Burgbesuch in Chiba.

Am Dienstag war ich mit Tessa von Wanderweib in Chiba unterwegs. Während viele Touristen in ihrem Japanurlaub von Chiba wenn dann nur den Flughafen und vielleicht noch das Chiba Tokyo Disneyland sehen, wollten wir uns ein wenig woanders umschauen.

Die Burg Chiba (千葉城) steht etwa sieben Minuten Busfahrt und einen kurzen Fußweg vom Bahnhof Chiba entfernt. In ihr befindet sich das städtische Volkskundemuseum Chibas (千葉市立郷土博物館), welches wir komplett kostenlos besuchen konnten. Auf vier Stockwerken kann man etwas über Chiba lernen, mit einer wechselnden Ausstellung in der zweiten Etage.

Vom fünften Stockwerk aus kann man über die Stadt blicken. 🙂

chiba burg

Wenn man solche historische Burgen sieht, fühlt man sich der Geschichte immer ein wenig näher. Im Falle dieser Burg hier ist diese Geschichte jedoch um einiges kürzer, als man annehmen könnte: Sie wurde im Jahr 1967 erbaut.

Zwar gab es eventuell tatsächlich eine Chiba-Burg, doch diese wurde wenn überhaupt, dann im Mittelalter von Chiba Tsunetane (千葉常胤) erbaut – an einem anderen Standort. Eine Statue mit Chibas Antlitz steht vor der Burg. Er war ein Shōgun (将軍), ein General, der im zwölften Jahrhundert lebte und im 13. starb. Das Design des Gebäudes ist von gut 400 Jahren später und erinnert an die Burg Edo (江戸城) im heutigen Tokyo. Das passt also nicht so ganz zusammen. Für die Bauern- und Fischerstadt Chiba bestand einfach keine Notwendigkeit, eine echte Burg zu erbauen.

Zur Identitätsstiftung ist so eine Burg aber natürlich total gut. Wenn man so etwas in der Stadt herumstehen hat, war man mal jemand. Nur doof, wenn man sich das selbst vorspiegeln muss.

So viel also zur Authentizität Japans. 😉 Aber vielleicht erfährt man durch diese Geschichte auch ganz andere spannende Dinge über Japaner und vor allem die Bewohner Chibas.

Habt ihr beim Reisen schon einmal eine solche Überraschung erlebt?

0 Gedanken zu „Burgbesuch in Chiba.

  1. viktor643 sagt:

    Wer hat solche Burgen eigentlich finanziert? Steuergelder? Zu der Zeit war Japan bei weitem nicht so wohlhabend wie jetzt. Ich habe eine Reportage gesehen, in der ein (echter) Japaner gesagt hat, dass früher (vor dem 19 ten Jahrhundert??) die Alten zum Sterben in den Wald geschickt wurden, wenn es nicht genügend Nahrung für alle Familienmitglieder gab. Stimmt diese Aussage? Hat mich schockiert. Und das da auch noch solche “Paläste” gebaut wurden…. In Europa war es jedoch auch nicht anders…. Burgen, Schlösser, Kirchen/ Kathedralen. Genau, die Katholiken besonders. (Bin selber einer, also kann ich das auch sagen, man muss auch nicht alles glauben, was Menschen, besonders die “ganz frommen”, so erzählen.)

    • Claudia sagt:

      Es wurde mit ziemlicher Sicherheit mit Steuergeldern bezahlt, schließlich wurde es von der Stadt erbaut.
      Ich weiß nicht, wie viel an der Geschichte mit den Alten ist. Seit mindestens zweihundert Jahren werden so gut wie 100% der Japaner eingeäschert, ich weiß nicht wie sehr jemand darauf verzichten würde. Ob der alte Mann Ahnung von etwas vor dem 19. Jahrhundert hat, wage ich aber zu bezweifeln – außer er ist natürlich ein Vampir.

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