Akihabara

Heute war ich in Akihabara.

Ich werde dieses Jahr versuchen den Japanese Language Proficiency Test (JLPT) N1, das ist die höchste Stufe des japanischen Sprachtests, in Angriff nehmen. Dafür habe ich mir sogar schon für viel Geld Bücher gekauft. Dummerweise schaffe ich es aber nie ordentlich zu lernen, wenn ich zuhause bin. Zuhause ist ja sooo viel anderes zu tun.

Was machen Japaner in solch einer Situation? Sie setzen sich in ein Café, halten sich an einem Getränk fest und breiten sich aus. Was macht Claudia? Das gleiche! Ich wollte sowieso nach Akihabara fahren, es ist auch nicht zu weit von meinem Zuhause entfernt (ca. 20 Minuten), aber auch nicht zu nah dran. Ich habe dann übrigens tatsächlich fast zwei Stunden lang gelernt — na ja, mindestens eineinhalb. Dabei ist es übrigens wieder zu etwas gekommen, was ich in Japan sehr schätze: Man kann seine Tasche, mit Handy, Geld und Einkäufen, ohne Probleme unbeaufsichtigt am Platz liegen lassen, wenn man auf Toilette geht, und wenn man wieder zurückkommt ist alles noch da!

In Akihabara ist die Otaku-Kultur-Zentrale Tokyos, wenn nicht sogar Japans. Wenn man durch die Straßen läuft fällt es einem vielleicht noch gar nicht so sehr auf, aber sobald man einen Laden betritt nimmt der Frauenanteil rapide ab – aber nur in der Kundschaft. Dafür lächeln einem Frauen mit monströsen Brüsten von Zeitschriften entgegen, auch sehr nett. Leider darf man in vielen Läden nicht fotografieren, und ich möchte nicht das Image der Ausländer in Japan verschlechtern, weswegen ich mich daran halte, und außerdem möchte ich diesen Blog hier frei von “Ab 18”-Inhalten halten.

Viele Läden verkaufen 2nd-Hand-Spiele, Manga, Figuren, Spielkarten, etc. zu teils sehr günstigen Preisen. Die Spiele für meinen Nintendo DSi kaufe ich meist nicht neu, sondern gebraucht für ein paar Euro weniger. Heute habe ich mir übrigens eins gekauft, dass mir beibringen soll, eine schönere Handschrift zu bekommen…

In die Läden ab 18 gehe ich natürlich dennoch, bin ja schon ein großes Mädchen. Außerdem habe ich eine diebische Freude daran zu sehen, wie junge japanische Männer vor mir weglaufen, weil sie sich dafür schämen, dass ein weibliches Wesen sie in der Erotikecke gesehen hat.

Ich suchte heute übrigens nach einem nerdigen Geschenk für eine Freundin, und hatte mich irgendwann auf ein Laken oder einen Kissenbezug eingeschossen. Doch nicht irgendein Textil, nein, eines mit einem halbnackten (gezeichneten) Mädchen drauf! Ich stelle mir das zwar sehr frustrierend vor, wenn man das Objekt der Begierde nur sehen, aber nicht wirklich, eh, an sich reißen kann. Außer natürlich bei Dakimakuras, lebensgroßen Kissen. Leider können die Bezüge sehr teuer werden, weswegen ich heute nichts Passendes finden konnte.

Was noch zu den Attraktionen Akihabaras zählt: Maid Cafés (es gibt wirklich zu allem Wikipedia-Einträge)! In diesen sind Mädchen als Dienstmädchen verkleidet und bedienen einen. Auf der Straße stehen auch viele Angestellte in dieser Kleidung rum, um Kunden zu akquirieren, denn die meisten Geschäfte liegen eher versteckt. Ich war bisher in drei verschiedenen Cafés und muss nicht so ganz das große Glück gehabt haben, denn es war jeweils recht langweilig. Eins mit komplettem Service wäre schon ganz nett, zumal die Getränke und Speisen schon teuer genug sind. Da würde ich mich auch gern als “Herr und Gebieter” ansprechen lassen, und mein Essen können die mir gern auch lächelnd vorschneiden. Ich würde das ja gern mal machen, aber meinen Mann kriege ich nicht zu so was überredet, dem sind solche Sachen eher peinlich, zumal er sich mit der ganzen Otaku-Kultur auch nicht identifizieren kann.

Die Maids darf man übrigens normalerweise auch nicht fotografieren, deswegen habe ich das pseudo-unauffällig aus dem Hinterhalt gemacht. Ich bräuchte ein Handy, bei dem man nur die Kameralinse neigen kann, damit ich das Handy normal halten kann, während ich (heimlich) Fotos mache. Man kann bei Kameras und Handys, die in Japan verkauft werden, übrigens den Kameraton nicht abstellen, gerüchteweise, weil zu vielen Frauen unter den Rock fotografiert wurde, ohne dass die das merkten. Japan.

Es lohnt sich übrigens in Akihabara nicht nur auf der Hauptstraße entlang zu laufen, sondern sich auch die Parallelstraßen anzusehen. Dort werden einem für Spottpreise Sachen hinterhergeworfen, zum Beispiel habe ich eine Schutzhülle für mein Handy (Samsung Galaxy S) für 100¥ (87cent!) ergattert. Die ist zwar sicher nicht top, aber auch kein Plastikschrott.

Persönlich macht es mir sogar mehr Spaß in Akihabara durch die Läden zu stöbern, selbst wenn ich kaum etwas kaufe, als in den Modebezirken. Um eine weitere Facette Japans zu sehen, sollte man es sich auf jeden Fall mal anschauen, am besten ohne vorgefertigte Meinung, und nicht, wenn man etwas gegen Brüste hat. Es gibt sogar Pudding in Brust-Form. Wirklich.

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