In letzter Zeit rumpelt es wieder mehr. Hauptsächlich im 三陸沖 (Sanriku-Meer, vor Aomori, Iwate und Miyagi) und in 千葉県東方沖 (Meer östlich von Chiba-ken). Letzte Woche gab es in letzterem sogar ein Beben mit Stärke M6.3. Während inzwischen gesagt wurde, dass das noch Nachbeben vom großen Erdbeben letztes Jahr wären, beunruhigt uns die Lage natürlich schon, denn wir leben in Chiba, wären von einem Beben in Tokyo also direkt betroffen.
Auf der Suche nach einem neuen Duschkopf stolperten wir auch über Notfallnahrung, und eigentlich wollte ich das zum Anlass nehmen um mal zu zeigen, was wir hier für den Notfall haben, aber ich habe die Tüte unglaublich heldenhaft auf der Gepäckablage in der Bahn vergessen und musste sie gestern erst einmal vom Chiba-Bahnhof abholen. Hier geht ja nichts verloren, und wenn die Bahnmitarbeiter die Bahn absuchen müssen – das machen die.
Wir haben einen großen Notfallrucksack. Die gibt es online schon fertig gepackt zu kaufen und haben so gut wie alles drin, was man brauchen könnte: Wärmepads, Regenmäntel, Wasser, Fertignahrung, Radio, Handschuhe, Pflaster, Desinfizierungsmittel, usw. Das habe ich nicht alles aus dem Rucksack genommen für das Foto, so schön wie es jetzt dort reingestapelt ist, würde das nie wieder passen. Unsere Pässe und Bankhefte sind auch dort drin, falls wir uns im Fall der Fälle doch absetzen müssten.
Frisch gekauft: Anko Mochi, und zwei Sorten Reis, die man auch ohne warmes Wasser zubereiten kann und ein handbetriebenes Radio mit Licht und Handyladegerät. Das Radio kommt in meine Arbeitstasche, zu der Notfallkarte von Tokyo (die natürlich nicht bis zu meinem Arbeitsplatz reicht) und dem Pfefferspray.
Außerdem durfte ich mir nach dem letzten großen Beben einen ewig langen Vortrag meines Mannes über Erdbebenverhalten anhören, weiß also, dass es im Untergrund gar nicht mal so gefährlich wie auf der Oberfläche ist, wo in der Nähe Zufluchtsorte sind (und welche schon so alt sind, dass man sie besser nicht betreten sollte) und dass eine geteilte Katastrophe nicht heißt, dass alle Menschen nett sind.
Wann das große Beben kommt, weiß keiner. Sich deswegen jeden Tag verrückt zu machen bringt absolut gar nichts. Aber vorbereitet sind wir, wie wahrscheinlich ein Großteil der tokyoter Haushalte, bei denen sich viele erst nach dem Beben in Tôhoku Gedanken darüber, was sie im Notfall tun würden, gemacht haben.
Es ist einfach ein Risiko, mit dem man hier leben muss. So ein Risiko hat man an jedem Ort, an dem man lebt, und wenn es nicht von der Natur ausgeht, dann von den Mitmenschen. Ich meine dich, Berlin.*
* Was ich mir ganz dringend abgewöhnen muss: Den Tagesspiegel lesen, ohne in Berlin zu sein. Das macht ein wenig Angst.
Wieder etwas gelernt zum “Alltag” in Japan. Ach, so gefährlich ist Berlin nicht. Andere Großstädte sind schlimmer. Es wird bloß gern drüber geschrieben. Leider. Viele Grüße, Cali
Kennst du die Serie (~ 10 Folgen oder so) “Tokyo – Magnitude 8.0”?
Thematisiert genau das und ist imho ziemlich interessant.
Nein, kenne ich nicht, mangels Fernseher und Interesse an so gut wie allen Animes ist das aber auch kein Wunder. Ich werd’s mir mal anschauen.