Vorbereitungen.

Am Montag Abend war ich mit meinem Schwiegervater bei der Firma, für die ich nächste Woche in Stuttgart auf der Messe stehen werde.

Die ganze Sache hatte zwei Ziele: Erstens sollte ich meine Visitenkarten, die Flugbestätigung und sonstige Dokumente erhalten und zweitens wollte man mir etwas über die Produkte, die auf der Messe vorgestellt werden, beibringen.

Nun behaupte ich von mir selbst absolut nicht dumm zu sein, und in Physik war ich sogar gar nicht schlecht, aber wenn mir jemand plötzlich mit physikalischen Gleichungen zu teilweiser Kohärenz daherkommt, macht mein Kopf zu. Ich habe tatsächlich sogar ein Buch zur Optik gekauft (例題で学ぶ光学入門*), musste mir aber eigenstehen, dass ich absolut keinen Plan habe. Da fehlt mir dann doch einiges.

* Hier ein kurzer Einwurf, um zu zeigen, wie wichtig Kanji sind: 光学 und 工学 werden in Hiragana gleich geschrieben (こうがく kôgaku), aber ersteres heißt Optik und letzteres Ingenieurswissenschaften.

Zum Glück war mein Schwiegervater dabei, der mir dabei geholfen hat, herauszufinden, was denn jetzt überhaupt das Besondere an den Produkten ist. Es ist dann doch konkreter zu sagen “Mit diesem System können Sie stromsparendere Lichtquellen als bisher verwenden.” als irgendjemandem mit σ und NA und weiß ich was zu kommen – zumal ich das selbst nicht verstehe. Solche Dinge kann ich dann gern vor Ort übersetzen, es sind schließlich Leute dabei, die Ahnung haben.

Im Moment bin ich etwas angespannt, ich hoffe, dass sich das gibt, wenn es losgeht. Tut es eigentlich immer. Und immerhin bin ich für vier Tage nicht Claudia, die im Kindergarten Kindern Englisch beibringt, sondern Claudia, die für eine Optik-Firma arbeitet. Ich habe sogar die Visitenkarten um es zu beweisen! 😉

Letztendlich dürfte das Anstrengendste an der ganzen Aktion der Flug nach Deutschland sein: Nachts um eins geht es los und nach elf Stunden komme ich um fünf Uhr morgens in Frankfurt an. Wünscht mir Glück! 🙂

(Eigentlich wollte ich in diesem Eintrag ein Foto meiner tollen Visitenkarten haben, stellte aber fest, dass ich eigentlich alles außer meines Vornamens wegpixeln müsste…)

Abenteuer bei der Botschaft.

20141022_163947Am Dienstag ging ich nach langer Zeit mal wieder zur deutschen Botschaft in 広尾 (Hirô). Der recht einfache Grund war, dass ich endlich meinen im Pass verzeichneten Wohnort ändern wollte, um in Deutschland steuerfrei einkaufen zu können.

Das Konsularreferat der Botschaft hat werktags von 8 bis 11 Uhr und Donnerstags zusätzlich von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Also nicht unbedingt arbeitnehmerfreundliche Uhrzeiten, aber etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. 😉

Ich war zehn Minuten vor Schalteröffnung als zweite dort, legte meine Meldebescheinigung und meinen Pass vor, füllte das Antragsformular an und wartete.

Kennt ihr das, wenn jemand, der nach euch gekommen ist früher gehen kann? Mich ärgert so etwas ja total, zumal ich davon ausging, dass es nicht so lange dauern kann zwei Stempel zu setzen und zwei Worte zu schreiben. Ich weiß natürlich nicht, ob da nicht mehr hinter steckt, aber ich habe 40 Minuten gewartet. VIERZIG!

Fünf Minuten nach 9 ging ich zum Schalter um zu fragen, ob ich den Pass an einem anderen Tag abholen könne, ich müsste schließlich zur Arbeit. Soweit kam ich aber gar nicht, als ich vor dem Schalter stand, gab man mir meinen Pass.

Der Weg zur Arbeit war dann sehr hektisch, weil ich mich durch Menschenmassen zwängen musste um meine jeweiligen Bahnen rechtzeitig zu bekommen. Eine Minute vor Arbeitsbeginn konnte ich dann einstechen. Glück gehabt.

Da habe ich mir das Shoppen in Deutschland eigentlich verdient…

Update: Ein bisschen neu.

In Listenform, das geht schneller. 🙂

  • Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, hat sich mein Design ein wenig verändert. Es ist noch dasselbe Grunddesign, aber Farben, Schriftarten und Schriftgröße habe ich angepasst. Noch immer bin ich auf der Suche nach dem perfekten Layout.
  • Der Blog hat jetzt einen Untertitel. Gibt es irgendeine Möglichkeit Untertitel rotieren zu lassen oder müsste man das jedes Mal händisch ändern?
  • Ich habe mich entschlossen doch vorerst bei meinem jetzigen Arbeitgeber zu bleiben. Der Grund ist ganz simpel: Wenn man in Japan neu in einer Firma anfängt kann man für sechs Monate keinen Urlaub nehmen, Ende März kommen aber meine Eltern und meine Schwester für zehn Tage nach Japan. Der Plan derzeit ist, danach bei einem neuen Arbeitgeber anzufangen.

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  • Anfang April fliegen wir mit meinen Eltern und meiner Schwester für drei Tage nach 石垣島 (Ishigakijima) in 沖縄 (Okinawa). Hatte ich glaube ich auch noch nicht erzählt.
  • Mein Mann und ich überlegen bei gutem Wetter ein paar Tagesausflüge zu unternehmen, nach 日光 (Nikkô), 軽井沢 (Karuizawa), etc. Berichte dann hier.
  • Langsam aber stetig wachsen die Besucherzahlen des Blogs und ich freue mich riesig. 🙂 Es ist einfach eine riesige Motivation, wenn man weiß, dass man tatsächlich auch gelesen wird. Danke! 😀

Taipei, Tag 4: Ans Wasser.

Unser letzter Tag in Taipei begann mit strömendem Regen. Wir frühstückten im riesigen Starbucks in 西門 (Ximen) und beobachteten vom zweiten Stockwerk aus die vorbeilaufenden Menschen, als die Wolkendecke plötzlich aufbrach. Vielleicht würde man ja doch noch etwas unternehmen können.

IMGP1755In 台北車站 (Taipei Main Station) setzten wir uns in eine Bahn der roten Linie um bis zur Endstation zu fahren – nach 淡水 (Tamsui).

Nach etwa 35 Minuten Fahrtzeit, während derer ich unglaublich müde wurde, stiegen wir an der Endstation aus und fanden uns in einer kleinen Stadt wieder.

Tamsui liegt am gleichnamigen Fluss, kurz bevor dieser ins Ostchinesische Meer fließt.

Mit unter 150.000 Einwohnern ist die Stadt wirklich etwas verschlafener als Taipei, als Touristenort aber offensichtlich beliebt. Auf den Straßen waren recht viele Touristen unterwegs, auch viele Japaner, und überall wurden Waren angeboten. Eigenartigerweise auch viel Spielzeug.

IMGP1781Wir hatten natürlich auch ein Ziel, und zwar sollte es zum Fort Sant Domingo gehen. Warum da plötzlich ein europäisches Häuschen in Taiwan steht?

Weil Tamsui eine wirklich interessante Geschichte hat: 1629 bis 1641 war die Stadt von Spaniern besetzt, die Fort Sant Domingo erst aus Holz aufbauten. Das erwies sich jedoch als Fehler, als 1636 über die hohen Steuern erboste Einheimische das Fort zerstörten.

IMGP1784Daraufhin wurde es wiederaufgebaut, diesmal aus Stein.* Um auch jeden abzuschrecken wurden sechs Meter hohe Mauern gezogen. Nicht dass das den Spaniern groß geholfen hätte, 1642 wurden sie von den Niederländern vertrieben. Fort Santo Domingo wurde dem Erdboden gleich gemacht, die Niederländer setzten ihr eigenes Fort auf den Berg, bevor schließlich wieder die Chinesen an der Reihe waren und es von 1683 bis 1867 unter ihrer Kontrolle hatten.

* Ähnlichkeiten mit bekannten Geschichten für Kinder sind rein zufällig.

IMGP1792Später gelangte es in die Griffel der Engländer, die es erweiterten und Rot anmalten, und als Handelskonsulat verwendeten. Seit 1980 ist das Fort wieder in den Händen der Republik China**.

** Ganz wichtig: “Republik China” ist der offizielle Name für Taiwan und sollte nicht mit der “Volksrepublik China” zu verwechselt werden.

Heutzutage kann man es sich kostenlos anschauen, und auch wenn man erst einmal einen Hügel hochlatschen muss, lohnt es sich absolut. Von der Inneneinrichtung war ich nicht so fasziniert, aber die Gebäude von außen und die Lage sind einfach schön. Ich wäre trotzdem nicht gern britischer Konsul im heißen taiwanesischen Sommer ohne Klimaanlage gewesen. 😉

Katzen? Katzen!

Katzen? Katzen!

Auf unserem Weg zurück liefen wir am Flussufer entlang und genossen das schöne Wetter.

Da ich schon ziemlich hungrig war, setzten wir uns in ein Restaurant, dass uns dann einen kleinen Schock versetzte: Kein Gericht unter 890NT$ (ca. 23€), was für Taiwan wirklich viel ist, zumal wir nicht mehr so viel Bargeld hatten, und auf den angrenzenden Tischen standen winzige kleine Tellerchen mit winzigen kleinen Speisen.

Also begnügten wir uns mit Getränken, die wirkich gut waren, und setzten uns wieder in die Bahn in Richtung Taipei.

Ich hätte vorm Verfassen des Eintrages essen sollen...

Ich hätte vorm Verfassen des Eintrages essen sollen…

Unseren Bauch füllten wir bei 鼎泰豊 (Din Tai Fung)***, kauften noch Ananaskuchen als Mitbringsel für Mitarbeiter und fuhren zurück zum Hotel.

*** Man kann gar nicht überschätzen wie sehr mein Mann den Laden liebt.

Da unser Flug um 4:30 Morgens ging, wollten wir eigentlich noch etwas schlafen und legten uns um sechs Uhr abends ins Bett. Letztendlich schliefen wir um zehn, für zwei Stunden bevor der Wecker klingelte.

Kurz nach Mitternacht checkten wir aus und fuhren mit dem Taxi zum Flughafen. Die Straßen waren bis auf Taxen wie leergefegt und wir erreichten den Flughafen in Rekordzeit. Was uns aber nichts brachte, denn der Security Check im Flughafen 臺灣桃園國際機場 (Flughafen Taiwan Taoyuan, TPE) beginnt erst um halb drei Uhr morgens.

IMGP1840Zum Glück befindet sich ein Conbini im Gebäude, wo wir uns vor dem Abflug noch etwas stärken konnten. Mmmmhm, lecker lecker Fertigessen. 😉 Es war übrigens komplett essbar, wie alles, was wir in Taiwan bisher gegessen haben. Dazu muss ich aber auch zugeben, dass wir nicht unglaublich abenteuerlustig sind. 😉

Auf unserem Rückflug gab es auch Essen, dass wir aber aus dem Halbschlaf heraus ablehnten. Aus irgendeinem Grund war nur der Bereich des Flugzeuges, in dem wir saßen, unglaublich kalt, wer weiß, was da los war…

Und dann landeten wir in Tokyo Narita, zwar etwas erschöpft, aber das sind wir ja von unseren Reisen gewöhnt. 🙂