Für Ghibli bis zum Fuji.

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Ein Foto von der Autobahnraststätte

Letzte Woche sah ich auf dem Blog von Tara, dass in Shizoka derzeit Werke aus der Entstehungsphase verschiedener Ghibli-Filme ausgestellt werden. Das Ganze nennt sich Ghibli Layout-Ausstellung (ジブリ・レイアウト展), und wurde über die Jahre hinweg in verschiedenen japanischen Städten gezeigt. Zuerst zu sehen war sie 2008 in Tokyo, aber ich war mit meiner Begeisterung für Ghibli ziemlich spät dran, und habe es mir deswegen nicht während meines Working Holidays angesehen und leisten gekonnt hätte ich mir den Besuch eh nicht.

Am Samstag Abend erzählte ich meinem Mann von der Ausstellung drei Präfekturen weiter, und ging komplett davon aus, dass er meinen Wunsch sie zu sehen, abschmettern würde – falsch gedacht, er hat direkt ein Auto gemietet und so sind wir am Sonntag Morgen die fast drei Stunden nach Shizuoka gefahren.

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Am Kunstmuseum Shizuoka (静岡市美術館) kamen wir, trotz ausgedehnter Pausen, viel zu früh an, was aber nicht sonderlich tragisch war. So kamen wir direkt mit dem ersten Schwung Besucher hinein und mussten nicht anstehen. 🙂 Als wir nach über einer Stunde wieder herauskamen war die Schlange nämlich ziemlich lang – wahrscheinlich hat man, anders als bei der Ghibli-Ausstellung in Roppongi, festgelegt, wie viele Leute gleichzeitig in die Ausstellung können, damit wirklich alle etwas davon haben.

Aber – was wird überhaupt gezeigt? Layouts. Wer Japanisch lesen kann, kann sich hier eine Erklärung von Goro Miyazaki durchlesen. Der Rest muss mit meiner behelfsmäßigen Erklärung auskommen. 😉 Wenn man einen Animationsfilm produziert, beginnt alles mit dem Plan (企画 Kikaku), dann schreibt man das Drehbuch (脚本 Kyakuhon). Außer natürlich man heißt Hayao Miyazaki, dann schreibt man kein Drehbuch, sondern geht direkt zum nächsten Schritt: Dem Storyboard (絵コンテ Ekonte). Dort werden die Szenen entschieden, wie lange sie dauern, was darin gesagt wird, etc. Der nächste Schritt ist das Layout (das heißt auch auf Japanisch Layout bzw. レイアウト). Dort wird festgelegt, wie genau jede Szene auszusehen hat, wo die Kamera hinschaut, was auf Cells kommt, was im Hintergrund passiert, wie schnell sich die Wolken bewegen, usw. usf.

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Ein Layout zu “Das wandelnde Schloss” (©Ghibli)

In der Ausstellung wurden über 1300 dieser Layouts gezeigt. Leider war Fotografieren nicht erlaubt, aber Tara war eine krasse Rebellin – Ein paar Fotos also bei ihr. 😉

Da zu eigentlich jedem Film etwas ausgestellt war, kam auch wirklich jeder auf seine Kosten. Angefangen mit “Nausicaä aus dem Tal der Winde”, dem ersten Film von Studio Ghibli*, ging es über “Mein Nachbar Totoro” und “Prinzessin Mononoke” bis zu “Erinnerungen an Marnie”, dem neusten Film.

* Ich weiß, dass es strenggenommen kein Ghibli-Film ist. Aber irgendwie schon, oder?

Zu einigen Filmen gab es natürlich mehr als zu anderen, leider sind zu “Kikis kleiner Lieferservice” nur noch zwei Layouts vorhanden, aber was wir von “Chihiros Reise ins Zauberland” sehen durften sprengte unsere Vorstellungskraft: Ein ganzer Raum, von oben bis unten voller Layouts, an denen man den Film nachvollziehen konnte. Unglaublich toll. 🙂

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Wir hatten unglaublich viel Spaß. Nachdem wir aus der Ausstellung kamen, sah ich mir den Museums-Shop einmal an. Dort gab es ausstellungsexklusive Dinge, Merchandise aus dem Ghibli-Museum in Mitaka, und Produkte vom Donguri Kyōwakoku (どんぐり共和国). Ich schwankte ziemlich, ob ich mir nicht den Ausstellungskatalog kaufen sollte, aber die Zeichnungen sind dort leider nur stark verkleinert abgebildet. Stattdessen kam ein schöner Druck eines Layouts aus “Chihiros Reise ins Zauberland” mit zurück nach Hause.

Das kommt jetzt in einen hübschen Rahmen und dann an die Wand zwischen den Türen zur Toilette und zum Bad. Einen Noren (のれん), also einen dieser typisch japanischen Vorhänge, in Dunkelblau mit ゆ (Yu), wie im Film, haben wir uns auch schon ausgeguckt. 😉

Zurück zuhause waren wir zwar beide total fertig, aber auch glücklich. Wenn die Ausstellung es noch einmal in die Nähe schaffen sollte, würden wir auch noch einmal hingehen. Vielleicht gäbe es dann auch wieder Drucke von “Porco Rosso” zu kaufen, die haben wir nämlich schmerzlich vermisst. :/

Die Ausstellung wandert immer mal, findet aber auch nicht ständig statt. Eine (japanische) Übersicht findet ihr hier auf der Seite der Ausstellung.

Schneetag.

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Am Dienstag hatten wir 20°C und Sonnenschein. Gestern waren es noch 2°C und es schneite. Normalerweise haben wir bis Januar keinen Schnee, normalerweise ist das Wetter um Weihnachten und Neujahr noch erträglich. Plötzlich hatten wir einen Monat vor Weihnachten Kälte und weißes Nass.

Dass es im November in Tokyo schneit, ist ein ziemliches Ereignis. Um genau zu sein, war das seit 54 Jahren nicht mehr geschehen – also seit bevor der Geburt meiner Eltern. Das erklärt vielleicht, warum sämtliche Menschen in Tokyo und Umgebung Schneefotos bei Facebook und Instagram hochluden. 😀

Natürlich bildete sich auch nach stundenlangem Schneien keine schöne Schneedecke, dafür waren die 2°C einfach zu warm. Was oben als flauschiger, weißer Schnee begann, endete unten als Regen. Nur unsere Dachterasse im 47. Stock war in Weiß gehüllt – bis man auf den Schnee trat und dieser sich sofort in Matsch verwandelte.

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Abends war es dann tatsächlich wie tiefster japanischer Winter, wir aßen 豚汁 (Tonjiru) unter unserem こたつ (Kotatsu), nahmen ein langes Bad und flüchteten in unsere angewärmten Betten.

Das Foto links wollte ich euch nicht vorenthalten, es wäre aber auch keinen eigenen Beitrag wert gewesen. 😉 Es ist das Bananen-Maskottchen von TV Tokyo im Weihnachtsoutfit. Also quasi ein Santa Banana?

Was ich an dem Foto noch viel unverständlicher als die generelle Prämisse finde, ist übrigens der Mangel an einer Hose. 😉

Geburtstags-Disney!

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Am Mittwoch hatten mein Mann und ich zwar frei, wir ließen uns aber dennoch um fünf Uhr 50 vom Wecker aus dem Schlaf reißen sanft mit einer Simulation des Sonnenaufgangs wecken.

Schließlich war der Plan, um sieben in den Bus zum Tokyo Disneysea zu steigen. 🙂 Letztes Jahr waren wir zu meinem Geburtstag nicht in einem der beiden Disney-Parks in Japan, weil mein Mann zu viel zu tun hatte. Nach seinem Arbeitsplatzwechsel ging es dieses Jahr aber wieder glatt.

Pünktlich um acht standen wir in der Schlange vor dem Park. Eigentlich war der Plan gewesen, bis zu dem Fahrgeschäft Toy Story Mania! zu rennen, Fastpasses zu ziehen, und dann endlich zum ersten Mal damit zu fahren. Schon blöd, wenn es dann eine riesige Schlange für die Fastpass-Automaten gibt. 🙁 Wir gaben etwas entnervt auf, und hoffen weiterhin darauf, dass die Popularität in den nächsten Jahren endlich mal abnimmt. Immerhin steht es schon seit vier Jahren im Park!

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Also fuhren wir stattdessen mit den anderen üblichen Verdächtigen, und aßen uns durch den Park. Meine Haut dankt mir meine Affinität für Süßes in letzter Zeit übrigens sehr, so viele Pickel wie in den letzten Monaten hatte ich lange nicht mehr… Lenkt immerhin von den Falten ab?! (Scherz!) Da wir den ganzen Tag bei 13°C ziemlich bibberten, halfen die heißen Getränke und Speisen aber wirklich – und wenn auch nur um Wärme aus ihnen zu ziehen.

Disneysea und Disneyland sind schön, weil man für einen Tag aus der Realität gezogen wird. Alles ist sauber, alles ist hübsch, Tiere können sprechen, und für zwei Minuten Spaß dreißig Minuten anzustehen ist vollkommen normal. 😉 Zwar waren wir inzwischen wahrscheinlich doch schon acht Mal im Disneysea (und genauso oft im Disneyland), aber eine neue Ecke findet man doch noch. Wir haben tatsächlich auch noch nicht alle Attraktionen mitgemacht.

Bei Turtle Talk waren wir zum ersten Mal, und mussten feststellen, dass es echt lustig ist. Die Schildkröte Crush aus “Findet Nemo” beantwortet Fragen aus dem Publikum. Crush selbst befindet sich hinter einem “Fenster” im Meer, und wird von zwei Leuten gespielt: Einem Animateur und einem Sprecher. Das Publikum sehen beide über Kameras, und können somit direkt auf die Reaktionen aus ebendiesem reagieren. Man bekommt also jedes Mal eine andere Show geboten. 🙂

Eine “Findet Dory”-Attraktion soll übrigens nächstes Jahr öffnen, und größere Umbauten in beiden Parks sind auch vorgesehen. Im Disneyland kommt ein “Die Schöne und das Biest”-Areal hinzu und das bereits bestehende “Alice im Wunderland”-Thema soll ausgebaut werden. Das Disneysea wird um eine “Die Eiskönigin” (“Frozen”)-Welt erweitert. Bis das geschieht wird es zwar noch dauern, aber spannend finde ich es schon.

tds2 Ganz bis abends hat es uns am Mittwoch übrigens nicht im Disneysea gehalten, dafür war es einfach zu kalt. Es war aber ein schöner Geburtstag, wenn auch ein paar Tage zu früh. 😀 Zum Glück bringt das Vorfeiern nur in Deutschland Unglück.

Ghibli-Museum in Mitaka.

Am Donnerstag Morgen machten wir uns im strömenden Regen auf den Weg nach Mitaka (三鷹) um ins Ghibli-Museum zu gehen. Nachdem ich über den schönen japanischen Herbst geschrieben hatte, wurde der nämlich trotzig. Zwei Wochen lang regnete es fast jeden Tag.

Während man eigentlich vom Bahnhof Mitaka bis zum Museum laufen kann, hatte im Regen natürlich niemand Lust darauf. Entsprechend voll war die Bushaltestelle in Richtung Museum, und wir waren uns nicht sicher, ob wir hineinpassen würden. Kurzerhand stiegen wir in ein Taxi, um statt an der Bushaltestelle vor dem Museum anzustehen. Welch Verbesserung. 😉

Unsere Tickets waren für die frühste verfügbare Zeit, also zehn Uhr morgens. Als wir um etwa 15 Minuten vor zehn ankamen, wand sich die Schlange bereits bis außerhalb des Museumsgeländes. Ganz langsam ging es voran, bis wir unter Planen standen und kontrolliert wurden: Dass nur der Käufer der Karten (mit Begleitung) ins Museum kann, wird unglaublich ernst genommen. Ihr solltet also bei einem Besuch auf jeden Fall euren Pass oder, falls ihr in Japan lebt, Residence Card oder Führerschein mitnehmen.

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Als wir es endlich ins Trockene geschafft hatten, bekamen wir Tickets mit einem Filmstreifen aus einem der neueren Ghibli-Filme. Meiner war von “Das wandelnde Schloss”, der von meinem Mann – keine Ahnung. Es war kein Charakter darauf zu erkennen. Etwas schade, aber die Idee selbst ist ziemlich cool. 🙂

Das Museumsgebäude selbst wurde nach Zeichnungen von Hayao Miyazaki, dem Schöpfer der bekanntesten Ghibli-Filme, erbaut. Auf drei Etagen kann man sich frei bewegen und so einiges entdecken. Nur Fotos dürfen keine gemacht werden, weswegen die folgenden Bilder nicht aus meiner Kamera stammen.

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©Nibariki ©Museo d’Arte Ghibli ©Studio Ghibli

Um ehrlich zu sein, war ich mir gar nicht sicher, was uns erwarten würde. Ich hatte mich vorher nicht großartig informiert, und wusste nur, dass es eine ständige und eine wechselnde Ausstellung gibt. Was ich nicht wusste ist, wie verdammt cool die sind.

Im Erdgeschoss gibt es ein kleines Kino, in dem nur dort zu sehende Studio Ghibli-Kurzfilme gezeigt werden und einen Ausstellungsraum, in dem die Geschichte der Animation auch für Kinder verständlich erklärt wird. Zwar kannte ich das natürlich schon, trotzdem war es sehr schön aufgemacht.

Über eine Treppe oder einen Fahrstuhl kommt man in die oberen Stockwerke. Im ersten Obergeschoss wird in einem Teil des Gebäudes erklärt, wie die Zeichnungen entstehen. Zur Illustration gibt es natürlich viele Zeichnungen aus den Ghibli-Filmen, euren Lieblingsfilm findet ihr sicher auch. Die Erklärungen sind großteils nur auf Japanisch, und mit Hayao Miyazaki als Schweinchenillustration versehen. 😀

Außerdem im zweiten Stock ist die wechselnde Ausstellung, diesmal unter anderem mit einem Katzenbus für Erwachsene. Im Raum nebenan, möglicherweise auch nur kurzzeitig, hing eine Flugmaschine und an den Wänden hingen Schemata von riesigen Schiffen. Als Kind hätte ich das absolut geliebt, und auch als Erwachsene hat es unglaublich viel Spaß gemacht.

Was wir diesmal leider auslassen mussten: Das Café Mugiwarabōshi (麦わらぼうし). Es war einfach viel zu voll, und wir hatten keine Lust anzustehen. Beim nächsten Mal würden wir wohl direkt nach dem Einlass ins Café rennen.

Im dritten Stock befindet sich der Katzenbus für Kinder. Auf den darf man sogar raufklettern! Leider bin ich schon länger nicht mehr zwölf Jahre alt, deswegen blieb mir dieses Erlebnis verwehrt. 😉 Außerdem: Ein Zimmer, in dem Kinderbücher vorgestellt werden. Ich finde es super wichtig, mit Kindern zu lesen, und wenn ein paar Familien so Anregungen bekommen, ist das schon toll.

Das Museum hat natürlich auch einen Museums-Shop. Dort gibt es einige Dinge, die man auch in den Ghibli-Shops bekommt, und andere Dinge, die es nur im Museum gibt. Ich konnte mir natürlich einen kleinen Einkauf nicht entgehen lassen.

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Von Temaki, Creative Commons, geschnitten und verkleinert

Was wir uns freiwillig entgehen lassen haben: Den Garten auf dem Dach des Museums. Dafür war das Wetter einfach viel zu schlecht, auch wenn wir gern den Roboter-Soldaten von “Das Schloss im Himmel” gesehen hätten. Aber wir gehen sicher noch einmal hin, spätestens wenn wir Kinder haben.

Die Schlange am Eingang war nämlich zwar ziemlich beeindruckend lang, im Museum hatten wir aber nur sehr selten das Gefühl, dass es zu voll sei. Kein Schlangestehen, keine vorgegebenen Wege, es war wie im Himmel, auch wenn mein Mann etwas verwirrt war.

Er: 順路は? (Wo ist die vorgegebene Route?)

Ich: ないと思う (Die gibt es glaube ich nicht.)

In so gut wie jedem Museum in Tokyo muss man sich nämlich schön der Reihe nach die Ausstellungsstücke anschauen. Keine Chance, irgendetwas auszulassen oder etwas länger anzusehen, man ist zwischen Vor- und Hintermann quasi eingeschlossen.

Ich würde den Besuch jedem empfehlen, der sich für Animation und/oder Ghibli interessiert. Auch ohne alles lesen zu können, kriegt man recht viel mit und schön ist es auf jeden Fall! Wie ihr an Tickets kommt, lest ihr hier.

三鷹の森ジブリ美術館
東京都三鷹市下連雀1-1-83

Ghibli Museum, Mitaka
Tokyo, Mitaka, Shimorenjaku 1-1-83