Fernbeziehungstrauma?

Heute Nacht träumte ich, dass ich wieder nach Deutschland zurück müsste. Mein Mann verabschiedete mich am Flughafen, dann war ich wieder in Deutschland und nur am Heulen.

Tatsächlich brachte mein Mann mich damals, während wir eine Fernbeziehung führten, vier Mal zum Flughafen. Jedes Mal flossen Tränen. Jedes Mal war der Heimflug eine Tortur. Jedes Mal kam mein Mann nach Hause in eine Wohnung, in der ich noch vor kurzem war.

Natürlich sind wir inzwischen seit fünfeinhalb Jahren verheiratet, und ich muss nie wieder unfreiwillig zurück nach Deutschland. Trotzdem sind wir beide von der Fernbeziehung noch immer gezeichnet. Also, wahrscheinlich vor allem ich. 😉

Als ich vor zwei Jahren allein nach Deutschland flog, schaltete mein Kopf direkt in “Ich werde ihn mehrere Monate nicht sehen können”-Modus. Dabei würden es weniger als zehn Tage sein. Spaß macht das nicht, wenn man dann total verzweifelt weinend im Hotelzimmer sitzt, ohne einen echten Grund zu haben. Egal wie viel stärker uns die Fernbeziehung gemacht hat, so richtig gesund war das für mich wahrscheinlich nicht.

Immerhin kann ich jetzt, wenn ich so etwas träume, schnell zu meinem Mann ins Bett hüpfen und mich vergewissern, dass er noch da ist. 🙂 Das hilft auf jeden Fall.

Kennt noch jemand dieses Nachklingen von Fernbeziehungen, und wann geht das weg?

(Das Foto ist übrigens von unserer japanischen Hochzeit, als wir vor dem Umziehen herumalberten.)

Damals.

Vor drei Jahren schrieb ich darüber, dass es manchmal hart sein kann, wenn niemand um einen herum dieselben landesspezifischen Erinnerungen hat. Zum Glück gibt es aber genug andere Erinnerungen, die wir gemeinsam haben, wie ich am Samstag feststellen durfte.

Im September müssen meine Schwiegereltern umziehen, da ab Oktober die Bauarbeiten an ihrem/unserem Haus beginnen werden. Weil sie viel Spielzeug meines Mannes aufbewahrt haben, schauten wir vorbei um zu gucken, was wir behalten wollen.

Der große Millennium Falcon wird nicht dabei sein, einfach weil er so riesig ist. Wir haben beide damals die ersten drei Filme gesehen und waren absolut fasziniert von den Charakteren und Raumschiffen.

970814-Luke Skywalker

Ich weiß gar nicht, ob ich damals Star Wars-spezifisches Spielzeug hatte, aber auf dem Foto seht ihr mich mit einem X-Wing Fighter aus Lego, den wahrscheinlich hauptsächlich mein Vater zusammengebaut hat.

Im Japanischen sind übrigens die Namen verschiedener Dinge nicht übersetzt worden, sondern alles hat englische Namen: Die Macht heißt “フォース” (Fōsu; Force), Lichtschwerter “ライトセーバー” (Raitosėbā; Light Saber). Das macht die Kommunikation zwischen uns beiden auf jeden Fall einfacher. 😉

 

Ein wenig anders ist das bei Pokémon. Zwar heißt Lapras auch auf Japanisch Lapras (ラプラス Rapurasu), aber bei vielen anderen Monstern müssen wir Pantomime einsetzen um verständlich zu machen, welches wir meinen. 😉 Pokémon-Karten hatte ich aber auch haufenweise, dabei wussten wir meist nicht einmal so richtig, wie man damit spielt.

pokemon

Damals in der Grundschule gab es einen Jungen in meiner oder einer Parallelklasse, der ein paar japanische Karten hatte. Natürlich wusste keiner, was auf denen stand… Übrigens habe ich mit japanischen Pokémonspielen die japanischen Silbenschriften (Katakana und Hiragana) geübt. 🙂 Es gibt auch irgendwo ein Foto von mir als Kind mit einem Pokémon-T-Shirt. Wahrscheinlich war Pokémon eines der ersten japanischen Dinge, mit denen ich Kontakt hatte – obwohl ich natürlich nich weiß, ob ich damals je darüber nachdachte, woher das Spiel kommt.

disney

Auch Disney ist für uns beide eine geteilte Erinerung – auch wenn ich natürlich als Kind nicht, und schon gar nicht mehrmals im Jahr, im Disneyland war. Aber schaut, war mein Mann als Kind nicht unglaublich niedlich?!

Die Disneyfilme kamen immer um meinen Geburtstag herum in Deutschland in die Kinos, weswegen ich einige anlässlich meiner Geburtstagsfeier sah. Ganz besonders angetan hatte es mir “Der König der Löwen”, und ich hatte unglaublich viel Spielzeug und natürlich das Hörspiel (auf Kasette!) zum Film.

Wir gehen izwischen gemeinsam für Disney-Filme ins Kino, so auch sicher Ende diesen Jahres nächsten März um Moana zu sehen. 🙂

Auch wenn man 8900km voneinander entfernt aufgewachsen ist, gibt es doch genug Bezugspunkte. Ich finde für eine Beziehung nämlich wenig wichtiger als geteilte Erinnerungen, quasi als Fundament. Inzwischen erschaffen wir uns natürlich seit 2008 zu zweit neue Erinnerungen.

Habt ihr solche Bezugspunkte zu Menschen, die ganz woanders aufgewachsen sind?

Ice, Ice Baby.

IMG_6453Letzten Sonntag wurden in Tokyo 35°C gemessen. Der Sommer ist da, mit voller Kraft. Bereits am Samstag sahen wir Leute, deren Kreislauf einfach zusammenklappte. Mit  Luftfeuchtigkeit von nahe 100% ist der Körper einfach überfordert, egal ob es sich in 夏バテ (Natsu-Bate; Sommererschöpfung) oder 熱中症 (Necchûshô; Hitzeschlag) ausdrückt.

Bei solch hohen Temperaturen, werden natürlich die Klimaanlagen in Bahnen und Gebäuden volle Kanne aufgedreht – was für den Körper auch nur bedingt gut ist. Außerdem ist es für die japanische Klimabilanz eher suboptimal – Kyoto-Protokoll usw.

Damit die Klimaanlagen in japanischen Büros nicht ständig auf Volldampf laufen müssen, wurde 2005 beschlossen, dass die Arbeiter nicht mehr im Anzug mit Krawatte erscheinen müssen. Sie müssen nicht einmal mehr den obersten Knopf ihrer Hemden schließen oder überhaupt langärmelige Hemden tragen! Welche Revolution!

Diese Aktion nennt sich クールビズ (Kûru Bizu; Cool Biz), und läuft jedes Jahr mindestens vom ersten Juni bis zum 30. September, meist aber noch länger: Bei meinem Mann von 1. Mai bis zum 31. Oktober. Das bedeutet ein halbes Jahr in kurzen Hemden und ohne Reinigungsgebühren*. 😀 Im Gegenzug wird die Klimaanlage bei ihm aber auch auf 28°C gestellt, nicht unbedingt eine angenehme Arbeitstemperatur.

* Die kurzen Hemden, die mein Mann hat, kann man ohne zu große Falten zu verursachen in der Waschmaschine waschen.

IMG_7150Als 2011 und 2012 in Verbindung mit dem Tohoku-Erdbeben nicht genug Elektrizität zur Verfügung stand, gab es kurzzeitig sogar スーパークールビズ (Sûpâ Kûru Bizu; Super Cool Biz). Da durften dann kurze Hosen und Polohemden getragen werden.

Dazu muss man vielleicht wissen, dass wirklich viele japanische Büroarbeiter jeden Tag Anzug tragen, auch wenn sie nicht ständig Kundenkontakt haben. Frauen haben da zum Glück mehr Freiheiten am Arbeitsplatz, mit Röcken usw.

Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, wie die Klimaanlage bei mir auf Arbeit eingestellt ist, aber mir ist oft eher etwas kühl als heiß. Vielleicht hängt das aber auch eher mit unserer hohen Lage (45. Stock) und meinen zwei X-Chromosomen zusammen. 😉

Peinliche Geschichten ums Essen.

Es ist mitten in der Woche, in Tokyo ist es kalt und regnerisch. Wir könnten also alle ein wenig Aufheiterung vertragen, weswegen ich euch zwei Geschichten erzählen werde, bei denen ich mich zum Affen gemacht habe. 😀

Popo-Rettich

Während meines Working Holidays habe ich zuerst bei einem deutschen Restaurant gearbeitet. Das Restaurant gibt es heute nicht mehr, aber das ist um ehrlich zu sein auch nicht besonders traurig. Auf jeden Fall hatten wir jeden Tag ein anderes Mittagessen des Tages (日替わりランチ; Higawari Ranchi/Lunch), das wir am Morgen auswendig lernen mussten.

Ich weiß nicht mehr, was genau es gab, aber hier ist in etwa, was ich den Gästen erzählte:

日替わりランチはハンバーグとおしり大根 (Higawari Ranchi ha Hanbâgu to Oshiri Daikon)

Woraufhin die Leute mich komisch ansahen. Ich wiederholte die Ansage natürlich, mir war nicht klar, was ich falsch gemacht haben könnte. Bis mein Kollege meinte:

おろし (oroshi), nicht おしり (oshiri)!

Ich versank spontan im Boden. Während oroshi nämlich “gerieben” heißt, ist oshiri… der Hintern. Seit ich die Geschichte einmal meinem Mann erzählt habe, zieht er mich immer mal damit auf… Hmpf.

Kühle Nudeln

Vor viereinhalb Jahren heirateten mein Mann und ich, und im Sommer zogen wir zusammen in eine kleine Wohnung. Erst nach eineinhalb oder zwei Monaten hatte ich einen Job, davor war ich quasi ständig zuhause.

Vom Kochen hatte ich nicht so wirklich den Plan, als mein Mann sich zum Abendessen 冷やしうどん (Hiyashi Udon; gekühlte Udon-Nudeln) wünschte, ging ich brav Udon und つゆ (Tsuyu; Soße für japanische Nudeln) kaufen. Bevor mein Mann nach Hause kam, bereitete ich die Nudeln vor und stellte sie in den Kühlschrank. Sind ja schließlich gekühlte Nudeln, oder?

… Ehm, nein, so funktionieren kalte Nudelgerichte nicht, wie mir mein Mann ganz verblüfft erklärte. Ich musste ihm erst meinen Gedankengang erklären, bevor er verstand, was genau ich versucht hatte.

Bei kalten japanischen Nudelgerichten kocht man die Nudeln, wäscht sie dann mit kaltem Wasser und benutzt kalten Tsuyu. Meine Kühlschrankkreation war nicht wirklich essbar, aber mein Mann hatte etwas zu lachen. Immerhin etwas. 😉

Erzählt mir von euren Küchenkatastrophen oder peinlichen Wortverwechslungen! Dann fühle ich mich nicht so allein. 😀