Beate und Irene von Schwiegertochter gesucht in Japan.

via Fokus

©RTL

Über Facebook bekam ich mit, dass zwei Frauen von Schwiegertochter gesucht (oder so?) nach Japan reisen. Die erste Folge habe ich direkt mal im Internet angesehen, so eine Einladung zum Aufregen kann ich mir nicht entgehen lassen – es kam dann aber ganz anders.

Das Konzept der Sendung scheint zu sein: Schicken wir mal zwei nicht ganz so schlaue oder ganz so hübsche ins Ausland und schauen wie doof sie sich anstellen. Dafür sind sie eigentlich sogar recht patent, sie sprechen halt kaum Englisch und wissen wenig über die Hintergründe dessen, was ihnen so gezeigt wird – aber die sind so gecastet und geschnitten worden. Ihre Mutter-Tochter-Beziehung finde ich übrigens großartig. 🙂 Ich werde hier also nicht über die beiden rummäkeln, sondern über RTL. 😉

Was mich bei “Reisesendungen” immer ärgert sind Fehler. In den ersten fünf Minuten müssen die beiden vom Flughafen Narita in die Stadt zu ihrem Hotel fahren. Nachdem sie die Bahnen nicht verstehen, beschließen sie ein Taxi zu nehmen. Sie verlassen also den Flughafen und sind — mitten in der Stadt?! Narita ist auf dem Land, nicht in Tokyo. Als die beiden ihre Taxifahrt ankündigten dachte ich nur an die horrenden Kosten – aber dank Schnittmagie war es wahrscheinlich recht günstig.

Weiter geht es zu einem Hotel mit Räumen im 31. Stockwerk. Die Mutter hat scheinbar Höhenangst – sie dann in so ein hohes Hotel zu stecken ist grausam. 🙁 Es gibt auch in Tokyo Hotelzimmer im zweiten Stock. Vielleicht ist es für viele Deutsche spektakulär, wie hoch die Häuser hier sind, aber das hätte man sicher auch anders zeigen können.

Die Toilette ist natürlich super witzig, Naturkatastrophen kann man dank eines Simulators im 本所防災庁 (Honjo-Bôsai-Chô) auch erleben. Direkt von dem Center, das sich in Kinshichô befindet, sind sie dann plötzlich auf dem Fischmarkt. Mir ist klar, dass man nicht jeden Weg zeigen kann, aber zu behaupten, dass all diese Dinge unglaublich nah beieinander liegen würden ist dann doch etwas irreführend.

Dafür bekommen sie dann in Asakusa große Unterstützung von einem Polizisten. 交番 (Kôban) sind eben super. 😉 In Asakusa selbst machen sie das übliche Touristenprogramm: Omikuji (Zukunftsorakel) ziehen, beten, auf einer Riksha fahren. Klar, ihre Kommentare sind manchmal etwas sehr unwissend, aber das kann man ihnen nicht vorhalten. Die beiden sind nicht aus ihrem großen Interesse an Japan heraus im Land und wurden wahrscheinlich instruiert bloß keine Reiseführer zu lesen.

Von Asakusa sind sie dann plötzlich in Tama, am anderen Ende der Stadt im Sanrio Puroland, wo das große Finale der Folge stattfindet: Wird die Mitarbeiterin zurückkommen um Fotos zu machen?!?! Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein…

Es bleibt zu sagen: Es wird viel zusammengeschnitten und die Aufgaben, die die beiden bekommen, sind nur mäßig unterhaltsam. “Sucht eine 招き猫 (Manekineko; Winkekatze)”, “Macht ein Foto mit irgendeinem Sanrio-Charakter”, gähn. Für die Serie scheint es spannend genug zu sein zu zeigen, wie planlos die beiden Hauptcharaktere agieren und auf Japaner auf Deutsch einreden. Arg unspektakulär, sowohl als Trash-Fernsehen als auch als Reisesendung. Man kann vielleicht total super über Beate und Ines ablästern, wenn man es nötig hat sich überlegen zu fühlen. An sich ist aber alles so gegen die Protagonistinnen konzipiert, dass man nach drei Sekunden überlegen damit aufhört.

In der Vorschau sieht man übrigens, wie beide in Kimono gesteckt werden – in wahrscheinlich die langweiligsten und hässlichsten Kimono in den unpassendsten Farben, die sie finden konnten. Die Realität ist scheinbar nicht trübe genug, man muss nachhelfen…

0 Gedanken zu „Beate und Irene von Schwiegertochter gesucht in Japan.

  1. Shaoshi sagt:

    Und was hat die Japanreise jetzt mit der “Schwiegermutter gesucht”-Show zu tun? Oder soll das so ein Spin-off sein? Ich steh auf’m Schlauch.

    Mich nerven Reisesendungen auch (genauso wie Reiseberichte in Zeitschriften). Da ist doch grundsätzlich alles fake, nicht nur die Entfernungen. Da wird dann z.B. das Bild vermittelt, man könne sich in jedem X-beliebigen Dorf mit einem Fischer anfreunden und ihn bei der Arbeit begleitet. Dass der das nur zulässt, weil er vom Fernsehen bezahlt wurde und Touristen das höchstens gegen viel Geld auch tun können, wird dann verschwiegen usw.

    Dass RTL seine Protagonisten dann noch als besonders dumm hinstellt, ist ja nichts Neues. Das macht das Fernsehen ja dauernd …

    • Claudia sagt:

      Die Ausrede für die Sendung ist wohl, dass sie in 7 Jahren Schwiegertochter gesucht noch kein Glück hatte und jetzt ihren Horizont erweitern soll. Wie das ohne jegliche zusätzlich Erklärung klappen soll weiß ich auch nicht. Ich mag Sendungen in denen einfach etwas vorgestellt wird. Also mehr zeigen lassen (von einem Einheimischen oder jemandem der einen Plan hat) als mit jemandem “mitgehen”, der nichts über den Ort weiß. Ich will schließlich etwas lernen und nicht nur die dämlichen Fragen der Protagonisten hören.
      Und ja, “wir haben ganz durch Zufall einen Bauern getroffen der uns seinen Hof zeigt” ist irreführend. Wenn man nicht erwähnen will dass Geld geflossen ist geht doch einfach “Das ist Bauer Hermann. Er zeigt uns seinen Hof.” Entfernungen lassen sich auch total einfach beschreiben: “Nach 10 Minuten Bahnfahrt erreichen wir XYZ” “Im 50km entfernten XYZ gehen wir Sushi essen”. Das nicht zu sagen ist einfach nur faul.

      • Shaoshi sagt:

        Wenn etwas neutral und realistisch vorgestellt wird, mag ich das auch. Diese Sendungen sind aber schwer zu finden. Deswegen lese ich da ganz gerne Blogs (obwohl es da auch viele unreflektierte gibt).
        Ich denke, Unwissende loszuschicken, hat auch was mit Identifikationspotenzial zu tun. Der Durchschnittsdeutsche weiß eben auch nicht viel mehr übers Ausland als die Leute, die fürs Fernsehen losgeschickt werden (bzw. hier bei RTL spielt man dem Überlegenheitsgefühl der Zuschauer). Denen reicht es dann oft, wenn sie ihre Vorurteile bestätigt bekommen, habe ich das Gefühl. Sich so wirklich tiefer mit einer Kultur beschäftigen tun/wollen glaube ich die wenigsten. Schade.

        • Claudia sagt:

          Ich finde es schade wenn der Besuch eines fremden Landes letztendlich keine anderen Erkenntnisse bringt als “hahaha, im Ausland ist alles anders, die sind so komisch diese Ausländer”. Sich selbst als den Standard zu setzen können viele Leute (nicht nur Deutsche) nämlich auch ziemlich gut. 🙁

          • Shaoshi sagt:

            “Sich selbst als den Standard zu setzen können viele Leute (nicht nur Deutsche) nämlich auch ziemlich gut. :(”

            Oh ja! Wie oft habe ich mich darüber schon aufgeregt 😉 So ein Desinteresse kann ich auch nicht verstehen. Warum geht man denn sonst ins Ausland?

      • YabanJim sagt:

        “Die Ausrede für die Sendung ist wohl, dass sie in 7 Jahren Schwiegertochter gesucht noch kein Glück hatte und jetzt ihren Horizont erweitern soll.”

        Oje, wenn es danach ginge, müssten die mich auf den Mond schießen 😉

  2. pj sagt:

    Vielleicht reagiere och über, aber wie kann man sich dort so anstellen ????
    Wenn man keine Ahnung hat sollte man das vonr RTL ablehnen. Vielleicht denke ich zuweit, aber wenn ich in Japan bin, repräsentiere ich mein Heimatland und das werde ich gut darstellen und nicht dumm und unwissend (Weil von RTL so gewollt). Wenn ich 2020 nach Japan reise, werde ich definitv mich mit den Sitten und Gebräuchen auseinandersetzen um dort in guter Erinnerung zu bleiben 😉
    Nebenbei Claudia, ich habe eine allgemeine Frage^^, ich habe eine Freundin in Kanagawa, wie findet man sich in Japan mit den Straßen namen zurecht ?
    Danke ^^

    Petr

    • Claudia sagt:

      Über Straßen habe ich hier einen Eintrag.
      Natürlich stellen sich die beiden an, aber sieh es mal so: Seit 7 Jahren sind die im Fernsehen, und bekommen nur Häme zurück. Jetzt werden sie durch die Weltgeschichte geschippert – höchstwahrscheinlich komplett kostenlos. Natürlich macht RTL das nicht um nett zu sein, aber wenn ich mich eh zum Affen mache, dann bekomme ich doch lieber als Gegenleistung eine Weltreise. 🙂

  3. Carade sagt:

    beate und ihre mama sind so was wie rtl”stars” die beiden werden durch alle möglichen sendungen gezerrt und vorgeführt. beate versucht seit 7 jahren über “schwiegertochter gesucht” einen partner zu finden, aber die kerle die an dieser sendung teil nehmen sind ein haufen (entschuldigt die wortwahl) hässliche, notgeile säcke die glauben bei frauen mit dem aussehen von heidi klum landen zu können und die dann enttäuscht sind wenn sich frauen wie beate melden. aber das ist ja das konzept der reality – sendungen: leute vorführen und blamieren. ich hasse rtl, wirklich bei mir läuft schon seit jahren keine rtl mehr.

    Carade 🙂

    • Claudia sagt:

      Ich habe es wirklich nur gesehen, weil es bei Facebook von Freunden verlinkt wurde. Aber ja, RTL castet realitätsferne Menschen (alles andere fällt wahrscheinlich durchs Raster), damit sich der 0815-RTL-Zuschauer überlegen fühlen kann. “Mir geht es vielleicht schlecht, aber immerhin bin ich kein Loser wie die da.”

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