Auch dieses Jahr werden in Japan neue Besucherrekorde gebrochen werden. Das Ende der Corona-Krise und ein schwacher Yen spülen immer mehr Touristen ins Land. Dementsprechend viel wird Japan auch in kurzen Videos auf Instagram oder TikTok behandelt. Ein großes Thema: Was man in Japan alles falsch machen kann.
Auf der Straße essen? Eine Blamage! Nase putzen? Peinlichst! Trinkgeld geben? Schande über dich, Schande über deine gesamte Familie und Schande über deine Kuh!
Ich finde es schade, dass der Besuch in Japan damit mit Angst behaftet wird, sich zu blamieren. Niemand muss ständig auf der Hut sein, um bloß in kein Fettnäpfchen zu treten. Ganz ehrlich: Die Japaner interessieren sich nicht genug für beliebige Touristen, um ihnen ständig auf die Finger zu gucken. Das meiste wird mit einem Achselzucken quittiert, das Trinkgeld wird nicht angenommen, fertig.
Es gibt eigentlich nur zwei Dinge in Japan, an die Touristen sich halten sollten:
Befolge die Schilder
Japan ist ziemlich idiotensicher. Japaner lieben Regeln, und weil sie wollen, dass sich alle an dieselben halten, hängen überall Hinweisschilder.
In jeder heißen Quelle, die ich bisher besucht habe, gab es ein Schild mit einer Anleitung dazu, wie man dort baden soll. Bereiche, deren Betreten verboten ist, sind entsprechend gekennzeichnet. Auf vielen öffentlichen Toiletten in Tokyo gibt es Hinweise, dass man sich bitte hinsetzen und das Toilettenpapier (und nur das Toilettenpapier) herunterspülen soll. In den Bahnen gibt es mehrere Aufkleber, die darauf hinweisen, dass man nicht telefonieren soll (das ist eine Regel, die vor allem Tokyoter sehr ernst nehmen – also zumindest die Bevölkerung unter 70. Alte Leute dürfen alles.)
Ignoriert die Schilder einfach nicht böswillig.
Benutze deinen gesunden Menschenverstand
Es gibt Leute, die Japan ein wenig wie einen Themenpark betrachten. Alles ist bunt, meist ist es sauber, meist ist es sicher, und an jeder Ecke begegnet man einem Charakter aus seiner Kindheit. Da kann es passieren, dass man vergisst, dass Japan ein ganz normales Land ist, in dem ganz normale Menschen ganz normal leben.
Einmal innezuhalten und sein eigenes Handeln zu überdenken, würde allen zugutekommen. Ihr seid zu Besuch.
Im Zweifelsfall macht es einfach den Japanern nach. Die halten sich zwar auch nicht an alle Regeln, aber können normalerweise ganz gut unterscheiden, welche wichtig sind.
Letztendlich wird es immer Japaner geben, die generell von eurer Anwesenheit genervt sind. Der Übertourismus ist für die Bevölkerung anstrengend.
Mehr: Wie der Übertourismus Japan vor Herausforderungen stellt.
Doch wenn ihr einfach rücksichtsvoll handelt, habt ihr eigentlich schon gewonnen. Egal, was euch TikTok oder Instagram erzählen wollen.
Kann man mit den Schildern auch was anfangen, wenn man nicht japanisch lesen kann? o.O
Die allermeisten Schilder sind mit Piktogrammen versehen, und die, die sich hauptsächlich an Ausländer richten sind auch auf Englisch. 🙂
Ich wünsche mir Deutschland als Themenpark, in dem die Parkeisenbahn pünktlich ist 😉
Kurz und knapp, aber sehr sehr informativ. Alles, was Du, Claudia, hier geschrieben hast, kann ich nur bestätigen. Deine Berichte sind qualitativ stets hochwertig und genau, im Gegensatz zu den andern deutschen zum Beispiel Youtuber.