Ein Sonntag.

Auch wenn das im Blog sicher etwas anders wirkt, ist in meinem Leben natürlich nicht alles rosarot. Man stellt sich, bewusst oder unbewusst, doch immer etwas glücklicher dar, als es eigentlich der Fall ist.

Bevor ihr euch nun aber Sorgen macht, es geht mir gut. Nur manchmal eben nicht ganz so. Dann fühlt sich alles anstrengend an und wird zu einer Pflicht, selbst Dinge, die mir eigentlich Spaß machen. So eine Phase hatte ich im Frühjahr, und auch jetzt stolpere ich immer wieder mal in dieses Loch.

IMG_20131109_140023Passend dazu bekam ich von der Bibliothek eine E-Mail, dass ein bestelltes Buch abgeholt werden könnte: 仕事も人間関係も「すべて面倒くさい」と思ったとき読む本 (Shigoto mo Ningenkankei mo “subete mendôkusai” to omotta toki yomu hon; Das Buch für Zeiten, wenn man denkt, dass die Arbeit und zwischenmenschliche Beziehungen und alles anstrengend ist). In dem Buch stehen natürlich Sachen, die ich schon vorher wusste, aber es ist ein guter Anlass, das auch mal umzusetzen.

Und so habe ich beschlossen, mich nicht mehr so sehr in Frage zu stellen. Wenn es mir doof geht, geht es mir doof. Das irgendwie wegzuerklären macht es nicht besser. Natürlich geht es mir objektiv gesehen wirklich gut, ich verhungere nicht, habe Arbeit, habe einen wundervollen Ehemann usw. usf. Meine Probleme sind im Vergleich zu denen anderer Leute minimal.

Aber deswegen geht es mir ja nicht besser. Beziehungsweise geht es mir dadurch, dass ich mir selbst sage, dass es gar nicht so schlimm sein kann, nur schlechter. Deswegen habe ich dieses Wochenende Pause gemacht. Einfach Pause. Außerdem habe ich den Vertrag mit meinem Hot Yoga-Studio aufgelöst. Eine Sache weniger, die mir Spaß machen sollte, aber eigentlich nur noch Schuldgefühle auslöst. Ich muss hingehen, es ist gut für meine Gesundheit. Ich muss fünf Mal im Monat hingehen, damit es sich finanziell lohnt.* Ich muss, ich muss, ich muss.

* Pro Monat hat es 13,800Yen gekostet, eine Stunde ohne Vertrag kostet 3,000Yen. Es war also auch finanziell eine Belastung.

So. Ich habe beschlossen, dass ich versuche mehr zu tun, was ich will.

Was wollte ich also am Sonntag? Curry-Reis-Gratin zum Frühstück. Eine heiße Badewanne. Schlendern ohne etwas bestimmtes zu suchen. Das Schlafzimmer umstellen. Mittagessen bei 大戸屋 (Ôtoya). Rumlungern Ausruhen. Abendessen bei Jolly Pasta. Vom Mann ganz viel hören, dass ich genau so gut bin, wie ich bin. Dessert vom liebsten Konditor. Impromptu Dance Party im Wohnzimmer. Früh ins Bett und dann noch ganz lange reden.

Einen Tag einfach wirklich nur zu tun, worauf man Lust hat, ist ziemlich beruhigend. 🙂 Dass das natürlich nicht jeden Tag umsetzbar ist, ist klar, schließlich gehe ich arbeiten, aber: Kleine Schritte.

0 Gedanken zu „Ein Sonntag.

  1. Anika sagt:

    Ich kenne das Gefühl nur zu gut! Mir geht’s seit Juli sau schlecht… Dazu der Druck so viel wie möglich sparen zu müssen..
    Aber manchmal geht es einfach nicht mehr.. Dann denke ich mir auch “Heute machst du dir mal einen schönen Tag!” Und dann fahre ich halt mal nach Kamakura, auch wenn die Fahrtkosten alleine 2000Y betragen. Scheiß drauf! Zwar kommen danach immer gaaaanz kleine Schuldgefühle auf, weil ich ja eigentlich sparen müsste. Aber die Tage tun mir so gut, dass ich das ganz schnell wieder vergesse^^
    Ich habe schon in Deutschland gelernt, dass man einfach auch mal egoistisch sein muß. Das tun was einem gefällt. Kuchen essen, rumlungern.. Das braucht man einfach ab und zu um Kraft zu tanken.
    Mach weiter so! Kleine Schritte..^^

    • Claudia sagt:

      Ich hoffe, dass es dir bald besser geht. 🙂 Den meisten Stress macht man sich manchmal eben selbst.
      Natürlich zahlt man etwas mehr, wenn man sich einen Tag lang um nichts kümmern will, aber das muss es dann wert sein.

      • Anika sagt:

        Danke, wünsche ich dir auch ^_-
        Das Sparen ist zum Glück nicht mein primäres Problem. Deshalb kann ich es mir einen Tag auch einfach mal gut gehen lassen..
        Und ja, in Deutschland habe ich mir den Stress wirklich selbst gemacht. Mein jetziges Problem kommt leider von außen.. 🙁 Aber nur noch ein Monat, das schaffe ich!

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