Sommererschöpfung.

Am Samstag war bei mir auf Arbeit Summer Festival angesagt, ich schmiss mich also in meinen Yukata und spielte den ganzen Vormittag mit Kindern und half ihnen Bilder auf Stoffbeutel zu malen. Danach ging es, noch immer im Yukata, ins Kino um endlich die Avengers zu sehen. Den ganzen Tag lang war es heiß, und die Sonne schien, ohne dass eine Wolke sie gehindert hätte.

Am Ende des Tages waren wir dann ziemlich fertig. Am Sonntag Morgen entschieden wir, dass wir nichts machen würden. Absolut nichts. Zu fertig. Kopfschmerzen, keine Energie, keine Lust auf gar nichts.

Mein Mann und ich hatten 夏バテ (Natsu-bate). Das Wort setzt sich zusammen aus 夏 (Natsu; Sommer) und ばてる (bateru; erschöpft sein). Es gibt verschiedene Auslöser:

① Der Körper weiß nicht wie ihm geschieht, draußen ist es viel zu heiß, sobald man ein Gebäude oder eine Bahn betritt, ist es dank Klimaanlagen superkalt. Wenn der Körper sich am Tag mehrmals auf komplett andere Temperaturen umstellen muss, ist er irgendwann einfach erschöpft. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit kann der angesammelte Schweiß nicht an die Luft abgegeben werden, und der Körper kann sich selbst nicht vernünftig abkühlen.

② Im japanischen Sommer schwitzt man im Durchschnitt pro Tag zwei bis drei Liter Schweiß aus. Das und dann noch ein bisschen muss irgendwie wieder in den Körper hinein. Also müsste man viel trinken, was aber natürlich nicht immer ganz so gut klappt.

③ Durch die hohen Temperaturen wird der Blutfluss in den Verdauungstrakt verringert. Verdauung dauert also mehr Zeit und Energie, und dann trinken wir im Sommer ganz gern auch noch kalte Getränke, die die Temperatur in Magen und Darm herabsetzen und damit alles noch langsamer laufen lassen.

Zum Glück gibt es aber auch Möglichkeiten vorzusorgen, die auf der Hand liegen: Ordentlich essen, auch wenn einem der Sinn nicht danach steht, denn der Körper braucht Energie. Viel trinken, und zwar nicht nur Wasser, nicht nur kalte Getränke und nicht alles auf einmal. Lauwarmer Tee in kleinen Schlucken macht sich ganz gut. Alkohol sollte man sein lassen. Die Klimaanlage nicht auf zehn Grad stellen, sondern nur auf ca. fünf Grad unter der Außentemperatur. Und schlafen soll man auch noch jeden Tag ordentlich.

Das erklärt auch, warum wir Natsu-bate hatten. Den ganzen Tag herumlaufen ohne auch nur annährend genug zu trinken, Muffin zum Frühstück, Sandwich zum Mittag, Popcorn und ein bisschen Hähnchen zum Abendessen, und am Tag vorher auch nur fünf Stunden Schlaf. Super.

Was kann man also tun, wenn man sich schon ganz schrecklich fühlt? Essen! Der Körper braucht Vitamin B1, B2 und C, Niacinsäure, Zitronensäure, und Gewürze. Schweinefleisch, Grüne Bohnen (Edamame), Tofu, Natto (fermentierter Tofu, wenn man’s essen kann), brauner Reis, Aal, Sardinen, Essig, Grapefruit, Zitrone, Umeboshi (eingelegte Pflaume), Tomate, Kürbis, grüner Spargel, Buri (eine japanische Fischart), Makrele, Tarako (Fisch-Rogen), Ingwer, Wasabi, Lauch, Curry, Chillipfeffer und Kimchi. Man kann sich also den Bauch vollschlagen.

Außerdem sollte man viel trinken und ausreichend schlafen.

In Deutschland bekommt man Natsu-bate übrigens eher nicht, aber falls ihr mal im Sommer nach Japan kommen und euch ganz schrecklich fühlen solltet, wisst ihr ja jetzt, was es sein könnte. 😉

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