Der Herbst hat Einzug gehalten. Zwischen sonnige, warme Tage drängeln sich immer mehr dunkle kalte. An einigen Tagen wehte uns schon ein eisiger Nordwind um die Ohren, das Laub wechselt langsam die Farben.
Am Freitag war ich mit einem unserer drei IT-Teams in Tachikawa (立川), welches zwar noch Teil von Tokyo ist, aber nicht zu den 23 Bezirken gehört.* Nach etwa einer Stunde Fahrt standen wir vorm Shōwa-Gedächtnispark (昭和記念公園), einem ehemaligen Militärstützpunkt der Amerikaner. Teile des Geländes werden von den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften verwendet, der Rest wurde als staatlicher Park anlässlich des 50. Jahrestags der Krönung des Kaisers eröffnet.
* Irgendwann muss ich einen Eintrag über die ganzen Begrifflichkeiten in und um Tokyo schreiben.
Der Park ist für tokyoter Verhältnisse riesig und bietet vor allem für Kinder einiges. 🙂 Die vielen verschiedenen Spielplätze dürften jedes noch so aktive Kind in Richtung Erschöpfung begleiten. 😉 Außerdem kann man im Park Boot- und Fahrradfahren, es gibt Sportanlagen, einen japanischen Gärten, zwei große Felder mit Kosmeen, Bonsai-Bäume, und viel viel mehr. Man kann in dem Park sicher seinen ganzen Tag verbringen.
Dafür kostet er auch Eintritt: 410Yen (etwa 3€) für jeden Erwachsenen. Wir haben noch einmal 410Yen mehr bezahlt, weil wir Fahrräder ausgeliehen haben. Der Park hat einen 11km langen Radweg, separat von den Fußwegen, mit vielen Fahrradabstellplätzen, falls man sich etwas abseits ansehen möchte.
Ich, normalerweise jeden Wochentag achteinhalb Stunden im 45. Stockwerk mit Blick über die Stadt an den Schreibtisch gekettet, kann mir wenig Besseres vorstellen als am Freitag Nachmittag durch einen großen Park zu radeln. Den Wind im Gesicht, die Sonne langsam untergehend. Das goldene Licht bricht durchs Laub, und man möchte die Zeit anhalten.
Menschen brauchen Natur. Wäre dem nicht so, würde keiner Parks anlegen und mit großem Aufwand instandhalten. Die deutsche Schrebergartenkultur überlebt nur, weil viele Leute sich scheinbar wenig besseres vorstellen können als all ihre Wochenenden auf den Knien beim Unkrautrupfen zu verbringen. 😉
In der großen Stadt vergisst man das manchmal. Nicht, weil man sich nicht wenigstens in der Mittagspause oder am Wochenende ins Grüne setzen könnte, sondern weil es immer so viel anderes zu tun gibt. Der Park ist auch morgen noch da, irgendein anderes Event in der Metropole vielleicht nicht.
Ich nehme mir nach diesem Parkbesuch natürlich vor, wieder öfter auch Gärten zu besuchen. Ob das so klappt, oder ob sich wieder etwas dazwischenzwängt weiß ich noch nicht. Ich habe noch nicht einmal raus, wie man bei Vollzeit überhaupt etwas schafft. 😉
Deine Arbeit ist im 47. Stockwerk? Das ist wirklich nicht zu beneiden, auch wenn es toll klingt. Dann kann ich mir gut vorstellen, das man auch gern ins “grüne” fährt 🙂 Tokyo-to ist wirklich grösser als man denkt, sogar der Takao-san (Berg) gehört noch dazu.
Habe mich vertan, bin “nur” im 45. 😉 Die Aussicht ist super, aber ich wäre lieber im Grünen. 🙂