Super-Erdbeeren.

Erdbeeren sind in Japan chronisch teuer. Günstig bekommt man eine Schale für 400Yen (3,80€).

Am Wochenende war ich mit den Schwiegereltern einkaufen, unter anderem in einem recht teueren Supermarkt. Dort gab es auch Erdbeeren, zum Beispiel die auf dem Bild.

Falls es noch nicht aufgefallen ist: Die Erdbeeren sind einzeln verpackt. Eine Erdbeere kostet 525Yen (fast 5€). Für eine Erdbeere. Eine!

Horrorgeschichten am hellichten Tag.

Heute ist mein halber Hochzeitstag. Mein Mann und ich sind seit sechs Monaten verheiratet. Leider können wir aber heute nichts unternehmen. Also schon mal keine gute Voraussetzung, damit dieser Tag doch noch total super wird.

Arbeit ist anstrengend, die Kinder hören nicht (sind ja auch noch ganz klein), ich bin also total fertig, als ich endlich nach Hause fahre. In der Nähe des Heimatbahnhofes gibt es zwei Conbini (24-Stunden-Läden), ich gehe also in einen, nehme mir was zu Essen, nehme mir was zu Trinken, stelle mich vor die Zeitschriften, finde aber nichts, als mich plötzlich jemand an die Schulter tippt.

Und ich einen mir vollkommen unbekannten Typen erblicke, der aber wahrscheinlich so alt ist wie mein Mann, also zwei Jahre älter als ich.

Ich: Was?

Er zeigt mir sein iPhone, er hat geschrieben: Hilf mir.

Ich: Warum?

Er schreibt, ich warte, könnte ja sein, dass irgendwas Schlimmes ist, ich bin da sehr gutgläubig.

Sein iPhone: Ich habe kein Geld.

Ich: Du, ich habe auch kein Geld.

Und ich gehe zur Kasse, bezahle, und laufe nach Hause.

Während ich nach Hause laufe, tippe ich auf mein Handy ein, das war dann doch eine sehr komische Situation. Ich will mich grad darüber beschweren, dass er mich nicht richtig angesprochen hat, und außerdem ein iPhone 4 hatte, als ich wieder angetippt werde.

Er: Lass uns Freunde werden.

Ich: Das ist jetzt ein bisschen…

Er: Nein?

Ich: Nein.

Und laufe ganz schnell nach Hause, gucke mich aber um, bevor ich das Haus betrete. Nachher weiß der noch, wo ich wohne.

Nun frage ich mich natürlich, warum hat der ausgerechnet mich angesprochen? Ich bin Ausländerin, es könnte also sein, dass ich gar kein Japanisch verstehe. Ich hätte auch einfach so tun sollen, als ob…

Meine schöne, weiße Haut.

Durch den Sommer bin ich dunkler geworden. Da ich für gewöhnlich bekleidet durch die Stadt laufe, beschränken sich die dunklen Stellen auf alles, was nicht vom Stoff bedeckt war. Meine Oberarme und Schultern sind hell, und ich habe dunkle Haut in T-Shirt-Ausschnitt-Größe. Bei meinem Mann ist das alles noch etwas heftiger, er arbeitet auf der Baustelle unter der Sonne.

In Japan gibt es das Ideal vom 美白, dem “schönen Weiß”. Der japanische Wikipedia-Artikel heißt in der übersetzten, englischen Version interessanterweise “Whiteness in Japanese culture“. Abgesehen von Männern, Kindern, Jugendlichen und einigen wenigen Modestilen, ist weiße Haut absolut erwünscht. Ich wurde in Läden oft für meine wunderschöne weiße Haut bewundert (meine Standardantworten: “Ich bin Mitteleuropäerin.” und “Ich gehe einfach nicht so viel raus.”).

In Drogerien gibt es haufenweise Cremes und Sprays, die die Haut aufhellen sollen. Sogar Nivea stellt solche Cremes her. Interessanterweise werden die oft mit Fotos von blonden Westlerinnen beworben, übrigens genau wie Zahnkosmetik.

Ich bin sehr versucht, mir eine Aufhellungscreme zuzulegen, obwohl ich mich sonst immer über die Frauen, die im Sommer mit langen Handschuhen, Gesichtsvermummung und Sonnenschirm herumlaufen, lustig gemacht habe. Aber eine Creme, das ist ja fast nichts, und damit sieht man auch nicht so bescheuert aus. Bisher hält mich aber der Preis ab. Der Preis der Schönheit, hach.

(Übrigens habe ich vor längerer Zeit eine Sendung gesehen, wo Frauen in Asien gezeigt wurden, die durch Bleichcremes extreme Hautschäden davongetragen hatten. In Japan ist das wohl alles geprüft, und bei der Masse der Frauen, die die Sachen kaufen, vertraue ich darauf, dass ich auch nach der Anwendung noch Augenbrauen habe.)

Akihabara

Heute war ich in Akihabara.

Ich werde dieses Jahr versuchen den Japanese Language Proficiency Test (JLPT) N1, das ist die höchste Stufe des japanischen Sprachtests, in Angriff nehmen. Dafür habe ich mir sogar schon für viel Geld Bücher gekauft. Dummerweise schaffe ich es aber nie ordentlich zu lernen, wenn ich zuhause bin. Zuhause ist ja sooo viel anderes zu tun.

Was machen Japaner in solch einer Situation? Sie setzen sich in ein Café, halten sich an einem Getränk fest und breiten sich aus. Was macht Claudia? Das gleiche! Ich wollte sowieso nach Akihabara fahren, es ist auch nicht zu weit von meinem Zuhause entfernt (ca. 20 Minuten), aber auch nicht zu nah dran. Ich habe dann übrigens tatsächlich fast zwei Stunden lang gelernt — na ja, mindestens eineinhalb. Dabei ist es übrigens wieder zu etwas gekommen, was ich in Japan sehr schätze: Man kann seine Tasche, mit Handy, Geld und Einkäufen, ohne Probleme unbeaufsichtigt am Platz liegen lassen, wenn man auf Toilette geht, und wenn man wieder zurückkommt ist alles noch da!

In Akihabara ist die Otaku-Kultur-Zentrale Tokyos, wenn nicht sogar Japans. Wenn man durch die Straßen läuft fällt es einem vielleicht noch gar nicht so sehr auf, aber sobald man einen Laden betritt nimmt der Frauenanteil rapide ab – aber nur in der Kundschaft. Dafür lächeln einem Frauen mit monströsen Brüsten von Zeitschriften entgegen, auch sehr nett. Leider darf man in vielen Läden nicht fotografieren, und ich möchte nicht das Image der Ausländer in Japan verschlechtern, weswegen ich mich daran halte, und außerdem möchte ich diesen Blog hier frei von “Ab 18”-Inhalten halten.

Viele Läden verkaufen 2nd-Hand-Spiele, Manga, Figuren, Spielkarten, etc. zu teils sehr günstigen Preisen. Die Spiele für meinen Nintendo DSi kaufe ich meist nicht neu, sondern gebraucht für ein paar Euro weniger. Heute habe ich mir übrigens eins gekauft, dass mir beibringen soll, eine schönere Handschrift zu bekommen…

In die Läden ab 18 gehe ich natürlich dennoch, bin ja schon ein großes Mädchen. Außerdem habe ich eine diebische Freude daran zu sehen, wie junge japanische Männer vor mir weglaufen, weil sie sich dafür schämen, dass ein weibliches Wesen sie in der Erotikecke gesehen hat.

Ich suchte heute übrigens nach einem nerdigen Geschenk für eine Freundin, und hatte mich irgendwann auf ein Laken oder einen Kissenbezug eingeschossen. Doch nicht irgendein Textil, nein, eines mit einem halbnackten (gezeichneten) Mädchen drauf! Ich stelle mir das zwar sehr frustrierend vor, wenn man das Objekt der Begierde nur sehen, aber nicht wirklich, eh, an sich reißen kann. Außer natürlich bei Dakimakuras, lebensgroßen Kissen. Leider können die Bezüge sehr teuer werden, weswegen ich heute nichts Passendes finden konnte.

Was noch zu den Attraktionen Akihabaras zählt: Maid Cafés (es gibt wirklich zu allem Wikipedia-Einträge)! In diesen sind Mädchen als Dienstmädchen verkleidet und bedienen einen. Auf der Straße stehen auch viele Angestellte in dieser Kleidung rum, um Kunden zu akquirieren, denn die meisten Geschäfte liegen eher versteckt. Ich war bisher in drei verschiedenen Cafés und muss nicht so ganz das große Glück gehabt haben, denn es war jeweils recht langweilig. Eins mit komplettem Service wäre schon ganz nett, zumal die Getränke und Speisen schon teuer genug sind. Da würde ich mich auch gern als “Herr und Gebieter” ansprechen lassen, und mein Essen können die mir gern auch lächelnd vorschneiden. Ich würde das ja gern mal machen, aber meinen Mann kriege ich nicht zu so was überredet, dem sind solche Sachen eher peinlich, zumal er sich mit der ganzen Otaku-Kultur auch nicht identifizieren kann.

Die Maids darf man übrigens normalerweise auch nicht fotografieren, deswegen habe ich das pseudo-unauffällig aus dem Hinterhalt gemacht. Ich bräuchte ein Handy, bei dem man nur die Kameralinse neigen kann, damit ich das Handy normal halten kann, während ich (heimlich) Fotos mache. Man kann bei Kameras und Handys, die in Japan verkauft werden, übrigens den Kameraton nicht abstellen, gerüchteweise, weil zu vielen Frauen unter den Rock fotografiert wurde, ohne dass die das merkten. Japan.

Es lohnt sich übrigens in Akihabara nicht nur auf der Hauptstraße entlang zu laufen, sondern sich auch die Parallelstraßen anzusehen. Dort werden einem für Spottpreise Sachen hinterhergeworfen, zum Beispiel habe ich eine Schutzhülle für mein Handy (Samsung Galaxy S) für 100¥ (87cent!) ergattert. Die ist zwar sicher nicht top, aber auch kein Plastikschrott.

Persönlich macht es mir sogar mehr Spaß in Akihabara durch die Läden zu stöbern, selbst wenn ich kaum etwas kaufe, als in den Modebezirken. Um eine weitere Facette Japans zu sehen, sollte man es sich auf jeden Fall mal anschauen, am besten ohne vorgefertigte Meinung, und nicht, wenn man etwas gegen Brüste hat. Es gibt sogar Pudding in Brust-Form. Wirklich.