Die finale Entscheidung.

Wir waren gestern beim Kimono-Verleih. Verleihe gibt es in sehr teuer und sehr günstig, wir waren bei einem günstigen, der von einer versicherungsähnlichen Gesellschaft betrieben wird. Während man normalerweise gern 150 000 Yen (1 360€) Ausleihgebühr für den Kimono der Braut zahlen muss, liegt der Betrag für uns bei ca. 40 000 Yen (360€). Ich habe keine Ahnung was bei einem teuren Verleih anders ist, ich habe mich auf jeden Fall nicht gefühlt, als würde ich minderwertigen Service oder eine sehr kleine Auswahl bekommen. Leider sind wir etwas spät dran mit dem Reservieren, deswegen war einiges schon weg, aber damit kann ich leben.

Ich hatte vor einigen Wochen schon einmal über die japanische Hochzeit und 打掛 (Uchikake)-Kimonos geschrieben, den Eintrag findet man hier. Nun ist das ja wunderschön und alles, aber als ich gelesen habe, dass man auch 引き振り袖 (Hikifurisode) tragen kann, war für mich eigentlich schon klar, dass es das werden würde.

Anders als beim Uchikake wird der farbige Kimono nicht wie ein Mantel über dem weißen Kimono getragen, sondern der Obi (quasi der Gürtel des Ganzen) wird über dem farbigen Kimono gebunden, wodurch, finde ich, ein schöneres Bild entsteht, da die ganze Chose in sich geschlossen ist.

Die ganze Chose besteht aus einem Untergewand, das am ehesten an Krankenhauskleidung erinnert, einem weißen Unterkimono mit verstärktem weißen Kragen (was ich auf dem Foto trage ist nur zum Anprobieren gedacht, sonst würde man nie fertig werden), dem farbigen Kimono und diversen Obi-Zutaten, von denen ich nicht die geringste Ahnung habe. Auch hier wurde fürs Anprobieren ein vorgefertigter Klettverschlussobi mit Ansteckschleife verwendet, da das Obifalten und -binden an sich den schwersten Teil des Ganzen darstellen dürfte. In Wirklichkeit hält übrigens nicht der Obi die Form des Kimonos, sondern zwei Stoffbänder, die darunter versteckt werden. Vom Gefühl her darf man sich das auch gern ein wenig wie Korsettschnüren vorstellen, weswegen ich vorm Festessen in ein normales Kleid wechseln werde.

Beim Verleih habe ich mir drei Kimonos aus dem Katalog ausgesucht, um sie anzuprobieren.. Ursprünglich wollte ich unbedingt einen roten Kimono ausleihen, weil das Glück symbolisiert, aber die Farbe gab es fast nur bei den Uchikake-Kimonos, und die zwei roten Hikifurisode-Kimonos verblassten (verbließen?) zwischen den anderen, weswegen ich mir zwei weiße Modelle und ein schwarzes aussuchte. Die Mitarbeiterin des Verleihs war übrigens absolut hilfreich und freundlich, und hat für jeden Kimono extra nachgeguckt, ob der für den fraglichen Zeitraum schon verliehen ist – auf ellenlangen, handgeschrieben Listen.

Den weißen Kimono, den man auf dem Foto sieht, finde ich übrigens unglaublich schön, mit den vielen bunten Blumen wirkt er recht jugendlich und fröhlich. Mein rechtes Pfötchen hät übrigens den Kimono fest, was man auf dem Foto sieht ist der Modus, in dem man sich tatsächlich bewegen kann. Lässt man den Stoff zu Boden sinken kann man als Laubfeger doublen, denn die Kimonos sind lang und nur zum schön aussehen gedacht. Für den Sommer sind sie auch nicht geeignet, denn trotz Klimaanlage war mir nach einiger Zeit sehr warm. Da muss man dann wohl durch, zum Glück findet die Zeremonie im Oktober statt.

Wenn der Kimono nicht angehoben wird, kann ich mich darin nicht einmal selbstständig umdrehen, ohne Angst um den Stoff zu haben. Der schwarze Kimono ist übrigens der, für den ich mich letztendlich entschieden habe, nicht zuletzt weil eine penetrante Stimme neben mir meinte “Ja klar, den schwarzen nehmen wir! Schau doch mal, der ist total toll!”. Der Göttergatte hatte sich um einiges schneller als ich festgelegt. Zwar werden auch die Mütter schwarze Kimonos (mit Muster) tragen, aber das ist nur am unteren Rand und daher vom Eindruck sehr anders.

Was man auf dem Foto vielleicht nicht ganz so gut sieht, ist der Hase in der unteren Mitte. Dieses Jahr ist das Jahr des Hasen. Das ist vielleicht einer der schlechteren Gründe, warum ich mich letztendlich wirklich für diesen Kimono entschieden habe, ein anderer wäre auch noch, dass er auf Fotos wirklich gut aussieht. Denn was bleibt letztendlich übrig, außer Erinnerungen, die eh immer ungenauer werden? Fotos! Viele Fotos!

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