Das doppelte Feuerwerk.

Alle Fotos von meinem Schwiegervater

Alle Fotos von meinem Schwiegervater

Im Osten Tokyos bildet der 江戸川 (Edogawa; Fluss Edo) die natürliche Grenze zur Präfektur Chiba (千葉県 Chiba-ken). Wir wohnen nur wenige Minuten entfernt von diesem Fluss, über dem jedes Jahr ein Feuerwerk veranstaltet wird – von der Stadt Ichikawa (市川市 Ichikawa-shi) und dem Bezirk Edogawa (江戸川区 Edogawa-ku), ein überpräfekturliches Projekt. 🙂

Auf der Tokyoter Seite heißt es 江戸川区花火大会 (Edogawa-ku Hanabi-Taikai; Feuerwerkstreffen des Bezirks Edogawa), auf unserer Seite ist es das 市川市民納涼花火大会 (Ichikawa-Shimin Nôryô Hanabi-Taikai; Feuerwerkstreffen der Bürger Ichikawas in der Abendkühle*). Jedes Jahr wird das Feuerwerk von etwa 139,000 Leuten besucht, und seit wir umgezogen sind führt die offizielle Route zum Flussufer direkt an unserem Haus vorbei.

Eigentlich sollte der Kragen abstehen, aber irgendwie...

Hier sieht man was passiert, wenn einem keiner sagt, dass der Yukata nicht richtig sitzt…

* 納涼 (nôryô) sind zwei Silben, die sich als “die Abendkühle genießen” übersetzen lassen.

Einreihen müssen wir uns dort zum Glück nicht, wir gehen einfach fünf Minuten zu Fuß zum Haus meiner Schwiegereltern und schauen uns das Feuerwerk vom Balkon aus an. 🙂 Man hat zwar nicht ganz freie Sicht, aber immerhin muss man sich nicht mit anderen Leuten um einen guten Platz streiten.

Meinen neuen Yukata habe ich natürlich trotzdem angezogen, sonst lohnt es sich ja nicht. 😉

Das Feuerwerk fand ich übrigens schöner als das in 足立区 (Adachi-ku; Bezirk Adachi), weniger Spielereien und weniger “ganz viel auf einmal”, so dass man nicht ständig hin- und hergerissen war, wo man denn nun hinschauen soll.

Ich denke dieses Jahr wird das mein letztes Feuerwerk gewesen sein, zwei reichen eigentlich auch. 😉

Auf Yukata- und Kimono-Suche in Asakusa.

Als ich vorletztes Wochenende meinen Yukata (浴衣) nach langer Zeit mal wieder anhatte, hat das irgendetwas in mir losgetreten. Seit dem bin ich eigentlich ständig zumindest virtuell auf der Suche nach Yukata und Sommer-Kimono (夏着物)* und träume vor mich hin. Traditionell japanische Kleidung ist eben einfach schön. 🙂

Nun habe ich im Alltag nicht allzu viele Gelegenheiten, um in Yukata oder Kimono unterwegs zu sein, weswegen ich zumindest diesen Sommer jede Gelegenheit beim Schopfe packen werde: Feuerwerk, Sommerfeste in der Gegend, Sommerfest auf Arbeit, und im Onsen-Hotel in Hakone kann ich auch den ganzen Tag im Yukata herumlaufen.

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Nur schnell am Abend angezogen.

* Yukata sind Baumwoll-Kimono, die man im Sommer trägt. Darunter trägt man für gewöhnlich nur etwas Leichtes. Kimono haben zwar denselben Schnitt, können aber auch aus anderen Materialien bestehen und sie werden mit einem Nagajuban (長襦袢), einem oft weißen Unterkimono, getragen.

Nachdem ich am Sonntag Abend mit meinem Mann einkaufen war und sich auch ein neuer Yukata samt Obi (帯) in meine Hände verirrte, beschloss ich mich am Montag, den ich frei hatte, auf den Weg nach Asakusa zu machen. In der Gegend um den Sensō-Tempel (浅草寺) befinden sich haufenweise Kimono-Läden, da wollte ich mich umschauen. 🙂 Eigentlich war der Plan neue Geta (下駄), Holzsandalen, zu kaufen, was letztendlich nicht klappte, aber ich werde etwas finden.

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Obi im Tansu-ya. Einmal alles, bitte!

Während neue Kimono meist sehr teuer sind, findet man in Asakusa viele Läden für gebrauchte Kimono und Obi, zum Beispiel die Kette たんす屋 (Tansu-ya), die gleich mit mehreren kleinen Läden vor Ort ist, und 福服 (Fuku-Fuku).

Es gibt dort wirklich sehr schöne Kimonos und Obi, bei einem gelb-grünen wäre ich auch fast schwach geworden. Aber 6,000Yen (43€) ist dann doch im Moment etwas viel, zumal ich eben nicht ständig Yukata oder Kimono tragen kann.

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Letztendlich habe ich aber trotzdem in einem anderen Laden, やまとみ (Yamatomi), einen günstigen gelben Obi für 1,500Yen (ca. 11€) gekauft. Obi faszinieren mich mehr als Yukata und Kimono, ich könnte sie alle mit nach Hause nehmen. 😀

In einem anderen Laden gab es Obijime (帯締め) für 324Yen (2,36€) pro Stück, jetzt habe ich einen orangenen und einen grünen. 🙂

Zu Neujahr möchte ich dieses Mal dann auch wieder einen Kimono tragen. 🙂 Meine Schwiegermutter hat zwar einige Kimonos zuhause, leider sind die alle etwas zu klein.

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Ein Geta-Laden

Eigentlich hat man natürlich etwas Spielraum, ein Kimono wird schließlich eh einmal umgefaltet und er wächst auch mit, wenn man dicker wird, aber was zu kurz ist kann auch nicht länger gemacht werden. Während kurze Ärmel im Sommer nicht so schlimm sind, war es zu Neujahr dann doch ziemlich kalt.

Falls es sich dieses Jahr finanziell machen lässt, würde ich also gern einen Kimono kaufen. Das lässt sich eigentlich nur gebraucht bezahlen, aber immerhin weiß ich jetzt, wo ich schauen muss. 🙂

Feuerwerk im Regen.

Am Samstag traf ich mich in 赤坂 (Akasaka) mit mehreren Frauen und einer 着付け (Kitsuke; Ankleide, vor allem für japanische Kleidung)-Lehrerin. Der Plan war, einen Yukata zu tragen und dann zum 足立区花火大会 (Adachi-ku Hanabi-Taikai; Feuerwerkstreffen des Bezirks Adachi) zu fahren.

20140719_170353Zum Ankleiden waren wir zu acht, plus Lehrerin, die alles total nett erklärt hat. Leider hatten drei Leute Schummel-Yukata dabei, die man sehr einfach anziehen kann, weil zum Beispiel die Falte an der Hüfte festgenäht ist. Gegen Schummeln habe ich, als großes Faultier, natürlich nichts, aber persönlich finde ich, dass ein normaler Yukata immer hübscher aussieht. Außerdem lohnt sich die Anwesenheit einer Lehrerin für diese Leute eigentlich nicht, so einen Schummel-Yukata bekommt man auch total einfach alleine angezogen.

Der Fuji! :D

Der Fuji! 😀

Ich weiß nicht, ob ihr euch dran erinnert, aber vor zwei Jahren habe ich für ein halbes Jahr Kimono-Anziehen gelernt, alle zwei Wochen. Davon ist erstaunlich viel hängengeblieben, das Muskelgedächtnis ist nicht zu unterschätzen. 😉

Als wir fertig waren, trafen wir uns mit Familienmitgliedern einiger Teilnehmer, um dann mit der Bahn nach 北千住 (Kitasenju) zu fahren. Dort ausgestiegen regnete es ein klein wenig, und während wir uns unter den Arkaden auf den Weg zum Flussufer machten, begann es wie aus Eimern zu schütten. Wir warteten erstmal ab, und während der Platzregen aufhörte, blieb es trotzdem weiterhin regnerisch. Wir waren so weit gekommen, dass wir dieses Feuerwerk aber unbedingt sehen wollten.

20140719_202501Normalerweise würde man ein Feuerwerk bei starkem Regen absagen und auf den nächsten Tag verschieben, es war aber schon klar, dass der Wind am Sonntag zu stark sein würde – ein weiteren Ausweichtermin gab es nicht. Und so fand das Feuerwerk statt. Im Regen, der zum Glück etwas nachließ. Der Mann der Organisatorin unseres Treffens hatte für uns ab Mittag einen Platz freigehalten, so dass wir das Feuerwerk aus nächster Nähe sehen konnten.

Feuerwerke in Japan dauern normalerweise eine Stunde, was mir bisher immer sehr lang vorkam, aber wenn man in der Zuschauermenge mit allen zusammen “Ah!” und “Oh!” ruft vergeht die Zeit sehr schnell. Nach etwa 30 Minuten hörte es auch auf zu regnen, so dass wir endlich unser mitgebrachtes Essen auspacken konnten. Mein Arm tat vom ewigen Regenschirmhalten auch ziemlich weh. 🙁

20140719_200854Unsere Yukata hatten sich natürlich mit Wasser vollgesogen und dank des Regens war die Temperatur nicht sonderlich sommerlich, weswegen wir doch ziemlich froren. Bis zum Ende des Feuerwerks merkten wir davon glücklicherweise nicht viel. 🙂

Ein Mädchen aus der Gruppe musste unbedingt ihren Zug schaffen um nach Hause zu kommen, und so bot ich mich an mit ihr durch die Menschenmassen zurück zum Bahnhof zu finden. Man kann auch im Yukata und mit Geta (Holzschuhen) rennen. Ein bisschen zumindest. Nach dreißig Minuten Hektik kamen wir zum Glück rechtzeitig an.

Zuhause angekommen stellte ich fest, dass mein nasser Yukata blaue Spuren auf meinem Körper hinterlassen hatte, aber nun gut – dafür war das Feuerwerk wirklich fantastisch. 😀

Das nächste sehe ich trotzdem vom Balkon der Schwiegereltern aus, am 2. August findet das 江戸川区花火大会 (Edogawa-ku Hanabi-Taikai; Feuerwerkstreffen des Bezirks Edogawa) statt. Wahrscheinlich wird mir wieder nach 20 Minuten langweilig…

(Für Interessierte, hier ein Foto meiner Haare, hier das supereinfache Tutorial! :D)

Nachtrag zur Sonnenvermeidung.

Letztens schrieb ich darüber, wie und warum Japanerinnen die Sonne oder zumindest die Auswirkungen selbiger auf die Haut vermeiden. Ich erwähnte, dass es Sonnenschirme, Armstupeln und Hüte gibt um der Wut der Todeskugel am Himmelszelt zu entgehen.

Als ich mit einer Freundin unterwegs war, sahen wir aber etwas, was auch mit sehr viel gutem Willen nicht mehr als “gewöhnlicher Sonnenschutz” angesehen werden kann.

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Wenn man damit in Berlin rumlaufen würde, wo eh jeden Tag die eine oder andere Demonstration stattfindet, würde man sicher sehr schnell nach seinen Personalien gefragt werden. Für den Fall der Fälle. 😉

(Als ich fünfzehn war, wurde ich mal am Alexanderplatz gestoppt, weil irgendwo eine Demo stattfand. Ich hatte noch keinen Perso und habe mich mit meiner Krankenkassenkarte ausgewiesen…)