Das Leben vorm Bildschirm.

In den letzten Wochen habe ich immer wieder Artikel gelesen und Videos gesehen, die sich damit befassten, dass es nicht sonderlich gesund ist zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen.

Auf Arbeit lässt sich so etwas kaum vermeiden, ganz ehrlich möchte ich meine Excel-Tabellen auch nicht unbedingt handschriftlich füllen, aber in der Freizeit kann man die Stunden, die man vor dem Bildschirm verbringt, reduzieren.

Das Problem ist natürlich, dass heutzutage so gut wie jeder vor uns ständig einen Bildschirm mit sich herumträgt: Das Smartphone. Es ist einfach, es “nur mal kurz” rauszunehmen, um dann eine halbe Stunde lang durch Facebook zu scrollen. Teilweise ist das bei mir eine unbewusste Reaktion, wenn ich nichts zu tun habe.

Das ist keine produktive Aktivität. Es gibt wohl Untersuchungen, die es nahelegen, dass mit vermehrter Nutzung von sozialen Medien (Facebook, Instagram, Twitter und Konsorten) eine höhere Anfälligkeit für Depressionen einhergeht (englischer Bericht). Es gibt auch Aussagen, nach denen unsere Freizeit zwar seit Jahren nicht weniger wird, wir aber immer weniger Freizeit fernab von Bildschirmen verbringen. Ich finde das traurig, denn wenn ich Geschichten erzähle, sind das in den seltensten Fällen Geschichten, wie ich Zeit vor dem Bildschirm verbrachte.

Die wertvolle Zeit ist die, die ich mit meinem Mann, meiner Familie und meinen Freunden verbringe. Die Zeit, in der wir reden, uns gegenseitig zum Lachen bringen und neue Erfahrungen sammeln. Wenn ich vor dem Bildschirm klebe ist viel der dort aufgewendeten Zeit eindeutig verschwendete Lebenszeit.

Das soll keinesfalls heißen, dass ich mein iPhone wegwerfe, den Blog schließe und auf Facebook mit niemandem mehr rede. Ein derartiger Umschwung ist unrealistisch und bringt mir wenig. Ich möchte bewusster mit meiner Freizeit umgehen.

Im Klartext heißt das, dass wir unsere iPhones abends zuhause auf die Ladestation legen und nur in die Hand nehmen, wenn wir wirklich etwas recherchieren möchten, oder wir eine Nachricht erhalten. Unsere Smartphones sind seit Jahren aus dem Schlafzimmer verbannt, da muss sich nichts ändern. Es heißt auch, dass ich versuche in der Bahn mehr Podcasts zu hören (heiße Empfehlung, auf Englisch: Reply All).

Ja, das beschränkt sich alles auf das Smartphone, aber das hat einen einfachen Grund: Apps sind nicht mit Stoppmechanismen ausgestattet. Wenn ein Film vorbei ist, ist er vorbei, und ich kann mich etwas Neuem zuwenden. Wenn ich am Ende eines Buchkapitels angekommen bin, kann ich das Buch zur Seite legen. Aber bei Facebook oder Instagram ist es einfacher, weiterzuscrollen. Die Apps sind darauf ausgelegt, mich nicht freizulassen, also vermeide ich es, sie ohne Grund aufzusuchen. Ganz einfach. 🙂

Mal schauen, ob es etwas bringt.

Habt ihr euch schon einmal ernsthaft Gedanken über eure Handy- oder PC-Nutzung gemacht? Mit welchem Ergebnis?

19 Gedanken zu „Das Leben vorm Bildschirm.

  1. Holger Drechsler sagt:

    Digitale Auszeiten sind schwer im kommen. Aus den USA kommen die “Digital-Detox” Kurse. Jeder erlebt, dass die ständige Erreichbarkeit und dieses ständige “ich check nur mal schnell meine e-Mails” unsern Alltag zerhackt und wir unsere Zeit zerfasern. Wie alles eine Frage der Gewohnheiten. Wer an der Supermarktkasse sein Smartphone herausholt um die drei Minuten Wartezeit “sinnvoll” zu nutzen ist schon ziemlch süchtig. Neuerdings sehe ich viele Mütter, die ihren Kinderwagen vor sich her schiebend, die ganze Zeit auf das Display starren. Der Kinderwagen ist dann die Knautschzone für Laternenpfähle und die anderen Fußgänger weichen dem Kinderwagen ohnehin aus. Das Smartphone bewußt nicht ins Schlafzimmer zu mitzunehmen ist schon mal ein Anfang.

    • Claudia sagt:

      Wenn Eltern nur vor ihren Handys hängen, finde ich das schon ziemlich tragisch. Ich verstehe es, das Baby ist jetzt auch nicht der beste Unterhaltungspartner, aber da geht glaube ich einiges verloren.

  2. Lio sagt:

    Ich habe früher sowohl im Berufs-wie auch Privatleben sehr viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht. Nur im Urlaub gab es mal “Digital Detox”.
    Seit ich ein Kind habe, ist die Zeit an PC/Smartphone stark zurückgegangen. Ganz bewußt habe ich mich vor einer Weile gegen einen Handyvertrag entschieden. Unterwegs komme ich nicht mehr ins Internet und kann die Zeit mit Familie und Freunden viel mehr genießen, weil ich nicht mehr ständig in Versuchung komme, mal kurz aufs Handy zu schauen.
    Auch vor dem Schlafen lese ich lieber ein Buch, ist für mich wesentlich entspannender. So überbrücke ich auch längere Wartezeiten bei Terminen. Ganz altmodisch 🙂
    Gerade wegen des Kindes muß ich mich langsam mit Medienkonsum-und Kompetenz auseinander setzten. Will ja kein schlechtes Vorbild werden.
    Trotzdem schau’ ich gerne mal bei Youtube oder Instagram vorbei. Und es gibt einige Dinge, die ich sehr schätze und nicht missen möchte, weil sie einfach eine große Zeitersparnis bringen (wie z.B. Online banking usw.).

    • Claudia sagt:

      Ich finde, das viele Dinge leichter geworden sind. Wenn dem nicht so wäre, würde ja niemand sein Smartphone verwenden. Aber wenn beim Essen drauf gestarrt wird, finde ich das schon bedenklich und auch ziemlich unhöflich. 🙂
      Wenn ich weiß, dass es Wartezeiten geben wird, nehme ich mir auch ein Buch mit.

      Ich sehe oft Mütter und Väter, die lieber auf ihr Handy als auf ihr Kind gucken, und das finde ich durchaus schade. Kann sein, dass sie normalerweise die aufmerksamsten aller Eltern sind, und ich das nur nicht sehe, aber… es fällt auf.

      • Lio sagt:

        Ja, ich nehme es auch so wahr. Eltern, die einen Kinderwagen schieben, vielleicht noch Kleinkinder dabei haben und währenddessen aufs Handy starren. Da frage ich mich immer, was so wichtig ist. Oder Paare, die im Restaurant sitzen und statt miteinander zu reden ihre Aufmerksamkeit leiber dem Smartphone schenken.
        Na ja, bleibt auf einen Gegentrend zu hoffen…

  3. Daniela | Nipponinsider sagt:

    Beschäftige mich seit längerem mit dem Thema. Als ich meine Social Media Ausbildung gemacht habe, sprach unsere Dozentin von Apps, die Facebook und Instagram für eine gewisse Zeit blocken können, so dass du da nicht mehr rauf kannst. Ich dachte “Was für ein Quatsch!”.

    Benutze ich mittlerweile selbst. E-Mails checken nur noch einmal am Tag. Und Social Media privat auf eine Stunde begrenzt am Tag. Superschwer!!!

    Dein Podcast-Empfehlung höre ich mir mal an. Ich bin ein riesen Podcast-Fan!!!

    Liebe Grüße aus Berlin
    Daniela

  4. jenny8915 sagt:

    Hallo, habe deinen Blog beim stoebern durch WordPress gefunden^^ Danke fuers zurueckfolgen アリガトォ Kannte bis jetzt niemanden aus Deutschland der in Japan wohnt, deswegen finde ich das ziemlich cool, deinen Blog gefunden zu haben (^^)
    これからもよろしく!

    • Claudia sagt:

      Insgesamt inzwischen sieben, also ein großer Unterschied ist das nicht. 🙂 Bist du auf Facebook? Such mal nach der Gruppe “Kleines Plaudereckchen für deutschsprachige Frauen in Japan”. Es gibt auch eine englischsprachige Gruppe “Foreign Wifes of Japanese People”, aber da muss dich jemand einladen.

  5. Iris sagt:

    Also, ich bin schon ein älteres Semester mit 58, aber ich liebe das Internet, da ich Wissen-süchtig bin. Es gibt so schrecklich viele neue Sachen zu entdecken. Aber, man muss wissen, wann Schluss ist. Ich hatte noch nie ein Handy, Smartphone oder sonstiges Kommunikationsmittel, um unterwegs online zu gehen. Man muss sich bewusst werden, dass der Körper Ruhe und Entspannung braucht und nicht ständig unter Strom stehen kann. Im Stau stehend, habe ich einmal morgens eine Mutter mit einem dieser Geräte in der Hand beobachtet, neben der ihr etwa 8-jähriges Kind einhertrottete und keinerlei Beachtung fand. Echt traurig. Am Ende der Straße kehrte sie dann mit ihrem Kind beim Bäcker ein. Ob es dort erst einmal Frühstück gab oder Vesper für die Schule gekauft wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich plädiere dafür, dass diese Dinger öfter abgeschaltet werden sollten und man sich mit seinem Gegenüber, Kind, Mann, Mutter … widmet.

  6. silberfee sagt:

    Ein Grund, warum ich noch immer ein Prepaid Handy nutze, das nichts kann ausser Mails schreiben und telefonieren. Unterwegs kann ich nicht ins Netz und daher erst am Abend, wenn die Kinder im Bett sind und ich den PC aufschalte. Dann ist es meine Freizeit, die ich mit surfen verbringe. Meist schlafe ich eh dabei ein 😉 Die wirklich wichtigen Dinge erledige ich tagsueber ohne Internet.
    Neffe/ Nichte sind 15 und 21 Jahre alt und haben das Phone die ganze Zeit in der Hand. Auch beim Essen liegt es am Tisch und kaum bimmelt es, muss schon eine Nachricht geschrieben werden..

  7. Tara sagt:

    Sehr interessanter Beitrag. Mittlerweile läuft ein großer Teil des Leben für viele ja leider wirklich auf dem Bildschirm ab, was ich persönlich ziemlich gruselig finde (Nicht, dass ich mich nicht auch gern mal in die Tiefen des www fallen lasse … ^^)

    Theoretisch muss da jeder selbst sein Maß bestimmen, aber manchmal verliere ich wirklich die Geduld, wenn man mit Freunden unterwegs ist und einige, anstatt am Gespräch teilzunehmen, permanent aufs Handy starren. Es heißt dann zwar oft “Ich höre doch zu, sprich weiter!”, aber ich kenne das ja selbst: Wenn man am Tippen ist, geht einfach vieles durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder raus.
    Eure Maßnahme zu Hause, das Schlafzimmer zur smartphonefreien Zone zu erklären, finde ich übrigens richtig gut 🙂 Ich glaube dazu hätte ich nicht die Disziplin, haha ^^

    Liebe Grüße :3

  8. viktor643 sagt:

    Warum benutzt du überhaupt sozial Network? Hast du dadurch wirklich mehr soziale Kontakte?? Wäre es nicht besser die Nachbarn auf einen grünen Tee einzuladen und mit ihnen eine Runde zu ratschen anstatt mit irgendwelchen Menschen irgenwelche Nichtigkeiten zu diskutieren, die nichts weiter als small-talk sind.

    Ich habe vor 2-3 Jahren mit dem Bloggen begonnen und inzwischen herausgefunden, dass man über das Internet keine Freunde, sondern nur Bekanntschaften finden kann. (Seltene Ausnahmen gibt es natürlich auch.) Als Folge reduzierte ich den virtuellen sozial-network “konsum” und unternehme VIEL lieber etwas mit realen Freunden. 😉

    (Wobei ich zugebe, deinen, nagarazoku´s und noch zwei weitere Blogs gerne zu lesen. Informationen über Japan, ab und zu, macht Laune.)

    • Claudia sagt:

      Angesichts der Tatsache, dass ich a) unglaublich weit weg von meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland lebe und b) du nicht weißt, wie ich soziale Netzwerke nutze, finde ich deinen Kommentar unglaublich herablassend formuliert.

      Vielleicht nutze ich soziale Netzwerke ja nicht, um neue Freunde zu finden, sondern um mit den alten im Kontakt zu bleiben… die sind übrigens auch real.

      • viktor643 sagt:

        Sorry, war nicht so gemeint bzw. hast du falsch aufgenommen. Ich meinte wenn man soziale Neztwerke nutzt um neue Kontakte zu knüpfen.
        Wenn man alte Freundschaften pflegt ist es natürlich etwas andres und keinesfalls darauf bezogen.
        Habe vor langer Zeit ebenfalls meinen Wohnort gewechselt und dann mit meinen bereits vorhandenen Freunden über Internet sehr viel geredet und das war toll.
        Habe dann eben versucht über das Netz neue Freunde zu finden und dann herausgefunden, dass es absolut was anderes ist und echte Freunde nicht ersetzt. Sorry nochmals, Kommunikationsprobleme kommen vor….

        • Claudia sagt:

          Kein Ding, kommt vor. 🙂

          Über Facebook neue Freunde zu finden, geschieht allerhöchstens durch Zufall, aber darauf verlassen sollte man sich wirklich nicht.

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