Der Geldautomat und seine familiären Probleme.

Seit nunmehr fünf Jahren habe ich ein Konto bei einer japanischen Bank*. Wenn man in Japan bei einer japanischen Firma arbeitet ist ein japanisches Konto unabdingbar. Meist hängt die Wahl direkt mit der Firma, bei der man arbeitet, zusammen. Als ich bei meiner damaligen Arbeit angefangen habe und gefragt wurde, ob ich ein japanisches Konto habe, verneinte ich. Daraufhin bat man mich inständig bei einer bestimmten Bank ein Konto zu eröffnen.

*東京三菱UFJ, Tôkyô Mitsubishi UFJ, falls es irgendjemanden interessiert.

IMGP7697Warum? Weil jede Überweisung zu einer anderen Bank erst gegen Lösegeld freigelassen wird. Dabei handelt es sich zumeist um mindestens 105Yen pro Überweisung, der Betrag steigt, je mehr Geld man überweist. Wenn meine Arbeitsstelle mir also mein Geld überweist, muss sie dafür Gebühren zahlen. Wenn ich im Internet etwas kaufe, und das Geld per Banküberweisung zahlen muss, kostet mich das. (Banküberweisungen hier sind eh etwas anders, aber darüber schreibe ich vielleicht ein andern mal.)

Wir haben drei Konten bei drei verschiedenen Banken. Meins, das meines Mannes und eins bei der japanischen Post, auf der wir unser Gespartes lagern. Weil Überweisungen Geld kosten, das Geld vom Konto meines Mannes, auf welchem das Gehalt eingeht, aber irgendwie auf das Postkonto kommen muss, machen wir jeden Monat eine dämliche Tour: Wir gehen zur Göttergatten-Bank, heben Geld ab, laufen zur Postbank und zahlen das Geld dort wieder ein.

Abheben ist aber auch so eine Sache: Wenn ich bei einer Filiale meiner Bank Geld abhebe, kostet es kein Geld. Außer ich bin vor 8:45 oder nach 18 Uhr dort. Dann kostet mich das 105Yen. Gleiches gilt, wenn ich Geld am Wochenende oder an Feiertagen brauche. Jedes Mal. Auch Geld einzuzahlen kostet dann Gebühren. Herr ATM sollte nämlich eigentlich schon längst zuhause bei Frau und Kindern sein.

Noch schöner ist es, wenn ich im Conbini Geld abheben möchte. Dann kann ich nicht zum nächsten Conbini gehen, denn die ATMs dort sind die Sharks zu meinen Jets, und nehmen 210Yen pro Vorgang. Wenn ich zu einer anderen Kette gehe, habe ich plötzlich die gleichen Konditionen wie wenn ich direkt in der Bank Geld abheben würde, dafür muss ich aber länger laufen.

Aber gut, dafür muss ich mich nicht ängstlich umsehen, bevor ich meine PIN** eingebe oder das Geld entnehme. Interessiert sich niemand für, zumindest nicht wo ich wohne. Außerdem fallen zumindest bei meiner Bank mit meinem Konto keine Kontoführungsgebühren an, es gleicht sich also irgendwie aus.

** Die kann man sich übrigens selbst aussuchen.

0 Gedanken zu „Der Geldautomat und seine familiären Probleme.

    • Claudia sagt:

      Ja klar, wohin sollten die mich sonst bezahlen? 😉 Konto-Eröffnung geht aber erst, wenn du die Residence Card hast. Außerdem wollen die meisten, dass du dir einen Stempel anschaffst, bietet sich also an (man kann sich auch einen mit Katakana machen lassen).

      • Yoko-chan sagt:

        Kannst du mir eine Bank empfehlen? Ich habe da nämlich noch gar keine Ahnung von… D: Ich habe die kommende Woche erstmal ein Termin bei meiner deutschen Bank wegen einer neuen Kreditkarte.
        Wo kann man sich denn so einen Stempel machen lassen?

        • Claudia sagt:

          Wenn du in Tokyo bist, bietet sich 東京三菱UFJ an, die haben recht viele Filialen und ich hatte eigentlich noch nie Probleme damit.
          Für Stempel gibt es Läden, ist auch gar nicht so teuer. 🙂

  1. Gojira sagt:

    Interessant, das mal so genau zu erfahren! Abhebegebühren bei der eigenen Bank? Die spinnen ja! Ein Glück, dass ich im Urlaub nicht an den ATM musste. Hatte mich aber schon gewundert, dass man beim Geldtauschen auf der Post eine nicht-kleine Extragebühr berechnet hat. Normal ist bei uns, dass z.B. ab 100 € keine Extrakosten dazukommen.
    Der Punkt scheint an Hierland zu gehen.

    • Claudia sagt:

      Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich dafür keine Kontoführungsgebühren zahle. Das Konto habe ich, seit ich 18 bin. Zwischendurch war ich zwei Jahre lang in Deutschland und habe es nicht verwendet, aber kein Problem, kostet ja nichts.

      • Gojira sagt:

        “keine Kontoführungsgebühren ” – das ist ok, aber so hoch sind die ja auch nicht, müsste man mal überschlagen, was im Endeffekt günstiger kommt

  2. D. sagt:

    Hallo Claudia! Wie behebt man eigentlich als Tourist in Japan am besten Geld? Funktionieren europäische Maestro-Karten an den gängigen Terminals? Deinem Artikel zufolge scheint das Bankwesen in Japan ja nicht gerade unkompliziert zu sein… 🙂

    • Claudia sagt:

      Was ich immer wieder höre ist, dass man bei 7eleven mit Visa-Kreditkarten Geld abheben kann. Oder du öffnest ein Postbankkonto, dann kannst du bei der japanischen Post Geld abheben (informiere dich da aber lieber direkt).

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