Tenniscamp.

In meiner Firma gibt es verschiedene Sportclubs. Wie auch in Schulen und Universitäten werden sie Bukatsu (部活) genannt, und von der Firma finanziell unterstützt.

Ich bin seit Neujahr im Tennisclub und hatte bisher an noch genau keiner Veranstaltung teilgenommen. 🙁 Letztendlich hätte das den Rauswurf und ein Jahr Sperre bedeutet, also habe ich mich kurzerhand zum halbjährlichen Tenniscamp angemeldet. Eine hervorragende Idee, die ich in keinem Moment angezweifelt habe, wie sich wunderbar mit diesem Instagram-Foto vom Morgen des Tenniscamps belegen lässt. 😉

Als ich vor einem Jahr darüber schrieb, dass ich mit Tennis angefangen habe, erwähnte ich auch, dass ich in der Schule Turnbeutelvergesserin Numero Uno war. Das kam natürlich nicht von ungefähr: Ich war nicht gut im Sport, und war davon überzeugt, es auch gar nicht sein zu wollen. So ein wenig “traumatisiert” war ich natürlich auch, sämtliche Versuche meinerseits Sport zu machen funktionierten irgendwie nicht besonders gut.

Letztendlich gab ich einfach auf. In meinem Freundeskreis war Sportlichkeit eh nicht gefragt. 😉 Warum ich es lange nicht wenigstens versuchte, liegt auch an meinem Charakter: Ich habe weder eine besonders hohe Frustrationstoleranz noch großartige Ausdauer, und gehöre eindeutig zu den Menschen, die lieber etwas nie versuchen als zu scheitern. 🙁

Zwar habe ich zwischenzeitlich mal Hot Yoga gemacht, und irgendwie war ich auch mal bei sportlichen Meetups, aber eigentlich ist mein natürliches Habita auf dem Sofa mit dem PC auf dem Schoß.

laufen

Aber ich arbeite dran, und Dinge auszuprobieren, die mich eigentlich instinktiv zurückschrecken lassen, gehört dazu. Deswegen lief ich letzten Monat 10km um den Kaiserpalast. Das war um ehrlich zu sein eine ziemliche Tortur, aber mich davon nicht abhalten zu lassen auch weiterhin zu laufen, stärkt das Selbstbewusstsein. 😉 Auch wenn ich danach drei Tage lang Muskelkater hatte.

Das Tenniscamp, vor dem ich erst so viel Schiss hatte, hat letztendlich super viel Spaß gemacht. Alle waren unglaublich nett und hilfsbereit und niemand hat versucht mich mit Haut und Haaren zu fressen. Meine ganzen Sorgen waren also umsonst. Auch wenn ich etwas frustriert war, dass ich die schlechteste Figur abgab, habe ich weitergemacht – ein großer Erfolg für mich persönlich. An zwei Tagen haben wir insgesamt über sieben Stunden Tennis gespielt, im rechten Arm* hatte ich mehrere Tage Muskelkater. Aber ich kam auch mit dem Gefühl wieder nach Hause, etwas zumindest ein wenig besser zu beherrschen.

* Ich bin Linkshänderin, spiele aber mit rechts.

Inzwischen ist der persönlichkeitsmodifizierende Teil am Sport für mich fast genau so wichtig, wie der Gesundheitsaspekt. Ich hoffe, dass das auch weiterhin gut funktioniert, vielleicht kann ich eines Tages wirklich mit 100% Vorfreude an einer Sportveranstaltung teilnehmen. 😀

Gibt es hier noch andere Turnbeutelvergesser? Was macht ihr für Sport, wenn überhaupt?

Wir waren übrigens im Estollé Hotel and Tennis Club, in der Stadt Tôgane in der Präfektur Chiba (千葉県東金市). Man merkt dem Hotel zwar sein Alter an, aber es ist wirklich schön renoviert und man hat direkt davor die Tennisplätze, vier Felder sogar überdacht. Falls jemand vorhaben sollte in Japan Tennisurlaub zu machen. 😉

Wo ist das echte Japan?

Shaoshi linkte zu einem Eintrag von Ulrike, über das Verlangen nach Authenzität auf Reisen.

Oft höre ich, dass Leute das echte Japan erleben wollen. Touristenfallen meidet man, andere Touristen sowieso. Man möchte Japan wie ein Japaner erleben. Eben total authentisch und unverstellt.

Das nimmt manchmal etwas eigenartige Züge an, ich war z.B. schonmal in einem “totalen Geheimtipp” trinken – es war dreckig, laut und die Karte gab es auch auf Englisch. Sehr geheim. 😉 Für Betreiber solcher Lokale lohnt sich das natürlich: Man modernisiert seinen Laden einfach nicht, legt englische Menüs auf den Tisch, und schon kommen die westlichen Touristen. Fabrizierte Authenzität, weil der gemeine Tourist es so erwartet.

Da wird dann noch mal in einem alten Minshuku (民宿), einem Privathaus mit Gästezimmern, übernachtet, um dieses echte Feeling dafür zu bekommen, wie die echten Japaner echt leben. Auch wenn man wegen des harten Futons am nächsten Tag Rückenschmerzen hat – und Japaner oft lieber in Hotels schlafen.

Wo man das echte Japan findet? Überall in Japan. Die wenigsten Orte hier werden beinahe ausschließlich für Touristen betrieben. Echte Japaner die echt in Tokyo wohnen gehen zum Sensō-Tempel (浅草寺) in Asakusa und nach Akihabara (秋葉原). Sie pilgern zu Sommerfeuerwerken und essen unter Kirschblüten.  Natürlich lohnt es sich auch, Orte abseits dessen, was man im Reiseführer findet, zu besuchen – aber nur weil etwas in einem Reiseführer aufgeführt ist, ist es nicht schlecht.

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Wenn ihr erleben wollt, was normale Japaner essen, geht zu CoCo Ichibanya (CoCo壱番屋) oder zu einer Izakaya-Kette. Dort essen im Monat viel mehr Japaner als in einem heruntergekommenen, versteckten Laden. Den dürft ihr aber natürlich auch gern unterstützen.

Japan ist ein modernes Land, das sicher aber auch seiner Kultur bewusst ist. Es gibt Dinge, die sind zwar alt, haben aber Platz im modernen Japan – und dann gibt es Hocktoiletten, die übrigens auch von jungen Japanern gemieden werden. 😉

Reisen muss nicht wehtun, um authentisch zu sein. 🙂

Katzenjammer.

 

Meine Schwiegereltern fahren recht oft in den Urlaub, so auch letztes Wochenende. Weil ihr Hund, mein Schwiegerhund, inzwischen ziemlich alt ist, wird er nicht mehr in Hundehotel gegeben. Stattdessen gehen wir mit ihr Gassi, und sie befindet sich in gewohnter Umgebung.

Als wir am Samstag Morgen mit ihr an den Fluss gingen, musste ich natürlich Fotos machen. Als ich mein Handy aus der Tasche holte, fiel gleichzeitig der Schlüssel mit raus. Dummerweise merkte ich das erst, als wir vor dem Haus der Schwiegereltern standen. Da mein Mann sich beeilen musste um zur Arbeit zu gehen*, ging ich allein zurück um meinen Schlüssel zu suchen.

* Für eine popelige Stunde. Kein Mitleid bitte. 😉

Zum Glück fand ich ihn auch recht schnell, eben am Fluss im Gras. Auf dem Weg zurück fand ich auch noch jemand anders: Eine kleine Straßenkatze, die mir um die Beine strich. Die Straßenkatzen hier sind oft ziemlich scheu, so dass man ohne Bestechung kaum mal eine streicheln kann. Diese hier maunzte wie verrückt. (Video auf Facebook)

Letztendlich konnte ich mich irgendwie losreißen.

Am Abend ging ich dann mit meinem Mann und dem Schwiegerhund wieder dieselbe Strecke. Fast am Fluss angekommen maunzte es plötzlich hinter uns, und die kleine Katze sprang von einem Gartenzaun herunter. Sie hatte absolut keine Angst vor dem Hund, kam sogar neugierig näher. Mein Mann bestritt die nächste Etappe mit dem Hund alleine, während ich mich dem ausgiebigen Katzenstreicheln widmete. Prioritäten!

Letztendlich konnte ich sie natürlich nicht mit nach Hause nehmen. Erstens weiß ich nicht, ob sie nicht vielleicht doch ein eigenes Zuhause hat. Zweitens dürfen wir bei uns keine Haustiere halten. 🙁 Als wir gingen, schaute sie mir noch ganz traurig nach…

Zum Glück werden wir nächstes Jahr in unsere eigenen vier Wände ziehen, und dann schauen wir mal, ob sich nicht ein Besuch in einem Tierheim einschieben lässt. 😉 So einen kleinen Schmusetiger zuhause zu haben wäre schon sehr schön.

(Und dann ende ich als Crazy Cat Lady)

Arbeit in echt.

In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer mal das Thema “Arbeiten in Japan” angesprochen. Dabei habe ich euch glaube ich noch nie genauer geschildert, was ich mache. Von den Fotos auf Instagram sieht es wahrscheinlich so aus, als würde ich ständig Kaffee trinken und den Tokyo Tower bestaunen. 😉 Aber nein! Manchmal arbeite ich auch.

Ich bin Assistentin der IT in der Firma, deren Sneaker ich an den Füßen trage. 🙂 Ohne IT liefe wahrscheinlich gar nichts – Kassen, Lager, etc. läuft alles über IT. Könnte man sicher auch handschriftlich machen, aber Menschen sind dann doch etwas zu fehleranfällig.

Ich mache hauptsächlich allgemeine Aufgaben für die Mitarbeiter meiner Abteilung: Bestellungen aufgeben, Rechnungen bearbeiten, Kostenrückerstattungen einleiten, Anträge stellen, Geschäftsreisen vorbereiten, Kuchen kaufen, Meetings planen, usw. Ganz selten übersetze ich auch mal. Außerdem helfe ich ausländischen Mitarbeitern, wenn sie z.B. etwas in der Post haben, was sie nicht lesen können oder sie privat einen Urlaub planen.

IT-spezifische Aufgaben habe ich auch. Ich bin u.a. für alle mobilen Geräte, ergo iPhones und mobile Router, der Firma zuständig, bin in Kontakt mit den Anbietern, kaufe ein, beende Verträge und analysiere Kosten und Auslastung. Abgesehen davon schreibe ich Anleitungen und aktualisiere unsere Seite im firmeneigenen Netzwerk.

Kurz und knapp: Ich sitze den ganzen Tag vorm PC und starre den Bildschirm an. Das macht sich für Instagram-Bilder nicht ganz so gut. 😉

Natürlich ist das nicht immer super spannend, und ich würde gern näher mit den Produkten arbeiten, aber es ist für mich auf jeden Fall interessanter als meine alte Arbeit. Zwar möchte ich nicht für immer und ewig Assistentin bleiben, aber erst einmal ist es ok – wenn ich doch nur einen festen, unbefristeten Vertrag bekäme.

Leider gibt es in der Firma durchaus unterschiedliche Standards für Festangestellte und Leute wie mich, weswegen ich mich manchmal fühle als würde ich gegen Windmühlen kämpfen. Dinge, die eigentlich gar nicht so schwer sein können, werden unglaublich kompliziert gemacht, weil ich eben nicht 100% zu der Firma gehöre. Kein besonders schönes Gefühl. Zum Glück setzt sich mein Chef sehr für mich ein. 🙂

Es geht mir viel besser als vielen Leute, die in rein japanischen Firmen arbeiten. Ich mache nur sehr selten Überstunden. Meine Mitarbeiter sind alle super. Vor zwei Wochen stand ich mit Stan Smith im Fahrstuhl. Ich habe den besten Ausblick der ganzen Stadt.

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Aber letztendlich ist es ein ganz normaler Job. 😉

Was macht ihr so? Starrt ihr auch auf Excel-Tabellen?