Herbst auf der Kunstinsel Naoshima.

Falls ihr schon länger mitlest und euch bei dem Wort “Naoshima” irgendwie die Ohren klingeln – Das war bereits unser dritter Besuch auf der Insel. Aber sie lohnt sich einfach immer und immer wieder.

Diesmal fuhren wir am frühen Morgen mit dem Leihwagen von Kurashiki zum Hafen von Uno, wo wir mit der Fähre übersetzten. Naoshima gehört zur Präfektur Kagawa (auch eine unserer Lieblingspräfekturen), ist aber näher an Okayama. Unser Sohn war vor lauter Aufregung, auf einem echten Schiff zu sein, gerade erst zu Hochtouren aufgelaufen, als die Fähre auch schon im Hafen einlief.

Meine Eltern waren zwar zum ersten Mal auf Naoshima, aber wir schränkten uns trotzdem ein wenig ein. Ein Kleinkind macht einfach nicht mehrere Stunden Kunst mit. Außer, wenn es der große begehbare rote Kürbis von Kusama Yayoi am Hafen ist, in den hatte er sich spontan verliebt.

Nachdem er sich dort ausgetobt hatte fuhren wir zum Chichū Kunstmuseum (地中美術館 Chichū-Bijutsukan) und holten die vorher reservierten Tickets für meine Eltern ab. Sie durften sich das Gebäude und die ausgestellten Werke für eine Stunde ansehen, während wir noch einmal mit Bocchan zum Hafen fuhren und eine zweite Runde im Kürbis spielten. Danach wechselten wir uns ab.

Das Chichū Kunstmuseum ist wahrscheinlich unser liebstes Museum im ganzen Land. Auch, wenn die ausgestellten Werke sich nicht ändern: Sowohl den Werken von Monet unter Umgebungslicht als auch den Installationen von James Turrell werden wir einfach nicht müde. Man darf nur den Eingangsbereich des von Andō Tadao entworfenen Museums fotografieren.

Ein paar Autominuten entfernt, am Strand, trafen wir uns wieder mit meinen Eltern und unserem Sohn und aßen in einem kleinen Restaurant Mittag. Wahrscheinlich sieht der Laden im Sommer, wenn man im Meer baden kann, mehr Besucher. Das Essen war weder überragend noch schlecht und die Aussicht machte sowieso alle Defizite wett.

Es gibt auf der Insel auch einige neue Ausstellungen und Installationen, wir wollten vor allem Kusama Yayois “Narcissus Garden” sehen. Die besteht aus unzähligen reflektierenden Metallkugeln, die auf dem Boden, auf Stufen und auf der Oberfläche eines Teiches angeordnet sind. Wenn man zwischen die Kugeln tritt, sieht man vor allem – sich selbst. Für unseren Sohn war das natürlich magisch anziehend.

Im selben Areal stehen auch die 88 Buddha-Figuren von Ozawa Tsuyoshi (小沢剛). Diese wurden aus Müllschlacke von der Insel Teshima hergestellt. Dort hatte eine Firma seit den späten 70er Jahren über Jahre illegal über 90 Tonnen Industriemüll abgeladen, die Säuberung dauerte bis 2017 an.

Ich wollte meinen Eltern unbedingt eine weitere Installation von James Turrell auf der Insel zeigen. Im Minamidera (南寺) sitzt man minutenlang im Dunkeln, bis sich die Augen daran gewöhnt haben und man Formen ausmachen kann. Für einen Zweijährigen wäre das wahrscheinlich etwas zu gruselig, weswegen wir uns wieder aufteilten.

Während meine Eltern in der Installation waren, nahmen wir Bocchan mit zum Goōjinja (護王神社). Dort führt eine Treppe aus Acrylglass aus einer Höhle unter der Erde bis zum Schreingebäude. Nicht, dass sich unser Sohn dafür interessiert hätte, er war einfach nur begeistert davon, eine Taschenlampe in die Hand gedrückt zu bekommen. 😀

Nachdem wir uns noch eine Installation im Eckhaus (角家 Kadoya) angesehen hatten, mussten wir uns auch schon sputen: Die Fähre zurück aufs Festland würde nicht auf uns warten und wir mussten das Auto wieder zum Verleih zurückbringen.

Die Aussicht auf die rotgefärbte Seto-Inlandssee machte den Abschied auch nicht gerade leichter. Oh, wie schön ist Naoshima!


Das war sie, unsere kleine Reise nach Okayama und Naoshima und das waren auch die Beiträge über den Besuch meiner Eltern in Japan. Nächstes Mal geht es (wahrscheinlich) wieder um Tokyo, diesmal alleine.

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