In Teamarbeit zum Bestseller-Manga: Die Jujutsu Kaisen-Ausstellung in Shibuya

Jujutsu Kaisen (呪術廻戦) ist einer der derzeit beliebtesten Manga in Japan. Wer hier schon ein wenig mitliest, weiß natürlich, dass auch ich ein großer Fan bin.

Ende letzten Jahres verkündete der Autor des Manga, Akutami Gege (芥見下々), dass er ihn dieses Jahr beenden würde. Letzten Montag dann die Ankündigung, dass er bereits Ende September enden wird. Der Anime wird wahrscheinlich die gesamte Handlung des Mangas abdecken, sodass Jujutsu Kaisen uns noch einige Jahre erhalten bleibt – auch wenn es keine neuen Manga-Kapitel mehr geben wird. Jeder Manga-Fan weiß, dass Anime eigentlich bereits als Derivat, als eine Ableitung vom Grundwerk, zu sehen sind.

Obwohl Gege gegenüber seinen Charakteren keinerlei Mitleid zeigt, war er diesen Sommer großzügig und hat uns mit einer Ausstellung beglückt. Es ist die erste Ausstellung, die sich ausschließlich dem Manga widmet, in bisherigen Ausstellungen ging es immer um den Anime oder den Film.

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Gege arbeitet ausschließlich digital. Es existieren also kaum analoge Originalzeichnungen. Während der Planung der Ausstellung stellte das Gege vor ein großes Problem: Was sollte er ausstellen? Letztendlich hat er die perfekte Lösung gefunden, die auch ein wenig seinen Charakter wiederspiegelt. Obwohl ich Gege jedes Mal verfluche, wenn meinem Lieblingscharakter in einem neuen Kapitel übel mitgespielt wird, glaube ich dennoch, dass er im Grunde schwer in Ordnung ist.

In der Ausstellung werden verschiedene Teile des Entstehungsprozesses parallel gezeigt:

Zuerst einmal natürlich, wie der Manga an sich entsteht – von der groben Skizze bis zur fertigen Seite. Dabei werden zuerst die Aufteilung der Seite, eine grobe Skizze der Charaktere sowie der Text festgelegt und an den Redakteur gesendet. Wenn dieser seine Anmerkungen gemacht hat und man sich geeinigt hat, zeichnet Gege mehr Details und gibt Anweisungen an seine Assistenten.

Die meisten berühmten Mangaka arbeiten mit Assistenten, denn anders wäre das enorme Pensum gar nicht zu bewältigen. Assistenten übernehmen oft das Zeichnen von Hintergründen und Effekten. Die meisten Mangaka haben selbst als Assistenten angefangen.

Während die Assistenten die Hintergründe zeichnen, widmet sich Gege den Charakteren und arbeitet sie weiter aus. Wenn die Hintergründe fertig sind, erfolgt die Reinzeichnung der Charaktere und alle Elemente wie Charaktere, Hintergrund, Effekte werden zusammengefügt. Zum Schluss werden noch letzte Anpassungen vorgenommen.

Weil Gege jede Woche ein neues Kapitel vervollständigen muss, arbeitet er dabei immer parallel an drei Seiten. Kein Wunder, dass Mangaka regelmäßig wegen Stress erkranken.

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Neben dem Zeichnen muss Akutami Gege sich die Geschichte natürlich auch ausdenken und dafür recherchieren. Auf mehreren Panels in der Ausstellung wurde sein Austausch mit einem Rechtsanwalt erläutert, um einen Handlungsstrang möglichst realitisch zu gestalten. All das erfordert viel Zeit. Gute Assistenten schaffen dabei Freiräume, weswegen sie in der Ausstellung besonders gewürdigt wurden. Alle Fotoecken in der Ausstellung, in der man sonst natürlich nicht fotografieren durfte, waren von Assistenten gezeichnete Hintergründe oder Figuren. Daneben waren die vervollständigten Seiten mit den Charakteren sowie ein Lobgesang von Gege auf den jeweiligen Assistenten zu sehen.

Generell ist Akutami Gege sehr großzügig mit Lob. Über die Ausstellung verteilt beantwortet er viele Fragen zu seinem Prozess und zu Jujutsu Kaisen und erwähnt dabei immer wieder seine Vorbilder. Auch zeitgenössische Zeichner werden nicht mit Lob ausgespart: Während Gege laut eigener Aussage keine großen Erwartungen an seine eigenen Zeichenkünste hat, hebt er z.B. die Fähigkeiten von Fujimoto Tatsuki (藤本タツキ), dem Zeichner von “Chainsaw Man” und “Look Back”, hervor.

Ein erklärtes Ziel der Ausstellung war, den Besuchern zu zeigen, dass auch sie Manga zeichnen können. Mangaka fallen nicht vom Himmel und zeichnen komplett im Alleingang direkt perfekte Bestseller. Es ist ein langer Prozess, an dem viele Leute beteiligt sind – auch ein Akutami Gege macht Fehler (und gesteht sie ein). Diese Message ist sicher vor allem für viele junge Menschen wichtig, die selbst Mangaka werden wollen. Sie nimmt ein wenig Druck heraus und steigert die Motivation.

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Weil es so unglaublich viel zu sehen, lesen und, dank eines Audioguides mit den Stimmen der Jujutsu Kaisen-Charaktere Itadori Yuji und Sukuna, hören gibt, habe ich etwa zweieinhalb Stunden gebraucht, um die gesamte Ausstellung zu sehen. Aber es hat sich gelohnt. Das ist die Art von Manga-Ausstellung, die ich sehen will. Wenn ich mir nur schöne Bilder ansehen wollen würde, könnte ich das online. Dafür muss ich weder das Haus verlassen noch Geld ausgeben. Gebt mir Hintergrundinfos!

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Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 27. August 2024 in Tokyo, reist danach aber weiter nach Osaka und wird danach sicher noch durch andere Städte tingeln. Aktuelle Informationen findet ihr auf der offiziellen Website.

Ich freue mich einerseits auf das Ende der Serie Ende September – nichts ist schlimmer als ein Manga, der nicht weiß, wo er enden sollte – andererseits weiß ich aber jetzt schon, dass ich Jujutsu Kaisen direkt noch einmal von vorne lesen werde. 🙂

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