Gewitter im Kopf.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kümmert sich mein Mann zwar nachts um Bocchan, unseren Sohn, aber ich wache auf und setze mich auf die Couch neben ihn. Wir sehen zusammen eine Folge Jikō Keisatsu (時効警察).

Meine nächste kurze Erinnerung ist aus dem Krankenwagen, zusammenhängende Erinnerungen habe ich erst wieder, als wir im Krankenhaus angekommen sind. Ich liege auf einem Krankenbett, mein Mann steht in Schlafsachen und kreidebleich neben mir.

Ich hatte wohl plötzlich einen Grand-mal Krampfanfall und bin förmlich auf meinen Mann gekippt. Der hat den Notruf gewählt und dann seine Eltern geweckt, damit sich jemand um Bocchan kümmern und er mit ins Krankenhaus kommen konnte.

Im Krankenhaus wurden verschiedene Tests gemacht, nur die Hirnstrommessung konnte nachts nicht durchgeführt werden. Also wurde ich erst einmal stationär aufgenommen. Die Möglichkeit einer mit der Schwangerschaft verbundenen Eklampsie wurde (für meinen Geschmack etwas zu schnell) ausgeschlossen und man verpasste mir die Diagnose Epilepsie.

Bereits seit Kindestagen habe ich mit Migräne zu kämpfen, dass in meinem Kopf nicht alles ganz glatt läuft war also keine neue Erkenntnis. Aber meinen Mann hat die Diagnose sehr mitgenommen, sie macht ihm Angst und er macht sich Vorwürfe, dass er mich nicht mehr entlastet hat.

Jedenfalls habe ich Medikamente bekommen, nächste Woche wird untersucht, ob sie wirken. Falls ja, werde ich sie wohl die nächsten zwei Jahre nehmen müssen. Parallel werden wir aber noch einmal testen lassen, ob wirklich keine Eklampsie vorliegt – die verschwindet nämlich meist ein paar Monate nach der Geburt des Kindes von ganz allein.

Bocchan (坊ちゃん) ist der Kosename, den wir für unseren Sohn verwenden. Das Wort bezeichnet einen meist jungen Mann, der unbeschwert aufgewachsen ist und deswegen keine Ahnung von “der echten Welt” hat – wie unser Bocchan halt. 😀

7 Gedanken zu „Gewitter im Kopf.

  1. Denny sagt:

    Hallo Claudia, meine Familie hat vor 11 Jahren die gleiche Erfahrung mit meiner Mutter gemacht. Sie hat damals stress- und homornellbedingt ihren 1. Grandmal-Krampfanfall im Schlaf bekommen. Ich hoffe ihr erholt euch schnell von dem Schock und wünsche dir gute Besserung sowie alles Gute!! LG Denny

  2. Pia Tanaka sagt:

    Liebe Claudia, ich kenne Dich ja gar nicht persönlich. Lese seit längerem Deinen Blog. Ich liebe es dabei immer nach Japan, der Heimat meines Mannes, entführt zu werden. Dein heutiger Eintrag hat mich erschrocken und gerührt. Hoffentlich geht es Dir bald wieder gut und das Gewitter war nur kurz und einmalig. Der Kosename eures Sohnes ist pure Liebe, wunderschön.
    Liebe Grüße aus Frankfurt am Main
    Pia

  3. Christine sagt:

    Alles Gute für dich. Vielleicht waren die letzten Monate ja auch einfach nur etwas zu anstrengend. Hoffentlich geht’s dir bald wieder besser.
    Liebe Grüße
    Christine

  4. Christina sagt:

    Liebe Claudia,
    was ein Schrecken….ich hoffe das es doch “nur” von der Schwangerschaft kam und es nicht wieder kommt. Meine Freundin ist uns vor 3 Jahren mal in einer Übungsstunde beim Chor vom Stuhl gekippt, daher kann ich mir vorstellen, wie es deinem Mann gegangen sein muss. Man kriegt doch ganz schön Angst in diesem Moment. Meine Freundin hat übrigens seit Kindheitstagen auch mit Migräne zu kämpfen, der Anfall war aber bisher der einzige und mittlerweile darf sie auch wieder Autofahren und alles ist gut.
    Ich wünsche dir gute Besserung und pass gut auf dich auf.
    Bocchan, was für eine süße Bedeutung für den kleinen Prinzen 🙂
    Ich wünsche euch alles gute, was für ein ereignisreiches Jahr…
    Ganz liebe Grüße
    Christina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert