Japanisch ist keine einfache Sprache, wenn es ums Lesen und Schreiben geht. Mit fast 100 Silbenzeichen (Hiragana und Katakana) und beinahe unendlich vielen Logogrammen (Kanji) gibt es viel zu lernen, wenn man in Japan nicht als Analphabet durchs Leben gehen möchte.
Selbst wenn man all das gepaukt hat, trifft man aber manchmal auf Zeichen, die aus der Reihe fallen und um die soll es diesmal gehen.
〆 oder 乄 – Shime
Bei 〆 handelt es sich um genau zu sein um ein Kanji japanischen Ursprungs (davon gibt es einige) – dabei sieht es so gar nicht nach einem Kanji aus. Am häufigsten verwendet wird es auf Briefen, dort schreiben manche es über die Lasche des Briefumschlags um ihn zu versiegeln.
Ansonsten ersetzt es das Kanji von shimeru (締める; abschließen). Im Bild oben, wo es ein wenig wie der Jesus-Fisch aussieht, geht es um shimekiri (締め切り), den Abgabe- oder Anmeldeschluss.
Ich habe es auch schon öfter gesehen, wenn es um Obijime, die letzte Schnur, die um einen Kimono-Gürtel gelegt wird, ging. Dort wurde es dann 帯〆 geschrieben.
Am häufigsten sieht man es aber auf Speisekarten für einfache Gerichte, um das Mahl abzuschließen.
〼 – Masu
Das Sonderzeichen 〼 stellt ein Masu dar. Nun muss man natürlich erst einmal wissen, was ein Masu ist. Ein Masu ist ein altes Mengenmaß und wird heute vor allem verwendet um Alkohol zu trinken. Sicher haben es viele von euch schon einmal gesehen.
In der Edo-Zeit, also bis vor etwa 150 Jahren, wurde das Zeichen 〼 auch oft für die japanische Verb-Endung “masu” verwendet. Im Foto oben steht also できます (dekimasu können). Diese Nutzung wurde dann immer seltener, bis das Zeichen 2000 in die Enkodierung japanischer Schriftzeichen, die von Computern verwendet werden, aufgenommen wurde.
Seitdem sieht man das Zeichen immer mal, obwohl ich dazu sagen muss, dass mein Mann keine Ahnung hatte, was es bedeutet. Mal wieder den Japaner ausgejapant. 😉
々, ゝ und ヽ – Die Wiederholungszeichen
Das Wiederholungszeichen 々 kennt eigentlich jeder, der Japanisch gelernt hat. Es kommt in 時々 (tokidoki manchmal) und 人々 (hitobito Leute) vor und wiederholt einfach das vorangegangene Kanji.
Die Wiederholungszeichen für Hiragana (ゝ) und Katakana (ヽ) sieht man weitaus seltener, und wenn dann meist in alten Namen. Man könnte バナナ (Banana Banane) バナヽ und ここ (koko hier) こゝ schreiben, aber das tut niemand mehr. Letztendlich ist es einfacher, das Silbenzeichen noch einmal zu schreiben.
Für die Wiederholungszeichen für die Silbenschriften gibt es übrigens auch Wiederholungszeichen mit Dakuten, das sind die zwei Strichel an manchen Hiragana und Katakana. So kann man z.B. すずき (Suzuki) すゞき schreiben.
Ich bin auf das Thema gekommen, weil ich in der freien Wildbahn über 〼 gestolpert bin und von vielen die Rückmeldung bekam, dass sie das noch nie gesehen hatten. 🙂