Aomori, Teil 4: Aomori Stadt. (2)

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Den letzten Tag unserer Reise begannen wir in einem Markt. Das Aomori Fisch- und Gemüse-Center (青森魚菜センター) war nur zwei Minuten von unserem Hotel entfernt. Dieser Markt hat sich etwas ausgedacht, um Touristen anzulocken.

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Es gibt Nokkedon (のっけ丼). Nokkedon besteht aus den Wörtern 乗っける (nokkeru), “etwas auf etwas anderes packen”, und 丼 (don), eine Schüssel Reis. In dieser Markthalle kauft man sich Coupons, zehn für 1300¥ (9,60€) oder fünf für 650¥ (4,80€), und kann diese dann gegen Zutaten für den eigenen Nokkedon umtauschen. Das macht wirklich viel Spaß, weil man mit seinen eigenen Coupons etwas haushalten muss, dafür aber wirklich nur Sachen bekommt, die man essen möchte. Tipp: Wenn man zum Schluss noch einen Coupon übrig haben sollte, kann man den gegen Misosuppe umtauschen.

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Wir hätten um ehrlich zu sein noch viel mehr essen können, wollten es aber nicht übertreiben. Nokkedon ist nicht die günstigste Art, Sushi zu essen, aber es macht riesigen Spaß und der Fisch ist auch wirklich vorzüglich.

Für uns ging es ersteinmal zurück ins Hotel, denn wir mussten auschecken, unseren Koffer woanders unterbringen und in den Bus zum Kunstmuseum der Präfektur Aomori (青森県立美術館) steigen. In dem Museum fand zeitgleich eine Ausstellung zu einem Anime- oder Mangazeichner statt, deswegen hat das, vom Architekten Aoki Jun (青木淳) entworfene, Gebäude Augen. Wer nur die ständige Ausstellung sehen möchte, bezahlt dafür 510¥ (ca. 3,80€). Leider darf auch in diesem Museum, wie den meisten japanischen Museen, nicht fotografiert werden.

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Eine Ausnahme stellt der Aomori-ken von Nara Yoshitomo dar. Er ist so etwas wie das Maskottchen des Museums. Wenn es wärmer ist, kann man ihn auch näher betrachten. Der Name an sich ist ein Wortspiel: -ken heißt sowohl Hund (犬) als auch Präfektur (県). Zu diesem Hund gibt es außerdem ein Kinderbuch. Dort ist der Hund so groß, dass die Menschen seine Existenz gar nicht wahrnehmen, was den Hund sehr einsam macht. Eines Tages bemerkt ihn ein kleines Mädchen, und sie werden Freunde. Ein weiterer Aomori-ken steht in Hirosaki, der Heimatstadt Naras.

Von der ständigen Ausstellung haben mir ganz besonders die Monsterskizzen von Narita Tohl für die Fernsehserie Ultraman und die Drucke für Modeunternehmen wie Minä Perhonen von Kikuchi Atsuki gefallen. Außerdem ganz interessant waren die Fotos von Aomori von Kojima Ichirō aus den 50er und 60er Jahren und die recht große Ausstellung der Werke der Kinderbuchautorin und Illustratorin Virginia Lee Burton. Es gibt also viel zu sehen, und in Aomori muss man auch nicht mit den Massen um Platz vor den Werken konkurrieren.

Zurück in der Nähe des Bahnhofs Aomori kehrten wir in ein Stück Österreich in Japan ein. Das Café Strauß wird von einem Konditormeister geführt, der im Oberlaa in Wien gelernt hat.

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Das Café Strauß sieht noch ein wenig älter und rüschiger aus, ist aber für japanische Verhältnisse wirklich weiträumig und bequem. Die Auswahl an Kuchen ist auch nicht zu verachten, auch wenn wir beide uns für die Sachertorte entschieden. Die war auch wirklich gut. Nächstes Mal, wenn wir nach Deutschland fliegen, gehen wir groß Kuchen essen.

Leider konnten wir uns hier nicht so lange ausruhen wie ich gehofft hatte, denn die Bahn zum Onsenort Asamushi (浅虫温泉) fuhr bald ab. Diesmal mussten wir die letzten Meter wirklich rennen, sonst hätten wir eine Stunde warten müssen.

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Dieses Foto hatten wir morgens gemacht. Ich finde den Charakter so süß!

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In Asamushi gibt es einige sehr schöne heiße Quellen, wir entschieden uns für das Kaisenkaku (海扇閣), weil es online am vielversprechendsten aussah. Normalerweise kostet die Badbenutzung pro Person 1000¥ (ca. 7,40€) plus 500¥ (ca. 3,70€) für die Handtücher, es geht aber auch günstiger: Der Onsenort bietet Mehrfachtickets (麻蒸湯札 Asamushi Yufuda) an, für entweder zwei oder drei Benutzungen, man kann aber auch einfach ein Zweimalticket für 1000¥ kaufen und zu zweit verwenden. So spart man ganz schnell 1000¥. 🙂

Vom heißen Bad des Kaisenkaku aus kann man das Meer und eine kleine Insel sehen, für uns versteckte sich aber beides immer mal hinter schwerem Schneefall. Das Bad ist sehr neu und schön, und für Leute, die es nicht ganz so heiß mögen, gibt es auch ein lauwarmes Becken.

Zwar gibt es noch weitere Bäder in Asamushi, aber uns reichte eins, bevor wir zurück nach Aomori fuhren.

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In Aomori hatten wir plötzlich nicht mehr ganz so viel zu tun, weswegen wir vom Bahnhof bis zum Förstereimuseum (森林博物館) schlitterten. Dort kann man einiges über die Wälder Aomoris lernen, wenn einem nicht die Zähne zu sehr klappern – Im Gebäude gibt es keine Heizung. Letztendlich reicht es auch vollkommen, sich das Gebäude von außen anzusehen. In diesem befand sich von 1908 an tatsächlich für viele Jahre das Föstereiamt der Präfektur.

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Mein Mann wollte sich unbedingt noch das Schiff im Hafen ansehen.

Die Hakkōdamaru (八甲田丸) fuhr vor vielen Jahren zwischen Aomori, der nördlichsten Präfektur der Hauptinsel, und Hokkaidō, der nördlichsten der vier Hauptinseln Japans. Damals gab es noch keinen Tunnel zwischen Aomori und Hakodate, und somit war das Schiff das Verkehrsmittel der meisten Reisenden zwischen den Inseln. Als der Tunnel 1988 eröffnet wurde, wurde der Schiffsverkehr eingestellt.

An Bord des Schiffs kann man sich die Quartiere der Besatzung und der Reisenden ansehen. Was ich erst gar nicht verstand, war die Anwesenheit von Bahnen im Schiff. Post- und Güterzüge wurden per Schiff transportiert und setzten ihre Reise dann auf der jeweils anderen Seite fort. Mein Mann war absolut fasziniert, für mich war es nicht ganz so interessant.

Schließlich war es dann Zeit, um zum Shinkansen-Bahnhof zu fahren und Abendessen zu essen. Es gab wieder Sushi. 🙂 Als Souvenirs für Familie und Mitarbeiter kauften wir Senbei, Reis-Cracker, ein, und dann war unsere Zeit in Aomori auch schon vorbei.

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Wir hatten unglaublich viel Spaß in der schneereichsten Präfektur Japans. Sie ist von Tokyo aus leicht zu erreichen und zu jeder Jahreszeit schön anzusehen, das Essen ist lecker, die Leute unglaublich nett, und weil so wenige Touristen unterwegs sind ist es auch noch günstig. Wir haben für zwei Personen für die Bahn und das Hotel nur insgesamt 58,000¥ (ca. 430€) bezahlt. Wenn man die Bahntickets einzeln kauft, kosten sie bereits fast 70,000¥ (ca. 510€), es lohnt sich also, alles im Set zu buchen.

Ich würde gern noch einmal im Sommer nach Aomori fahren, um ein wenig mehr Natur zu sehen. Andererseits befinden sich in Tōhoku noch vier weitere Präfekturen, die ich noch nicht besucht habe. Mal schauen, wohin uns der Wind nächstes Mal weht. 😀

Hoffentlich habe ich euch ein bisschen Lust auf Aomori machen können, denn Tōhoku könnte wirklich ein paar mehr Touristen vertragen. 🙂

6 Gedanken zu „Aomori, Teil 4: Aomori Stadt. (2)

  1. christine b sagt:

    heute kam ich erst dazu, die interessanten bilder von aomori anzuschauen.
    natürlich war ich als österreicherin, die viel in wien ist (kinder und enkel wohnen dort) begeistert, ein wiener cafehaus zu sehen, eine sachertorte die sehr echt aussieht und zu lesen, dass der konditormeister bei der oberlaakonditorei lernte.
    es gibt in wien einige oberlaa cafes, die wir lieben. gibt ganz tolle torten dort und man sitzt sehr gemütlich.
    ist ja ein ding, dass der konditormeister nach japan auswanderte! schön für die japaner 🙂

    • Claudia sagt:

      Der Konditormeister ist Japaner! 🙂 Es ist gar nicht einmal so selten, dass Bäcker und Konditoren aus Japan in Deutschland oder Österreich gelernt haben.

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