Freie Sicht auf den Fuji: Ein Tagesausflug nach Yamanashi.

Meine Eltern besuchen Japan seit nunmehr 13 Jahren ziemlich regelmäßig. Wir waren zusammen auf Okinawa, in Kanazawa und in Hiroshima. Nur eines hatten wir noch nicht geschafft: Einmal den heiligen Berg der Japaner, den Fuji, aus der Nähe sehen.

Bisher war es gar nicht so einfach, von Tokyo aus zu den schönsten Aussichtsorten zu gelangen. Seit 2019 gibt es nun zum Glück einen Express, der direkt von Shinjuku bis zum Bahnhof Kawaguchiko (河口湖) fährt: Den “Fuji Kaiyuu” (富士回遊), auf Englisch “Fuji Excursion”.

Die Zugfahrt dauert nur knappe zwei Stunden. Alle Plätze im Zug sind reserviert. Auch wenn man keine Zugplatzreservierung bekommt, kann man mit der Bahn fahren, aber im schlimmsten Fall sitzt man dann zwei Stunden lang auf dem Gang. Nicht zu empfehlen!

Da wir zuerst zur möglicherweise bekanntesten Pagode des Landes, der Chūreitō-Pagode (忠霊塔) wollten, stiegen wir bereits drei Stationen vor der Endstation, in Shimo-Yoshida (下吉田) aus. Von dort aus ist es dann ein etwa 20-minütiger Fußmarsch bis zum Eingang des Geländes.

Und dann heißt es: Treppensteigen. Bis zur Pagode sind es knapp 400 Stufen, doch es lohnt sich auch, sich zwischendurch immer einmal umzudrehen und die Aussicht zu genießen. In den Wäldern leben übrigens wilde Affen. Bei den ausländischen Gästen hat das Rufe des Entzückens ausgelöst, bei den japanischen Besuchern eher Unbehagen. Man braucht vor den wilden Affen keine Angst zu haben, aber am Ende des Tages sind es doch Wildtiere. Es heißt also: Abstandhalten.

Mein erster Eindruck von der Pagode war: Kleiner als gedacht. Auf Fotos (inklusive meinen) sind sie immer riesig aus, aber eigentlich ist sie nicht einmal 20 Meter hoch. Hinter der Pagode gibt es eine richtige Plattform, von der aus man Fotos machen kann. Die Pagode ist übrigens den japanischen Kriegsgefallenen gewidmet.

Jahreszeitenmäßig bieten sich übrigens besonders der Frühling, dann blühen die Kirschbäume, und der Herbst, dann ist die Laubfärbung schön. Im Sommer liegt auf dem Fuji kein Schnee, und ein Fuji ohne Schnee ist nur ein Vulkanberg. Mitte November waren wir auch schon etwas zu spät dran, viel Laub war bereits heruntergefallen.

Auf dem Weg zurück nach unten machten wir einen Abstecher zum Sengen-Schrein (浅間神社 Sengen-jinja). Dieser ist verschiedenen Gottheiten für eine glückliche Familie gewidmet. 🙂 Da mein altes Stempelbuch voll war, kaufte ich ein neues und ließ auch gleich den ersten Eintrag machen.

Zurück am Bahnhof stiegen wir in die nächste Bahn und fuhren die drei Stationen bis zur Endstation am See Kawaguchiko (河口湖). Der See ist hauptsächlich dafür bekannt, einen schönen Blick auf den Fuji zu bieten.

Mehr: Pocahontas vorm Fuji.

Wir liefen bis zum Seilbahn-Bahnhof des Mt. Fuji Panoramic Ropeways um wieder auf einen Berg zu fahren. Hin- und Rückfahrt kosten pro Person 900 Yen. Oben angekommen ist man auf einer riesigen Aussichtsplattform mit Café und einem Hasen-Schrein.

Sowohl Chūreitō-Pagode als auch dieser Ausblickspunkt waren sehr schön, aber wenn ich persönlich Zeit für nur einen hätte, würde ich mich für die Pagode entscheiden. Meiner Meinung nach gab es dort einfach mehr schöne Fotomotive.

Auf unserem Weg zurück zum Bahnhof mussten wir uns ein wenig sputen, um unseren Zug zu bekommen. Dummerweise hatte ich die Tickets nicht im Voraus gekauft, weil ich mir nicht sicher gewesen war, wie viel Zeit wir brauchen würden. Also stand unser Zug schon auf dem Gleis und wir in einer Warteschlange voller Touristen ohne Japanischkenntnisse, die Bahn- oder Bustickets kaufen wollten. Am liebsten hätte ich für alle übersetzt, um die Wartezeit zu verkürzen… Als wir endlich dran waren ergab sich dann folgender Dialog:

Ticketverkäuferin: Das sind dann 12,390 Yen, bitte.
Ich: Mit Karte, bitte.
Ticketverkäuferin: Das geht nicht, das dauert zu lange.
Ich: Ich habe kein Bargeld, Karte bitte.
Ticketverkäuferin: Das dauert zu lange, Sie verpassen Ihre Bahn.
Ich: Nehmen Sie einfach die Karte.

Und siehe da, wir schafften es doch noch rechtzeitig zu unserem Zug. Mission erfolgreich!


Wir waren übrigens auch schon auf der anderen Seite des Fuji, in Shizuoka.

Mehr: Reise zum Fuji, Tag 1.

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