Seit 100 Tagen ist Bocchan nun schon Teil unserer Familie. 100 Tage in denen er sich schon so verändert hat und so viel größer geworden ist. Was für Außenstehende keiner Erwähnung wert wäre, ist für uns ein unbestreitbares Zeichen dafür, dass Bocchan in Wirklichkeit ein Genie ist.
Insgesamt ist Bocchan ein sehr entspanntes Baby. Er schläft viel und wir müssen ihn nicht zum Milchtrinken überreden. Damit er auch weiterhin immer genug zu Essen haben wird, haben wir ein kleines Ritual begangen: Okuizome (お食い初め).
Okuizome, lose übersetzt “Essensbeginn”, wird bereits seit Jahrhunderten praktiziert und ist an sich ganz simpel: Vor dem Kleinkind werden verschiedene Speisen aufgetischt, die für Glück stehen oder feierlich sind. Dazu gehören vor allem Rotbrasse (鯛 Tai), Reis mit roten Bohnen (赤飯 Sekihan) und eine klare Suppe (お吸い物 Osuimono), aber man kann natürlich auch noch mehr vorbereiten.
Vom Inhalt her ähnelt es ein wenig dem traditionellen Neujahrsessen.
Mehr: Neujahr in Bildern.
Und was macht man dann mit dem ganzen Essen? Unser 3-Monate-alter Sohn mag zwar im Geheimen ein Genie sein, aber essen kann er nun wirklich noch nicht.
Man täuscht das Füttern einfach nur an. Eine Person, im Falle eines Sohnes meist der Großvater, setzt sich das Kind auf den Schoß und tut so, als würde sie es mit Stäbchen füttern. Auch wenn sich heutzutage kaum noch jemand daran hält, ist die Reihenfolge der Speisen festgelegt: Reis, Suppe, Reis, Fisch, Reis, Suppe, Stein.
Moment, ein Stein?! Genau, der soll nämlich dafür sorgen, dass die Zähne des Kinds hart wie Stein werden. 🙂 Ob man dem Kind wirklich einen Stein vorsetzt, bleibt einem aber überlassen.
Außerdem gibt es eigentlich spezielles Geschirr für das Ritual, aber wir wollten lieber etwas haben, dass wir auch weiterhin verwenden können. Hier seht ihr, wie es “korrekt” aussieht:
Manche Familien nutzen den Tag, um ein paar schöne Fotos machen zu lassen. Wir sind dafür zu faul, und abgesehen davon haben wir schon unglaublich viele Fotos von Bocchan.
Das ist jetzt bis zum nächsten Jahr erst einmal das letzte Ritual, das für Bocchan begangen wurde. Ich finde es eigentlich ganz schön, dass es auch so kurz nach der Geburt schon zwei Rituale gibt, bei denen man den Familienzuwachs ein wenig feiern kann. Über das erste Ritual könnt ihr hier lesen:
Mehr: Der erste Schreinbesuch.
Und wie fand Bocchan die ganze Chose nun? Eher eigenartig. Er weiß eben noch nicht, was Essen ist und hat jedes Mal das Gesicht verzogen, wenn wir ihn fast-gefüttert haben. Bis wir mit dem Essen beginnen wird es auch noch ein wenig dauern, hoffentlich ist er dann aber ein bisschen enthusiastischer. 😀
Die leckeren Speisen wurden aber natürlich nicht weggeworfen, sondern wurden von uns pflichtbewusst gegessen. 🙂
Ich bin grade irgendwie froh dass nicht nur wir keinen großen Wert auf das Anrichten gelegt haben
Wir haben übrigens beim 1. Schreinbesuch ein Set für Okuizome bekommen, allerdings hatte der Besuch sich so weit verschoben, dass wir den anderen Brauch schon durch hatten
Warum sollte ich etwas kaufen, was dann doch nur einmal verwendet wird und dann wahrscheinlich irgendwann im Müll landet? Dann lieber etwas, das wir hoffentlich noch viele Jahre verwenden können. 🙂
Ich finde es total spannend, wie das mit Babys in Japan läuft, da wir ja selbst auch eine kleine Tochter im Alter von 8 Monaten haben. Und wir freuen uns, wenn wir ihr Japan später mal zeigen können.
Aber wie das denn mit dem richtigen Beikostbeginn? Hier in Deutschland wird ja am liebsten Brei mit Gemüse zuerst gefüttert. Ist das in Japan auch so?
In Japan wird ganz standesgemäß zuerst ein Reisbrei gefüttert. 🙂 Ich werde darüber schreiben, wenn das bei uns auch näher rückt.