Dieses Jahr habe ich euch jeden Monat die traditionellen Monatsnamen und Feste vorgestellt. Heute ist der 1. Dezember, so schnell kann das Jahr vorbeigehen. 🙂 Also geht es heute um den 12. Monat des traditionellen Kalenders und was da alles los ist…
Dezember: 師走 (Shiwasu).
Der Dezember ist einer von nur zwei Monaten traditionellen Kalenders, die ohne das Schriftzeichen 月 (tsuki) oder “Monat” auskommen (der andere ist der März). Der Ursprung des Namens für den Dezember ist ein wirklich lustiger:
Im Dezember haben die Gelehrten (師) wegen des neuen Jahres so viel zu tun, dass sie nur noch herumrennen (走). 😀
Tatsächlich ist das Neujahr in Japan das größte Familienfest, in etwa vergleichbar mit Weihnachten in Deutschland. Darüber habe ich im letzten Januar bereits mehr geschrieben:
Im Dezember also sind alle mit den Vorbereitungen dieser wichtigen Festlichkeiten beschäftigt. Da die meisten Büros über Neujahr etwa eine Woche geschlossen sind, muss auch auf Arbeit viel erledigt werden. Bei einer ausländischen Firma wie der, bei der ich arbeite, ist das Jahresende schließlich auch Ende des Geschäftsjahres. Bei traditionell japanischen Unternehmen läuft das Geschäftsjahr bis Ende März des Folgejahres.
Apropos Arbeit: Im Dezember finden allerorts die Jahresendfeiern, Bōnenkai (忘年会), statt. Diese haben dieselbe Stellung wie betriebliche Weihnachtsfeiern in Deutschland, müssen aber oft aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Wenn man dann Pech hat, wird man gleich auf mehreren Feiern erwartet: Mit der Arbeitsgruppe, mit der Abteilung, mit … Alle wollen trinken gehen.
Ende des Jahres setzen sich auch viele Leute hin und schreiben Neujahrskarten, Nengajō (年賀状), auch wenn diese Tradition sich vor allem bei jungen Menschen nicht mehr allzu großer Beliebtheit erfreut.
Wenn man sich, wie meine Familie dieses Jahr, im Trauerjahr befindet, versendet man übrigens alsbald Trauerkarten (Mochū-Hagaki 喪中はがき) an Familie und enge Bekannte. Diese wissen dann, dass man in diesem Jahr keine Neujahrswünsche erhalten möchte. Ich persönlich finde diese Tradition ein wenig schade, denn das neue Jahr birgt hoffentlich schöneres als das vergangene. Aber: Andere Länder, andere Sitten.
Ganz am Ende des Jahres, an Sylvester, essen Japaner dann Soba-Nudeln um für ein langes Leben zu sorgen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass wir in den acht Jahren, die ich dieses Ritual schon mitmache, durchaus schon andere lange Nudeln gegessen haben – Ich bin nicht der größte Soba-Nudeln-Fan. Der Gedanke ist, was zählt?
Außerdem läuten von kurz vor dem Jahreswechsel bis danach die Glocken der buddhistischen Tempel 108 Mal, um die Menschen vor den 108 weltlichen Sünden zu bewahren. Da wir am 1.1. meist früh raus müssen, schlafen wir zu der Zeit aber schon tief und fest, was wahrscheinlich auch so einiges erklärt…
Euch wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit, wir werden es uns auch kuschelig machen. 🙂