Eine Künstlerin, an der man in Japan nicht vorbei kommt, ist Kusama Yayoi (草間彌生).
Ihr Markenzeichen sind bunte Punkte, interessante Installationen und Kürbisse. Hier auf 8900km. ist sie auch bereits mehrmals aufgetaucht: So war ich bei einer ihrer Ausstellungen in Tokyo und habe auf der Kunstinsel Naoshima sowohl Kürbisse als auch Installationen von ihr gesehen.
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Zum Geburtstag meines Mannes waren wir im Yayoi Kusama Museum (草間弥生美術館 Kusama Yayoi Bijutsukan) in Tokyo.
Das Museum befindet sich in einer unscheinbaren Gegend nördlich vom Bahnhof Shinjuku, zwischen den Bahnhöfen Waseda, Kagurazaka und Ushigome Yanagicho. Wir fuhren mit dem Bus von Shinjuku bis fast direkt vor das Museum, zur Bushaltestelle “Ushigome Hoken Center”.
Das Yayoi Kusama Museum, eröffnet 2017, spiegelt in seiner Architektur die klare und strukturierte Ästhetik ihrer Werke wider. Das fünfstöckige Gebäude, entworfen von Kume Sekkei, wirkt von außen schlicht und modern, fügt sich jedoch nahtlos in die Umgebung ein. Die Innenräume sind minimalistisch gestaltet, um Kusamas Kunstwerken den notwendigen Raum zur Entfaltung zu geben.
Yayoi Kusamas Werdegang ist beeindruckend und inspirierend. Geboren 1929 in Matsumoto, Nagano, begann sie schon als Kind zu malen und entwickelte früh ihren einzigartigen Stil. In den späten 1950er Jahren zog sie nach New York, wo sie Teil der Avantgarde-Kunstszene wurde und mit Künstlern wie Andy Warhol und Claes Oldenburg arbeitete. Ihre Werke sind oft von psychischen Herausforderungen und der Suche nach Identität geprägt. Nachdem sie internationale Anerkennung erlangt hatte, kehrte sie in den 1970er Jahren nach Japan zurück und setzte ihre künstlerische Arbeit fort, wobei sie ihre Themen der Unendlichkeit und Selbstausdruck weiter verfeinerte.
Die Ausstellung, die auf den fünf Stockwerken gezeigt wird, wechselt halbjährlich. Die Ausstellung bei unserem Besuch, die noch bis zum 1. September 2024 gezeigt wird, hieß “Portraying the Figurative”. In den ersten beiden Obergeschossen wurden Skizzen aus ihrer Kindheit, frühe Werke aus ihrer Zeit in New York und neuere Gemälde und Objekte gezeigt. In diesen Stockwerken ist das Fotografieren verboten.
Da ich vorher nicht viel über Kusamas Werdegang wusste, war es sehr spannend die Verbindung zwischen ihrer Anfangszeit und ihren neuen Werken zu sehen. Vor allem bei ihren neuen Gemälden hatte ich manchmal das Gefühl, direkt in ihren Kopf zu blicken und die Welt durch ihre Augen zu sehen. Was auf den ersten Blick manchmal einfach nur nach “hübscher Kunst” aussieht, ist tief in ihrem Fühlen verankert und durch ein tieferes Verständnis der Künstlerin kann man die Kunst besser begreifen – andersherum gilt das wahrscheinlich auch.
Im vorletzten Obergeschoss wurde eine Installation mit Kürbissen, die sich in die Unendlichkeit erstrecken, gezeigt. Die Unendlichkeit und das Auflösen des Individuums sind Themen, die sich seit Kusamas Kindheit in ihren Zeichnungen, Gemälden, Installationen und Skulpturen wiederfinden.
Auf dem Dach des Museums kann man verschiedene große Skulpturen, bei unserem Besuch war es ein Kürbis (laut der Mitarbeiterin noch größer als der auf Naoshima), sowie eine Aussicht über die Umgebung bewundern.
Sonst stelle ich euch oft Ausstellungen vor, die leider nicht dauerhaft zu besuchen sind. Diesmal nicht! Wer sich auch nur ein wenig für moderne japanische Kunst interessiert, sollte sich auf jeden Fall ein paar Stunden Zeit nehmen und das Yayoi Kusama Museum besuchen. Und wenn nur, um sich Kürbisse anzusehen. 😉
Vorsicht: Alle Tickets werden online im Voraus verkauft, es gibt keine Tageskasse. Sie gelten jeweils nur für einen bestimmten Zeitslot, was einerseits ein wenig Planung erfordert – andererseits wird es auch nie zu voll. Der Eintritt kostet für Erwachsene 1.100 ¥ (ca. 7 €), für Kinder von sechs bis 18 Jahren 600 ¥ (ca. 4 €) und ist für kleinere Kinder kostenfrei. Dank eines Aufzugs ist die Ausstellung auch mit Kinderwagen und Rollstuhl zu bewältigen, bei kleinen Kindern muss aber aufgepasst werden, dass sie die Objekte nicht anfassen.
Ob der Kürbis größer ist oder nicht ist ja auch nebensächlich. Schön ist er allemal. Und der auf Naoshima auch.