Es ist Mitte April. Der Notstand wurde ausgerufen und in den Drogerien gibt es schon lange keine Gesichtsmasken mehr zu kaufen. Da verspricht Premierminister Abe Shinzō jedem Haushalt zwei wiederverwendbare Gazemasken zu schenken – und so nimmt das Drama seinen Lauf.
Der Plan wird im Internet direkt lächerlich gemacht. Nicht nur, dass viele Haushalte aus mehr als zwei Personen bestehen, die Masken, die Abe seitdem demonstrativ bei jeder Veranstaltung trägt, sind winzig und wecken bei vielen vor allem jüngeren Leuten Assoziationen an die Großelterngeneration. Gazemasken waren vor der Pandemie bereits unbeliebt.
Viele Leute brauchen und wollen diese Masken nicht und zweifeln daran, ob die veranschlagten 26 Milliarden ¥ (ca. 210 Mio. €) wirklich gut investiert sind. Ein wenig mysteriös wird das Ganze, als zwar bekannt gegeben wird, dass mit vier Firmen ein Vertrag über die Herstellung der Masken abgeschlossen wurde, aber nur drei Firmen öffentlich benannt werden. Letztendlich waren es wohl insgesamt elf Firmen.
Als die ersten Masken endlich bei den Steuerzahlern eintreffen, wird ein weiteres Problem deutlich: Etwa 10% der Masken sind mangelhaft, bei einigen finden sich sogar Schimmel oder Ungeziefer. Der Grund ist ein einfacher: Bei der Bestellung der Masken wurde ausdrücklich mehr Wert auf Geschwindigkeit als auf Qualitätskontrolle gelegt. In der Konsequenz wird das Verteilen der Masken vorrübergehend eingestellt und die Qualitätskontrolle wird für 80 Mio. ¥ (ca. 646.000 €) nachgeholt.
Ende Mai wird der Notstand aufgehoben.
Letzten Freitag haben wir endlich unsere zwei Gazemasken im Briefkasten. Inzwischen besteht die große Maskenknappheit allerdings nicht mehr, selbst die importierten Maskengroßpackungen aus China kosten nur noch die Hälfte des Ursprungspreises.
Was werden wir jetzt also mit diesem Symbol für “das Gegenteil von gut ist gut gemeint” machen? Gute Frage. Vielleicht spenden wir sie an eine Organisation, denn es gibt natürlich Leute, die die Masken gut gebrauchen können. Wohnungslose z.B. haben aus Ermangelung eines Briefkastens keine Masken erhalten.
Die 100.000 ¥ (ca. 810 €), die wir vom Staat pro Person bekommen haben, haben uns auf jeden Fall mehr gefreut.
Oh mann, ich hatte ja schon viel (Schlechtes un dLustiges) über die Masken gehört, aber auf deinem Bild sehe ich zum ersten Mal wie klein die wirklich sind
Google mal nach 安倍晋三 マスク, dann siehst du, wie schlecht sie selbst dem größten Verfechter passen…
in Deutschland sehe ich Masken mittlerweile in jedem Späti und jeder Tankstelle an der Kasse, gleich zwischen Kaugummi, Schokoriegeln und Wunderbäumen. Sie sind im Alltag angekommen.