Wie einige von euch sicher mitbekommen haben, sind mein Sohn und ich derzeit in Deutschland. Für einige stellt sich vielleicht die Frage, warum man “ausgerechnet jetzt” in der Welt herumreisen muss. Tatsächlich habe auch ich nicht davon geträumt, mit einem fünf Monate alten Baby 14 Stunden in ein kaltes Berlin im Lockdown zu fliegen. Ein Südseeinselstrand würde mir besser gefallen. 😉
Ursprünglich war geplant, dass meine Eltern im Herbst nach Tokyo kommen um ihr Enkelkind zu bestaunen. Daraus wurde wegen der Einreisebeschränkungen nichts. Mein Sohn und ich können zwischen Deutschland und Japan reisen, er als doppelter Staatsbürger, ich als Deutsche mit Niederlassungserlaubnis in Japan. Das erlaubt es uns nicht nur meine Eltern zu sehen, sondern Bocchan auch meinen Großeltern vorzustellen. Dass die beiden letzten Großeltern meines Mannes letztes Jahr verstarben, verlieh diesem Anliegen noch einen Schuss Dringlichkeit.
Natürlich halten wir uns an sämtliche Regelungen bezüglich Corona.
Die Buchung
Zuerst hatte ich über Expedia einen Flug der polnischen Airline LOT reserviert. Mit rund 800€ war er am günstigsten und die Reiseroute über Warschau passte mir auch sehr gut. LOT hat einen recht fixen Service, an den man sich über Facebook wenden kann, der mir auch sofort ein Baby Bassinet dazubuchte. Dummerweise fing LOT einige Wochen vor dem Flug plötzlich an, meine Flüge herumzuschieben und auf einmal war mein Rückflug gestrichen. Weil man mir keine Alternativflüge an meinem gewünschten Rückreisedatum anbieten konnte, habe ich den gesamten Flug storniert und werde wahrscheinlich irgendwann im nächsten Jahr mein Geld zurückbekommen.
Meine zweite Buchung war erneut über Expedia, diesmal mit Japan Airlines als Codeshare mit Finnair und British Airways. Auch hier wurde mir der Rückflug plötzlich gecancelt, aber Japan Airlines hat ein recht großes Netzwerk, auf das es zurückgreifen kann. Deswegen werde ich voraussichtlich am gleichen Tag, wie ursprünglich geplant war, nach Tokyo zurückfliegen können.
Was ich nach dem ganzen Hickhack gelernt habe: Nicht über Expedia oder einen anderen Drittanbieter buchen. Die Hotlines der Fluglinien verweisen einen nämlich gern dorthin und dann müssen sämtliche Änderungen über mehrere Ecken vorgenommen werden. Über eine Stunde mit Expedia am Telefon zu hängen, während die Mitarbeiterin dort Japan Airlines anrief, war keine schöne Erfahrung.
Von Narita über Helsinki nach Berlin
Narita war wie ausgestorben. Die meisten Läden waren geschlossen und nur einer der Security Checks war geöffnet. Dort wurde man aber behandelt wie ein VIP, schließlich hatte niemand etwas zu tun. So konnte ich ganz gemächlich meinen Laptop und vor allem das ganze Wasser für Bocchans Babymilch aus- und wieder einpacken.
Auch der eine geöffnete Ausreiseschalter war von einem Beamten besetzt, der ganz offensichtlich zu Tode gelangweilt war. Auf dem Weg zum Gate traf ich etwa zehnmal so viele Flughafenmitarbeiter wie andere Reisende. Einerseits natürlich super entspannt, andererseits auch nicht auf Dauer haltbar. Laut einer Flugbegleiterin waren auf unserem Flug knapp 20 Passagiere, als ich in Helsinki einmal durchzählte waren es 17. Im hinteren Teil des Airbus A350-900 waren wir zu sechst (inklusive Bocchan).
So hatten wir zwar keine Wahl, was das Essen anbelangte, aber wurden dennoch hervorragend umsorgt.
Für Bocchan hatte ich ein Baby Bassinet gebucht. Das kostete zwar etwa 80€ extra, weil es nur vor der mittleren Sitzreihe an den Notausgängen angebracht werden kann und die mehr kosten, war aber wirklich praktisch. Nicht nur, dass ich Bocchan hinlegen konnte und ihn nicht ständig 100% umsorgen musste, er schlief tatsächlich auch ein paar Stunden auf dem Flug. Ohne das Bassinet wäre das höchstens auf dem Arm gegangen und wahrscheinlich sehr schmerzhaft geworden. Bocchan ist schwer. Leider sind zumindest die Bassinets auf diesem Flug nur bis 11kg zugelassen und schon jetzt war es etwas eng. Bocchan war auf dem Flug aber große Klasse. Die neuneinhalb Stunden nach Helsinki haben wir ohne größere Gefühlsausbrüche überstanden.
Generell fliege ich gern über Helsinki. Der Flughafen ist recht überschaubar und modern und anders als bei Flügen über beispielsweise London oder Paris fliegt man nicht erst einmal über Berlin hinweg. Leider muss man aber noch einmal durch eine Sicherheitskontrolle, die sogar ein wenig strenger ist, als die in Japan. Diesmal musste ich auch meine Kamera aus den Tiefen meines kleinen Koffers kramen und auch alles wieder zu verstauen machte keine große Freude.
Der Flughafen war auf der Seite mit den internationalen (nicht-Schengen) Flügen komplett leer, die Geschäfte fast alle geschlossen. Im Schengen-Bereich nach der Passkontrolle war es dann aber überraschend voll und auch die Geschäfte waren großteils offen.
Unser Flug nach Berlin war dann auch fast komplett besetzt. Den Sitz neben mir war glücklicherweise frei, denn der bisher so ausgeglichene Bocchan war inzwischen einfach fertig mit der Welt – Klar, es war längst nach seiner Schlafenszeit und im Flugzeug kann man einfach nicht entspannt schlafen.
Insgesamt ist es wahrscheinlich sogar angenehmer während Corona mit einem Baby international zu fliegen. Es entfällt einfach viel lästiges Anstehen und die Flugbegleiter haben die Hände frei um sich um einen zu kümmern. Außerdem war das Flugzeug so leer, dass ich mir keine Sorgen darum machen musste, irgendjemanden mit der Existenz meines Sohnes zu belästigen. 😉
Nur innerhalb des Schengenraums machte es keinen Unterschied und da war es mir wegen Corona dann doch recht unangenehm mit Baby zu fliegen. In Japan wird selbstverständlich im Flughafen Maske getragen, auf dem Flug von Finnland nach Deutschland waren aber einige Experten, die sie wirklich erst im Flugzeug aufgesetzt haben.
Wir werden jetzt die nächsten Tage nutzen, um unseren Schlafrhythmus Deutschland anzupassen. Dann wird aus Kreisch-Schrei-Bocchan auch wieder ein ausgeglichener entspannter Bocchan.
Ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit, trotz aller Unwägbarkeiten momentan.
Wahrscheinlich sind alle verrückt nach dem kleinen Sonnenschein und du reist mit 3 Koffern mehr zurück als hin *g*.