Japan verschlimmbessert einen Gesetzesentwurf: Das LGBT-Gesetz.

Japan ist in Sachen LGBT ein wenig in der Vergangenheit hängengeblieben. Jetzt hat man das sogar gesetzlich festgehalten.

Ursprünglich gab es einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf für die Beseitigung der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität (性的指向又は性自認を理由とする差別の解消等の推進に関する法律案). Darin hieß es, dass Diskriminierung nicht zugelassen werden darf. Dass Schulen sich darum bemühen sollen, das Verständnis für LGBT zu stärken und Diskriminierung zu reduzieren. Dass Vielfalt eine reiche und lebendige Gesellschaft voranbringt.

Klingt eigentlich selbstverständlich, oder? Wie etwas, was man eigentlich nur noch durchwinken muss. Aber nein.

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Kacklehrer.

Letztens stand ich vor einem Bücherladen in Shinjuku (新宿) und traute meinen Augen kaum: Vor dem Laden stand eine Plastikfigur, als Lehrer gekleidet, der Kopf scheißhaufenförmig.

Darf ich vorstellen: Unko-sensei (うんこ先生; Kacklehrer).

Japanische Kinder haben noch einmal eine ganz besondere Beziehung zu Kacke. Warum, weiß ich nicht, aber es gibt Kindbücher über die Scheißhaufen von Tieren, über Kack-Superhelden (?), über Wortverbindungen mit “Kacke”, übers Kacken ganz allgemein, … Aus eigener Erfahrung kann ich übrigens sagen, dass kleine Kinder das Wort “Unko” auch super witzig finden. Im Japanischen ist es auch nicht halb so anstößig wie im Deutschen, weswegen die meisten Eltern nur müde darüber lächeln.

Was bringt uns aber Herr Kacklehrer bei? Kanji. Die ursprünglich chinesischen Schriftzeichen müssen Kinder lernen, und um das noch einmal zu vertiefen, gibt es viele Übungshefte. Die des Kacklehrers stechen damit hervor, dass in jedem Beispielsatz das Wort “Unko” vorkommt.

Da steht dann z.B. für das Kanji “晴” (on-yomi: Sei; kun-yomi: hareru, harasu):

「うんこ投げ大会」の日が晴天でよかった。
“Unko nage taikai” no hi ga seiten de yokatta.
Ein Glück, dass am Tag der “Kackwurf-Meisterschaft” gutes Wetter war.

Ganz ehrlich, ich verstehe schon, warum solche dummen Beispielsätze beim Lernen helfen. 🙂 Es macht Kindern einfach mehr Spaß.

The year of – what?!

In den Wochen und Tagen vor Neujahr findet man in den Läden hier viele Produkte zum Tierkreiszeichen des Folgejahres. Mit diesen kann man dann sein Haus zu Neujahr dekorieren.


2017 wird das Jahr des Hahns. Oder des Huhns oder überhaupt eines Vogels: Es wird 酉年 (Toridoshi). Nicht nur sind die Kanji für die Tierkreiszeichen anders als die für die Tiere an sich, Vogel ist sonst 鳥 und Huhn 鶏 (beides “Tori”), man braucht natürlich eine englische Übersetzung.

Meist ist das ganz entspannt, aber dieses Jahr kann ich das neue Jahr vor Obszönität schon gar nicht mehr sehen. Statt das unverfängliche amerikanische Wort “Rooster” zu verwenden, hat sich irgendwie die gesamte japanische Neujahrsindustrie verschworen, und nennt den Hahn geschlossen “Cock” – Was auch sehr gebräuchlicher Slang für Penis ist.

Natürlich ist das durchaus lustig, vor allem, weil es wahrscheinlich nicht mit Absicht verwendet wird. Andererseits würde man es den Japanern schon gern stecken.

Es heißt auch, dass wir auf Arbeit Kalender bekommen, die sich sehr danach anhören, als seien sie weniger für den Arbeitsplatz und mehr für Pornosets geeignet.

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Aber passt schon. Solange sie nicht aus 2018, dem Jahr des Hundes, “Year of Bitch” machen…

Auf den Spuren der Unterhosenautomaten.

pantiesWenn Leute an das lustige, verrückte Japan denken, kommt die Sprache oft recht schnell auf Automaten mit getragenen Unterhosen. Die sind fast so witzig, wie die Annahme, dass Japaner sich am Telefon mit Muschi-Muschi melden würden – in Wirklichkeit ist es natürlich もしもし (moshi-moshi). Dass einem die Realität aber auch immer so einen Strich durch die Rechnung machen muss. Doch zurück zu den Unterhosen.

Dass Leute getragene Unterwäsche kaufen, sollte niemanden schockieren – das geschieht überall auf der Welt, auch in Deutschland. Wo Nachfrage besteht, finden sich Anbieter. 😉 Ich habe schon mehrmals Berichte von Frauen gelesen, die sich so ihr Studium finanziert haben. Persönlich würde ich es wahrscheinlich nicht in Betracht ziehen, aber wer will…

Automaten (自動販売機 Jidôhanbaiki oder kürzer 自販機 Jihanki) bestimmen das Stadtbild vieler japanischer Städte. Zu gefühlt 99% sind sie mit Getränken bestückt, im Winter sogar mit heißen! Andere Automaten haben Snacks, Früchte (Bananen und Äpfel), Eis, etc. auf Lager. Alles Sachen, die unterwegs durchaus nützlich sein können. Benutzte Unterhosen braucht man aber für gewöhnlich nicht dringend zwischendurch. 😉

Das heißt aber natürlich nicht, dass es diese Höschen-Automaten nicht gäbe. Sie stehen nur nicht für jede Person zugänglich mitten in der Stadt, sondern in Sex Shops*. Dort, zwischen Gleitgel und Dildos, gehören solche Automaten wohl auch hin. 😉 Was allerdings noch langweiliger ist, ist die Tatsache, dass die Unterhosen gar nicht wirklich benutzt sind. Auf Japanisch steht das freilich auf den Automaten – スーパーUSED加工 (Super Used Kakô; Super-gebraucht-Behandlung). Das erklärt vielleicht auch, warum ausländische Touristen das irgendwie nicht geschnallt haben, und überall verbreiteten, dass es echte benutzte Unterhosen in Automaten gäbe.

* Es gibt scheinbar doch welche an für Kinder zugänglichen Orten. Sehr fragwürdig, aber darüber sollte ich vielleicht eh noch einmal schreiben.

Ob es nun so viel weniger eigenartig ist, Unterhosen herzustellen, die lediglich benutzt aussehen, ist eine andere Frage. Natürlich gibt es Läden, die wirklich benutzte Unterhosen verkaufen – und unzählige Webseiten. Aber wirklich benutzte Unterhosen in Automaten gibt es scheinbar nicht. Tragisch.

 Was kennt ihr sonst noch für Mythen bezüglich Japans? 😉