Fan-Dasein sei Dank: Das erste Mal seit 20 Jahren im Theater

Wann wart ihr das letzte Mal im Theater?

Ich wahrscheinlich während meiner Schulzeit. Zuletzt haben wir uns “Die Leiden des jungen Werther” angesehen. Zwar fand ich Theater nie schrecklich langweilig, aber besonders aufregend war es auch nicht. Insgesamt halt etwas dröge.

Anfang des Jahres hatte ich mir dennoch vorgenommen, mal wieder etwas auf der Bühne zu sehen. In Tokyos Theatern laufen unzählige Theaterstücke und Musicals, warum also nicht? Doch wie es so oft ist: Man kommt ja zu nichts und dann ist es plötzlich Dezember.

Aber auch diesmal hat mich mein Fan-Dasein gerettet! Viva Oshikatsu!

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Iguchi Satoru steht für gewöhnlich mit der Rock-Band King Gnu auf der Bühne. Nachdem er 2024 die größten Hallen des Landes gefüllt hatte, fiel er in ein kleines Loch: Was jetzt? Er besann sich auf ein altes Hobby, die Schauspielerei. Und so kam es, dass er im Dezember für zweieinhalb Wochen im Theater Milano-Za in Shinjuku die Hauptrolle im britischen Theaterstück “Cash on Delivery” spielte.

In der Komödie geht es um Eric Swan, der, seit er seinen Beruf verloren hat, im großen Stil Sozialbetrug betreibt. Er bezieht Gelder für einen nach Kanada ausgewanderten ehemaligen Untermieter und hat auch seinen jetzigen Untermieter für sämtliche möglichen Sozialleistungen angemeldet und ihm dafür unter anderem eine ganze Familie angedichtet. Doch plötzlich steht ein Mitarbeiter des Sozialamts vor seiner Tür, und verlangt nach einer Unterschrift. Der Rest der Geschichte ist organisiertes Chaos.

Ganz ehrlich: Hätte während meiner Schulzeit eine Komödie auf dem Stundenplan gestanden, hätte ich wahrscheinlich einen besseren Zugang zum Theater gefunden. Zusammen mit einem Saal von 900 Leuten zu lachen macht einfach Spaß. Das gesamte Ensemble war offenbar mit viel Spaß bei der Sache, das Timing war perfekt aufeinander abgestimmt und die Absurditätsspirale des Theaterstücks tat ihr Übriges.

Fast hätte ich das Stück nicht gesehen. Bei der ersten Ticketverlosung war ich leer ausgegangen und als die Resttickets in den Verkauf gingen, war ich nicht schnell genug. Letztendlich konnte ich dank einer Mischung aus alten und neuen Technologien einen Sitzplatz ergattern.

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Stornierte Tickets kann man kaufen, wenn man am Vortag um 15 Uhr bei einer speziellen Telefonnummer anruft, um dort eine Wartenummer zu erhalten, und dann am Tag der Vorstellung 15 Minuten vor Start im Theater selbst ist das Glück hat, dass noch Tickets übrig sind. Um ehrlich zu sein kein besonders besucherfreundliches System, aber ich hätte es auf mich genommen. Hatte den Nachmittag ja eh schon freigenommen.

Als ich dann aber anrief, sagte die nette Dame am anderen Ende der Leitung, dass noch ein Ticket erhätlich wäre. In der fünften Reihe. Mittig. Ob ich es haben wollen würde. Natürlich wollte ich. Nachdem sie erwähnte, dass ich das Ticket noch am gleichen Tag bezahlen müsste, rechnete ich nach, ob ich es für den Bezahlvorgang noch nach Shinjuku schaffen würde. Doch nein, so etwas Primitives machen wir doch nicht (also abgesehen natürlich von diesem gesamten Telefonsystem), ich könnte mit einer Bestellnummer einfach im Conbini bezahlen und würde dort direkt mein Ticket bekommen.

Und so war es dann. Bestellnummer an der Kasse durchgegeben, bezahlt, Tickets bekommen.

Nächstes Mal würde ich dann aber gern wieder wieder weniger abenteuerlich Tickets kaufen. Vor allem soll es bis zum nächsten Theaterbesuch nicht wieder fast 20 Jahre dauern. Ich habe da auch schon eine Möglichkeit im Blick: 2026 soll Prinzessin Monoke im Stil der traditionellen Theaterkunst Kabuki aufgeführt werden.

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