Hurra, unser Kind lebt noch: Das Kinderfest Shichi-Go-San (7-5-3).

Letzten Freitag bestachen wir unseren Sohn mit einem ferngesteuerten Spielzeug-Radlader, damit er sich den Kimono für sein Shichi-Go-San anziehen ließ.

Shichi-Go-San, auf Japanisch 七五三, bedeutet 7-5-3. In diesen Altern wird das Kinderfest begangen, bei den Mädchen im Alter von drei und sieben Jahren, bei den Jungs meist im Alter von drei und fünf Jahren. An den Wochenenden im November trifft man deswegen in Tempeln und vor allem Schreinen im ganzen Land auf hübsch herausgeputzte Kinder, die sich nicht fotografieren lassen wollen.

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Historische Bauten im Maßstab 1:1 im Meiji-Mura in der Nähe von Nagoya.

In Deutschland werden historisch wertvolle Gebäude oftmals am ursprünglichen Standort erhalten. In Japan wird da ein wenig rabiater vorgegangen, außer Tempeln und Palästen wird hier wenig für die Ewigkeit gebaut. Dennoch gibt es natürlich auch hier ein Interesse daran, Architekturgeschichte zu bewahren.

In diesem Sinne werden im Süden Tokyos im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum 30 ganze Gebäude, die nach dort verfrachtet wurden, ausgestellt.

Mehr: Das Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum.

Doch das geht noch größer, man muss nur eineinhalb Stunden mit dem Shinkansen von Tokyo nach Nagoya fahren.

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Heimat.

Manchmal werde ich gefragt, ob ich das Leben in Deutschland oder in Japan besser finde. Darauf habe ich nur eine ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht, ich war in Deutschland noch nie wirklich erwachsen. Ich habe in Deutschland zwar gejobbt, aber nie alleine gelebt, nie Verträge abgesehen von einem Handyvertrag abgeschlossen. Würde ich morgen plötzlich in Berlin aufwachen, ich würde die Sprache und Popkulturreferenzen von vor 15 Jahren perfekt beherrschen, wäre aber ansonsten absolut ahnungslos.

Wenn mir mein Besuch diesen August etwas gezeigt hat, dann, dass ich nicht mehr hineinpasse. Die Stadt und die Leute sind mir fremd geworden.

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Das Schweigen hat ein Ende: Der Skandal um Johnny & Associates.

Am 10. Juli 2019 erschütterte eine Nachricht die japanische Entertainment-Industrie: Johnny Kitagawa (ジャニー喜多川) war am Vortag verstorben. Johnny Kitagawa war der Gründer der Künstleragentur Johnny & Associates und hat die Idolkultur in über 60 Jahren so sehr geformt, wie sonst wohl kein anderer.

Vor allem in den Neunzigern waren seine Boybands, alle unter dem Namen “Johnny’s” zusammengefasst, überall. Johnny’s tanzen und singen nicht nur, sie moderieren Fernsehsendungen und treten in Filmen und Serien auf, in der Werbung sind sie auch ständig präsent.

Es bestand eine strenge Kontrolle über den Zugang zu den Künstlern und den Rechten an ihnen. Wenn einer der Johnny’s auf einem Magazin erschien, durfte das Foto nicht z.B. auf Amazon gezeigt werden. Johnny’s erschienen dort immer nur als Silhouetten. Auf ihrer eigenen Website gab es erst seit 2011 Fotos! Bis kurz vor seinem Tod fanden Johnny’s auf YouTube schlicht nicht statt.

Wer ein Stück vom Johnny’s-Kuchen abhaben wollte, musste nach Johnny Kitagawas Pfeife tanzen.

Im Guiness Buch der Rekorde wurde er als Produzent der meisten Nummer 1 Hits weltweit geführt. Seit Anfang September diesen Jahres wird dieser Rekord online nicht mehr angezeigt. Es wurde endlich flächendeckend darüber berichtet, was viele schon wussten: Johnny Kitagawa verging sich seit den Anfangsjahren der Johnny’s bis zu seinem Tod an den jungen Künstlern.

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