Unseren zweiten Tag in Stockholm begannen wir damit, ein paar Juwelen zu bestaunen.
In Schweden gibt es noch Könige und Prinzessinnen, und die Schätze von ihnen und ihren Vorgängern werden in der Schatzkammer des Stockholmer Schlosses ausgestellt. Neben verschiedenen Zeptern, Reichsäpfeln und Kronen, ist auch ein Hermelinmantel ausgestellt. Insgesamt Objekte von unmessbarem Wert, auch wenn ich nicht unbedingt mit einer 2kg schweren Krone durch die Gegend laufen würde.
Nachdem wir uns sowohl die könglichen Schätze als auch die Kapelle angesehen hatten, mussten wir leider feststellen, dass der Touristenstrom uns eingeholt hatte. Wir hatten nun wirklich keine Lust, mit hunderten anderer Besucher anzustehen, und sahen uns noch kurz den Innenhof an, bevor wir durch die Altstadt Gamla Stan hindurch nach Södermalm liefen.
Dort hatte uns meine liebe schwedische Freundin Malin ein Restaurant empfohlen, dass zu annehmbaren Preisen gute Küche bietet. Das Blå Dörren nimmt seinen Namen von einer Kneipe, die sich vor über 300 Jahren in denselben Mauern befand, durfte aber wegen denkmalschutztechnischen Richtlinien die Tür nicht wieder blau anmalen.
Mittags bestellt und bezahlt man am Tresen und bekommt dann das Bestellte serviert. Ich hatte mich für die vegetarische Variante entschieden, Kartoffelpuffer mit Pilzen, Gemüse und natürlich Preiselbeeren.
Nachdem wir gesättigt aus dem Restaurant kamen, stellten wir fest, dass die Wolkendecke über Stockholm aufgebrochen war. Was kann ich sagen? Stockholm ist auch bewölkt sehr schön, sonnig aber noch viel schöner. 😀
Nachdem wir vormittags mit Jacken durch die engen Gassen der Altstadt spaziert waren, wurde es dafür schnell zu heiß und wir packten unsere Sonnenbrillen aus.
In Gamla Stan reiht sich leider an vielen Ecken ein Souvenirgeschäft ans nächste, was den Charme etwas kaputt macht. Nach dem dritten Laden mit Elchplüschtieren sollte es eigentlich reichen, oder? Zum Glück halten sich auch einige andere Läden, wie z.B. der Laden für Bahnenthusiasten, der auch deutsche Modelle führte.
Um das gute Wetter vollkommen zu nutzen, setzten wir uns in eines der zahlreichen Touristenboote und ließen uns einmal im Hafen der Stadt herumfahren. Wie man es vielleicht von Touri-Bussen kennt, hing an jedem Sitz ein Kopfhörer, über den man sich in verschiedenen Sprachen (auch Japanisch) eine Erklärung des Gesehenen anhören konnte. Ja, das ist super touristisch, aber wir sind ja auch Touristen. 🙂 Eine Stunde lang die Stadt vom Wasser aus zu sehen war auf jeden Fall sehr entspannend.
Wahrscheinlich wissen nur wenige Leser, dass sowohl meine Eltern als auch mein Mann Architektur bzw. Bauingenieurwesen studiert haben. Nachdem wir aus dem Boot gestiegen waren, liefen wir also zum ArkDes, dem Architektur und Design Museum Stockholms. Dort kann man sich kostenlos eine Ausstellung über schwedische Bauten durch die Jahrhunderte ansehen. Für fast alles gibt es dabei Modellbauten, damit man es sich wirklich plastisch vorstellen kann.
In anderen Teilen des Gebäudes finden wechselnde Ausstellungen statt, und wenn man ein wenig erschöpft ist, kann man draußen im Museumsrestaurant Eis oder Kuchen essen. Nur den Vögeln dort soll man nichts geben, laut den Aufstellern auf den Tischen sind die nämlich schon viel zu dick. 😉
Weil wir durch das viele Laufen gar nicht dick werden konnten, liefen wir abends den zugegebenermaßen ziemlich weiten weg vom Architekturmuseum zu einem zweiten Laden, den meine schwedische Freundin empfohlen hatte: Meatballs for the people. Dort gibt es genau das, was an der Tür steht: Köttbullar in verschiedensten Ausführungen.
Meine Mutter und ich waren nicht so schrecklich hungrig, weswegen wir uns einen Probierteller mit Fleischbällchen aus verschiedenen Tieren bestellten: Schwein, Rind, Elch und Rentier waren dabei. Am besten fanden wir beide das Rentier.
Sowohl mein Mann als auch mein Vater bestellten klassische Köttbullar mit Fleischbällchen aus Elch. Seit mein Mann vor vielen Jahren in einer seiner Lieblingssendungen gesehen hatte, dass man Elch essen kann, wollte er es unbedingt einmal probieren.
Inzwischen war es schon ziemlich spät geworden, und waren seit Stunden unterwegs, aber ein Programmpunkt fehlte noch: Das Fotografiska. Das Fotografiska ist eines der bekanntesten Museen für zeitgenössische Fotografie mit wechselnden Ausstellungen. Wir sahen unter anderem Turning The Tide von Paul Nicklen und Cristina Mittermeier (über unsere Meere und die Menschen und Tiere die darin bzw. davon leben), Secret Times von Cathleen Naundorf (Modefotografie) und Bilder von Linda und Mary McCartney.
Letztendlich war das Museum uns sogar ein wenig zu groß, aber die Präsentation der Fotos war natürlich genial. Da die Ausstellungen alle anders gezeigt wurden, hatte ich nie das Gefühl, dass ich nur an Fotos an der Wand vorbeigehe.
Als mein Mann und ich alles gesehen hatten, warteten wir auf meine Eltern, die leider auch über Whatsapp nicht erreichbar waren. Der Grund, warum ich es versuchte: Mein Mann schlief auf dem Stuhl vor den Schließfächern fast ein. Als wir dann geschlossen aus dem Museum liefen, war es schon dunkel und wir beschlossen mit dem Taxi zurück ins Hotel zu fahren. Nur dumm, dass am Fotografiska gar nicht so viele Taxen vorbeikommen. Als wir dann einen erblickten, legte mein Vater einen beherzten Sprint ein, um es anzuhalten.
An dem Tag selbst war mir gar nicht so bewusst, wie viel wir unternommen hatten, aber wenn man es mal aufschreibt wird doch klar, warum wir so geschafft waren. 😀 Der nächste Tag war dann zum Glück ruhiger.
Uff, was für ein Programm!
Hallo liebe Claudia, ich habe mich nun von ganz Anfang bis jetzt durchgelesen und wollte Ihnen ein großes “Danke” dalassen. Was für ein wunderbarer Blog. LG aus Deutschland
Vielen Dank für das liebe Kompliment! 🙂