Seit Corona in aller Munde ist, fährt Japan eine sehr restriktive Politik gegenüber Menschen ohne japanischen Pass, die nach Japan einreisen wollen. Teils nahm dieser überbordende Eifer sogar unmenschliche Züge an und riss Familien auseinander, weil ein Familienteil einfach nicht ins Land kommen konnte.
Es war zwar bekannt, dass Ende August neue Maßnahmen beschlossen werden sollten, aber die Ankündigung des Rücktritts unseres Premierministers, Abe Shinzō, hat dann doch ein wenig mehr Aufmerksamkeit erhalten. Aber: Es hat sich etwas getan!
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Seit dem 1.9. hat sich die Situation für sich bereits in Japan befindliche Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung zumindest ein wenig verbessert. Wir sind nun nicht mehr effektiv im Land eingesperrt, sondern können das Land nach dem Verlassen auch wieder betreten.
Praktisch werden uns dabei aber Steine in den Weg gelegt:
- Vor der Ausreise muss man eine E-Mail mit seinen persönlichen Daten und den Reisedaten ans Justizministerium schicken und hoch und heilig versprechen, sich bei Wiedereinreise an geltenden Bestimmungen bezüglich der Eindämmung der Pandemie zu halten. Die Bestätigung dieser E-Mail wird am Flughafen bei der Ausreise benötigt.
- Innerhalb von 72 Stunden vor Wiedereinreise muss im Ursprungsland ein Test auf Corona durchgeführt werden und negativ zurückkommen.
- In Japan wird erneut ein Corona-Test gemacht, was genau bei einem positiven Ergebnis geschieht, weiß glaube ich noch niemand so richtig.
- Den Weg nach Hause darf man nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln antreten und man muss sich für zwei Wochen nach Ankunft in Selbstquarantäne begeben.
Die letzten beiden Punkte gelten auch für Japaner und sind meiner Meinung nach in der derzeitigen Situation leider unabdingbar. Natürlich ist es für die meisten Menschen absolut unmöglich, zwei Wochen lang das Haus nicht zu verlassen, aber im Ernstfall möchte man nicht für die weitere Verbreitung des Virus und eventuell sogar Tote verantwortlich sein.
Den ersten Punkt, das Anmelden der Rückkehr, finde ich zwar etwas lächerlich, aber vielleicht ist es, um den Beamten am Flughafen ein wenig Planungssicherheit zu geben.
Der Knackpunkt ist der Corona-Test im Herkunftsland. Es ist gar nicht so einfach, getestet zu werden – vor allem innerhalb von 72 Stunden vor Ankunft in Japan. Wenn man das nicht richtig plant, kann es schnell passieren, dass der einzig mögliche Testzeitraum am Wochenende ist, wo es auch in einer Stadt wie Berlin kaum Möglichkeiten gibt, sich testen zu lassen. Wie das Ganze für Leute aussieht, die ihre Zeit im Ausland nicht in einer Großstadt verbringen, will ich gar nicht wissen.
Sowieso finde ich die Logik hinter dem Verlangen eines negativen Testergebnisses sehr fragwürdig: Wenn ich Corona habe, darf ich also nicht in das einzige Land zurück, in dem ich krankenversichert bin? In dem meine Familie lebt?
Dass Japaner sich nicht im Ursprungsland testen lassen müssen, ist verständlich. Es ist ein simpler Fakt internationalen Rechts, dass ein Land seine Staatsbürger nicht an der Einreise hindern darf – egal, ob infiziert oder nicht. Japanern den Test im Ursprungsland aufzubürden, obwohl das Ergebnis keinerlei Einfluss auf irgendetwas hat, wäre also unsinnig.
Wir werden sehen, ob Japan die Bestimmungen in nächster Zeit noch etwas lockern wird. Um ehrlich zu sein glaube ich aber nicht daran, dass sich da vor Jahresende noch etwas ändert.
Man müsste wohl am Besten den Rückflug auf einen Freitag legen, dann dürfte das mit der Testung mit rechtzeitigem Testergebnis zumindest in deutschen Großstädten ja gut zu organisieren sein. Aber so wie man das mitbekommt ist es ja tatsächlich in vielen anderen Ländern schwerer einen Test zu bekommen.