Das Wort zum Mittwoch: マナー

wortzummittwochWenn Japaner etwas ernst nehmen, sind es:

マナー

マナー (Manā) kommt vom Englischen Manners, Manieren. Dabei geht es oft nicht um Tischmanieren oder wie man sich für Geschenke bedankt, sondern um das öffentliche Leben.

Tokyo hat ca. zwölf Millionen Einwohner, man trifft also fast überall auf große Menschenmassen. Ganz besonders in der Bahn ist man meist nicht allein, und die richtigen Manieren an den Tag zu legen macht die Fahrt für alle angenehmer. In den Metro-Stationen hängen deswegen die Poster, die ihr unten seht:

manners

Jeden Monat wird ein neues Plakat angebracht. Dabei geht es um eigentlich, zumindest in Tokyo, recht selbstverständliche Dinge: Erst alle aus der Bahn aussteigen lassen, bevor man einsteigt; großes Gepäck so verstauen, dass man niemanden stört*; nicht den Schirm in der Bahn ausschütteln; und natürlich das Schlangestehen am Bahnhof. Ich gebe zu, anfangs waren einige Sachen für mich ungewohnt. In der Bahn wird nicht telefoniert, man wird angehalten leise zu sein, etc. Das ist dann doch etwas anders als Berlin. 😉 Inzwischen verstehe ich die Regeln aber besser, und kann sie auch mehr wertschätzen. Leider funktioniert das mit der Einhaltung natürlich nicht bei allen einwandfrei – sonst bräuchte man diese Poster gar nicht.

* Das heißt Känguruh-Style die Tasche auf der Vorderseite zu tragen statt auf dem Rücken.

Wenn in Toyo die Manieren Berlins herrschen würde, wäre mein Weg zur Arbeit noch schlimmer. Für Berlin funktioniert das meist problemlos, aber mit den Massen die hier jeden Tag in die Bahn steigen…

0 Gedanken zu „Das Wort zum Mittwoch: マナー

  1. Eva sagt:

    Ich muss sagen, ich finde nicht dass die Japaner sich all zu gut benehmen in den Zügen. Zumindest habe ich mehrmals eine andere Erfahrung gemacht. Da wird sich – ohne Rücksicht auf Verluste – in Züge die schon abgefertigt sind im wahrsten Sinne des Wortes “hinein geschmissen” usw. selten so viele blaue Flecke auf einmal gehabt als in 3 Wochen Tokyo.

    • Claudia sagt:

      Die Plakate sind durchaus auch da, weil es eben nicht bei allen klappt. Das In-Züge-Reinwerfen ist wirklich ein Problem, für das es auch immer wieder Durchsagen gibt. Ich verstehe es nicht, hier fährt im Berufsverkehr schließlich alle drei Minuten eine Bahn. (Blaue Flecke habe ich aber auch nach Jahren Berufsverkehr noch nicht davongetragen.)

  2. Viola sagt:

    Ich fand es immer sehr angenehm, dass in den Bahnen nicht telefoniert und auch der allgemeine Lärmpegel niedrig gehalten wurde.
    Als ich danach wieder in Deutschland war, ist mir erst aufgefallen wie laut es teilweise in unseren Bahnen ist.
    Auch das Anstehen am Bahnsteig und das Aussteigen-lassen der ankommenden Fahrgäste wäre durchaus auch in Deutschland eine schöne Geste… (Aber es hat auch in Japan nicht überall gleich gut funktioniert. 😉 )
    Dieses Reinspringen in den Zug auf den letzten Drücker habe ich auch schon miterlebt. Mein erschreckendstes Erlebnis war eine Dame die sich ihre Tasche der automatischen Tür eingeklemmt hatte (sie stand draußen und kam nicht aus den engen Taschenhenkeln raus, die Tasche hing drinnen), weil sie noch schnell reinhuschen wollte. Jemand musste dann die Notsicherung aufmachen, weil sie sonst nicht losgekommen wäre, da die Tür von allein nicht mehr aufging. Sehr sehr gruselig! (Aber sie hatte “zum Glück” nur einen riesigen Schrecken bekommen, ihr war sonst nichts passiert).

    Diese Plakate finde ich immer ganz interessant, da die Motivserien ja auch wechseln. Als ich damals dort war, waren es gerade kleine Kätzchen. 🙂

    LG,
    Viola

  3. YabanJim sagt:

    “In der Bahn wird nicht telefoniert, man wird angehalten leise zu sein, etc. Das ist dann doch etwas anders als Berlin.”

    Tokyo ist diesbezüglih auch anders als andere japanische Städte. Ich fand die Tokyoter Metro schon fast beklemmend still. In Nagoya, Osaka, Fukuoka hingegen war es angenehm lebendig, ohne das jemand laut oder gar nervend war.
    Aber die Berliner Bahnen sind mit ihren biersaufenden (rund um die Uhr), laut telefonierenden, Kopfhörer-quäkenden, rumpöbelnden, aufeinander einprügelnden Mitmenschen schon eine gehobene Zen-Geduldsprobe.

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