusenden. Meine Abschrift aus dem Geburtenregister hat es auch noch nicht zu mir geschafft, man kann den Antrag auch auch mit Kopien stellen. Nur bei der Abholung muss man dann die Originaldokumente mitbringen.

Wie erkläre ich einem japanischen Fotografen, was für Fotos ich brauche?

Auch für den japanischen Pass werden biometrische Fotos benötigt. Ihr könnt also zu jedem Fotografen gehen und nach Passfotos fragen. Falls sich euer Fotograf unsicher sein sollte: 4,5 x 3,5cm, euer Gesicht sollte 70-80% des Fotos einnehmen, heller Hintergrund.

besucher

Ich muss zugeben, dass ich mit der deutschen Botschaft nicht immer die besten Erfahrungen gemacht habe, aber diesmal bekam ich am Telefon hilfreiche Auskünfte und auch bei der Botschaft selbst war alles ok! 🙂

Die deutsche Botschaft in Tokyo ist übrigens nicht für alle Deutschen in Japan zuständig, sondern nur für die Bewohner der folgenden Präfekturen: Akita, Aomori, Chiba, Fukushima, Gunma, Hokkaido, Ibaraki, Iwate, Kanagawa, Miyagi, Nagano, Niigata, Saitama, Shizuoka, Tochigi, Tokyo, Yamagata, Yamanashi.

Um den gesamten Rest kümmert sich das Generalkonsulat Osaka-Kobe.

Ich hoffe, dass ich jemandem die Nervosität nehmen konnte. 🙂 Augen zu und durch, und dann seid ihr es erst einmal zehn Jahre lang los.

Der Vorteil davon, in Japan zu leben.

Immer wieder schreibe ich darüber, dass das Leben in Japan nach Jahren oft nicht mehr besonders ist. Matcha Latte und Sushi lassen mich nicht wirklich in Begeisterungsstürme ausbrechen, auch wenn ich sie gerne konsumiere. Klar, ist das ein wenig schade, aber wenn man etwas immer haben kann…

Richtig gut wird diese “in Japan leben”-Chose eigentlich erst, wenn man Interesse an Dingen hat, die aus Japan kommen. Das musste ich vor allem bei meinem neu aufgeflammten Interesse an Studio Ghibli feststellen.

wasserspielzeug

Spielzeug für die Badewanne

Zwar ist Studio Ghibli auch im Ausland sehr beliebt, und DVDs sind in Deutschland viel günstiger, aber mit wie viel Ghibli ich mich hier wie einfach eindecken kann, steht in keinem Vergleich. In jeder Videothek gibt es die gesammelten Werke von Ghibli, in meiner sogar die Dokumentation 夢と狂気の王国 (The Kingdom of Dreams and Madness) (Amazon.de Link), zum Ausleihen. Während man in Deutschland über das Internet vereinzeltes Ghibli-Merchandise zu überteuerten Preisen kaufen kann, bin ich einfach an der Quelle und kann in einem ganzen Laden nur mit Ghibli-Zeug einkaufen. Im Fernsehen laufen immer wieder Ghibli-Filme (übrigens immer bei 日本テレビ Nippon Terebi), und selten bekommt man auch mal Dokumentationen* zu Gesicht.

* 終わらない人 宮崎駿 (Hayao Miyazaki – Der Mann der nicht aufhört) könnt ihr euch hier ansehen. Nur auf Japanisch, und die Stimme der Erzählerin ist nervig, aber gut.

ghiblibuecher

Während es die Artbooks zu den verschiedenen Filmen auch in anderen Sprachen als Japanisch zu kaufen gibt, hat die internationale Fangemeindet mit anderen Druckerzeugnissen nicht so viel Glück. Seit von Studio Ghibli kaum noch etwas zu hören ist, haben verschiedene Leute Bücher veröffentlicht, die Einblick in die Arbeit im Studio gewähren. Zuhause habe ich von den neueren Büchern nur 吾輩はガイジンである (Wagahai ha Gaijin de aru; Ich bin Ausländer) von Steve Alpert, dem Mann, der Ghibli in die Welt hinaustrug. Ansonsten in meinem Besitz: 風の帰る場所 (Der Ort, an den der Wind zurückkehrt) und 続・風の帰る場所 (Der Ort, an den der Wind zurückkehrt (Fortsetzung)), zwei Bücher mit langen Interviews mit Hayao Miyazaki , 宮崎駿の雑想ノート (Miyazaki Hayaos Notizbuch der ziellosen Gedanken) mit Zeichnungen und Kurzgeschichten, die Miyazaki in den späten 80ern veröffentlichte, und ジブリの立体建造物展 ( Ghiblis dreidimensionale Gebäude-Ausstellung), das begleitende Buch zur gleichnamigen Ausstellung.

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Apropos Ausstellungen: Wie oft könnt ihr euch in Deutschland Ghibli im Museum ansehen?

Hier ist eigentlich immer etwas. Allein in den letzten Monaten war ich bei einer allgemeinen Ghibli-Ausstellungim Ghibli-Museum und in der Layout-Ausstellung. Wenn ich Glück habe, werden wir uns auch die oben erwähnte Gebäude-Ausstellung Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres ansehen.

Klar, solche Vorteile genießt jeder, der im Ursprungsland einer Sache ist und die Ursprungssprache versteht. Dass ich in Japan lebe, hilft mir weder in Sachen Sherlock* noch in Sachen Doctor Who. Die größte Auswahl an hübschen skandinavischen Dingen gibt es noch immer in Skandinavien.

* Wir haben die vierte Staffel zuhause, aber noch nicht gesehen. Keine Spoiler!

Aber manchmal habe ich Glück. 😉

Worüber würdet ihr euch am meisten freuen, wenn ihr in Japan leben würdet?
Oder, falls ihr in Japan lebt: Worüber freut ihr euch in Japan am meisten?

Aus der Ferne.

Eine Berlinerin in Tokyo zu sein, ist meist nicht allzu schwer. Berlin ist ja sowieso dreckiger, lauter, unhöflicher und nahverkehrstechnisch schlechter aufgestellt als meine Wahlheimat. Wenn ich Heimweh nach etwas haben würde, wäre es sowieso nicht die Stadt an sich, sondern meine Familie und Freunde, die in ihr wohnen.

Vor fast vier Jahren schrieb ich folgendes:

Heimweh habe ich auch nicht, denn ich weiß ja, dass in Deutschland alles gut läuft.

Hinter dieser Aussage stehe ich noch immer, nur leider läuft derzeit nicht alles gut. Erst am Sonntag hörte ich von Problemen, die meine Familie derzeit belasten. Was am Montag in Berlin passierte, muss ich wahrscheinlich niemandem erzählen.

Wenn man so weit von der Familie und dem Ort, an dem man aufgewachsen ist, entfernt lebt, kann man oft nur zusehen. Aus der Ferne muss man sich auf das verlassen, was auf den Onlineportalen von Zeitungen zu lesen ist. Und ja, das bereitet durchaus mehr Sorgen und Angst, als wenn man vor Ort wäre. Ich wäre im Moment lieber in Berlin.

Zum Glück ist niemandem, den ich kenne, etwas passiert. Ich hoffe natürlich, dass auch keiner meiner Leser betroffen ist. Feiert trotz allem ein besinnliches Weihnachtsfest mit all euren liebsten Menschen! Esst so viel ihr könnt! Lasst euch nicht unterkriegen! 🙂 Ich feuere euch aus 8900km Entfernung an und versuche nicht auf Arbeit zu weinen.

Sarkasmus: Aus.

Für viele von uns ist Sarkasmus die erste Fremdsprache, die wir lernen. Für manche gilt das mehr, für manche weniger. Ich bin von Hause aus sehr sarkastisch. Weil ich mit Sarkasmus Leute zum Lachen bringen kann, macht es mir unglaublich viel Spaß sarkastisch zu sein. Ich kann euch den abstrusesten Müll ohne einmal zu lächeln erzählen.

In Japan musste ich es mir abgewöhnen. 🙁 Sarkasmus funktioniert hier einfach nicht so gut. Mein Mann sagt, dass das so ist, weil Sarkasmus hier oft als bösartig wahrgenommen wird. Die Leute lernen es einfach nicht als Form des Humors kennen, und können es deswegen oft nicht selbst einsetzen – oder erkennen. Vor allem in Kyoto, höre ich immer wieder, sei gemeiner Sarkasmus verbreitet.

Wenn einem dort noch ein Tee angeboten werde, oder gleich das Vorbereiten eines Gästebettes, sei es höchste Zeit nach Hause zu gehen. Okay, ich dachte Japan hätte sich mit seiner Gastfreundlichkeit (お・も・て・な・し) die olympischen Spiele geangelt?!

Und ja, Sarkasmus kann gemein sein und wehtun. In der Hinsicht ist es sicher nicht so schlecht, dass er bei mir kaum noch Verwendung findet. Aber bei komplett offensichtlichen Dingen treten über 20 Jahre Deutschland und meine Sarkasmus-Konditionierung ans Tageslicht.

Vor vielen Monaten ging ich mit Kolleginnen essen, und zeigte ihnen Fotos von meiner Hochzeit. Ich gebe zu, meine Hochzeitsfotos zeige ich gerne, weil sie wirklich schön sind. Noch einmal zur Erinnerung:

Alle staunten, und es oooohte und aaahte, bis plötzlich jemand ernsthaft fragte, ob der Mann auf dem Foto denn mein Mann sei. Auf meinem Hochzeitsfoto. Der Mann im Hakama. Der mich ganz verliebt anschaut. Was soll man auf so etwas antworten?! Ich wusste mir nicht anders zu helfen:

Ach nein, der hat mit mir eigentlich gar nichts zu tun. Der war nur zufällig da.

Bei internationalisierten Kolleginnen hätte ich mit Gelächter rechnen können. Es ist einfach arg unwahrscheinlich, dass ich an meinem Hochzeitstag mit einem fremden Mann Fotos mache, weil er zufällig im selben Schrein in Hochzeitskleidung herumläuft. Die Reaktion der japanischen Kolleginnen hat mich vom Hocker gehauen:

Ach so. (es folgte Stille)

Ich habe fast die Zikaden zirpen gehört. 😉

Es kommt einfach nicht an. Die meisten Japaner sind nicht an Sarkasmus gewöhnt, und bemerken sarkastische Bemerkungen deswegen gar nicht. Für sie ist nicht klar, dass die absichtliche Formulierung einer total abstrusen Idee lustig sein soll. Aber klar, Wortspiele sind die Krönung des Humors…

Das hört sich vielleicht etwas verbittert an, aber das bin ich gar nicht. Sarkasmus ist für mich oft ein Reflex, und Japaner sind immun. Damit werde ich leben müssen. 🙂 (Es wird sehr hart…)

Erinnert ihr euch an eine Begebenheit, wo jemand euren Sarkasmus aus unerfindlichen Gründen ernstgenommen hat?