Ishigakijima, Tag 3: Kultur und Äffchen.

Der letzte Tag auf Ishigaki war gekommen. Schon doof, wenn man so einen 3-Tage-Urlaub macht und eigentlich gar nicht nach Hause will. 😉

IMGP1399Wir wollten unbedingt zum やいま村 (Yaima-mura; Yaima-Dorf). Das ist eine Art Themenpark, es geht um die Kultur der Yaeyama-Inseln. Alte Häuser wurden in das Dorf versetzt, jedes mit einem anderen Thema. Man kann an einem 三線 (Sanshin; eine Form des Shamisen) zupfen, sich Musik anhören, etwas über traditionelle Weberei oder Fischerei lernen. Leider ist alles im Dorf auf Japanisch, die Mitarbeiter dort sind aber sehr hilfreich. 🙂

IMG_1550Dass Okinawa ganz anders ist als der Rest Japans, sieht man auch an der traditionellen Kleidung.

Kimono* aus Okinawa, wie ich einen auf dem Bild trage, haben viel kräftigere Farben, und auch die Motive sind anders. Was ich in der Hand halte ist wohl eine traditionelle Kopfbedeckung. Unter dem Kimono, der wie ein Mantel getragen wird, trug man damals wohl zwölf Lagen Kleidung! Zwölf! Auf Okinawa! Dabei ist es dort doch so heiß…

* Es heißt offiziell nicht Kimono sondern einfach nur “Ryûkyû Kleidung”, aber wegen der Ähnlichkeit nenne ich es trotzdem so.

IMGP1428Die große Attraktion sind aber eigentlich die リスザル (Risuzaru; Totenkopfaffen). Diese possierlichen Tierchen sind nicht einheimisch sondern wurden dort angesiedelt.

Nun weiß ich natürlich nicht, wie artgerecht sie dort gehalten werden, aber es kam mir weder überfüllt noch dreckig vor. Das Gehege ist recht groß und bietet viele Rückzugsmöglichkeiten für die Äffchen. Wenn man Affenessen aus einem Automaten zieht ist man daraufhin natürlich das ultimative Ziel der Tierchen, doch zum Glück sind sie recht weich und tun einem nicht weh. Offene Taschen soll man übrigens nicht mit reinnehmen, die würden von den Affen zerwühlt werden.

IMGP1468Zum Abschluss haben wir dann noch Shisa (シーサー Shîsâ) bemalt. Diese Sagenfiguren trifft man immer in Paaren an, sie beschützen das Haus. Der männliche Shisa, mit dem geöffneten Mund, treibt alle bösen Geister aus, das Weibchen hält den Mund geschlossen um das Gute nicht herauszulassen. Das ist aber nur eine Interpretation. Während wir Deutschen unsere Shisa normal angemalt haben, musste mein Mann natürlich wieder aus der Reihe tanzen: Er hat den Piraten-Shisa bemalt. 😉

Nach einem kurzen Mittagessen am Meer und einem Besuch am Strand besuchten wir noch riesige Palmen, aßen Eis und machten uns auf den Weg zum Flughafen.

Drei Tage Paradies, so schnell vorbei. 🙁 Ich will wieder zurück!

Ishigakijima, Tag 2: Taketomi, Schnorcheln, Fleisch.

IMGP1221Nach einem guten Frühstück im Hotel und einer Anmeldung zum Schnorcheln am Nachmittag, stiegen wir ins Auto und ließen uns von meinem Mann zum Hafen von Ishigaki fahren.

Ishigaki ist die zweitgrößte der 八重山諸島 (Yaeyama-Shotô; Yaeyama-Inseln), einer Gruppe von zehn bewohnten und vielen mehr unbewohnten Inseln.

IMGP1280Vom Hafen aus kann man auf einige der anderen Inseln übersetzen, wir entschieden uns für die nächste: 竹富島 (Taketomi-jima; Insel Taketomi). Mit dem Boot dauert die Überfahrt etwa 15 Minuten.

Taketomi ist ein etwa 5,5km² großes erhobenes Korallenatoll und besonders wegen seinen traditionellen Häusern und Straßen bei Touristen beliebt.

IMGP1262Vom Hafen läuft man entweder eine ganze Weile ins Dorf, oder wird von Fahrradverleihern und Wasserbüffelkutschfirmen mit dem Bus gefahren. Es war zwar dank des sonnigen Wetters ziemlich heiß, wir machten uns trotzdem zu Fuß auf den Weg. Wir trafen gelegentlich auch auf die Wasserbüffelkutschen, die gemächlich durch die Straßen fuhren.

IMGP1292Charakteristisch für Taketomi sind die flachen Häuser mit roten Ziegeln und シーサー (Shîsâ; Shisa), Hund-Löwen-Hybriden, die Häuser beschützen, auf den Dächern. Außerdem sind die Mauern um den Wind abzuhalten nicht etwa fest gemauert, sondern bestehen aus lose aufeinanderliegenden Steinen. Die Straßen im Dorf sind auch nicht asphaltiert, der helle Sand ist auch für Autos fest genug.

IMGP1317Nachdem wir von einem Ausguck mit einer unglaublich steilen Treppe, なごみの塔 (Nagomi no Tô), einen Blick über die ganze Insel geworfen und uns in einem der zahlreichen Cafés mit Erfrischungen versorgt hatten, liefen wir zur 西桟橋 (Nishisan-bashi; Nishisan-Brücke, eigentlich nur eine Art Steg). Dort hat mir mein Mann vor über vier Jahren den Heiratsantrag gemacht. Nachdem wir schon alle Dokumente hatten und der Tag der Heirat feststand. 😉 Aber der Form halber war es ihm wichtig.

Ein weiterer Höhepunkt auf Taketomi ist eigentlich 星砂 (Hoshisuna; Sternensand) den man an einem der Strände finden kann – leider war er zu weit weg. Die Fähre zurück nach Ishigaki mussten wir nämlich bekommen, sonst hätten wir nicht schnorcheln gehen können.

DSC_0080Vom Hotel aus ging es dann mit Bus und Boot wieder aufs Meer. Unser erster Halt war die 幻の島 (Maboroshi no Shima; Phantominsel), doch schon auf dem Weg dorthin waren wir vom absolut klaren blauen Wasser begeistert! Im Oktober kann man beim Tauchen übrigens sogar Mantarochen antreffen. 😀 Das wäre noch einmal was.

DSC_0102Die Phantominsel heißt so, weil sie nur bei Ebbe zu sehen ist. Bei Flut verschwindet sie komplett im Meer. Durch diesen ständigen Wechsel kann man natürlich schöne Muscheln und Korallen finden oder einfach durchs flache, warme Wasser waten. Gar nicht so einfach im Tauchanzug und mit Flipflops.

112_0042
Vergrößern für Fische. 😀

Unser zweiter Punkt war dann auch die Hauptattraktion: Schnorcheln! Für mich war es tatsächlich das erste Mal seit sehr langem, wahrscheinlich meiner Grundschulzeit. In den Berliner Seen gab es auch nicht so viel zu sehen. 😉 Ganz anders in Okinawa: Bunte Fische soweit das Auge reicht! Nach der Stunde Schnorcheln war mir zwar super kalt, aber ich hätte dem Treiben sonst ewig zusehen können. 🙂

IMGP1371Um den Tag abzurunden fuhren wir abends, nachdem wir uns aus den Tauchanzügen geschält und geduscht hatten, zu einem 石垣牛 (Ishigaki-gyû; Ishigaki-Rind)-Restaurant. Dieses Restaurant besuchen meine Schwiegereltern und mein Mann seit zehn Jahren, wir sind also bekannt. 😉 Die Besitzerin des Ladens hat sich riesig gefreut, dass wir vorbeigekommen sind. 🙂

IMGP1384Ishigaki-Rind ist von der Qualität her gleichzusetzen mit Kobe-Rind. Das Fett ist im Fleisch fein verteilt, was das Fleisch unglaublich weich macht. Es zerschmilzt förmlich auf der Zunge. 🙂

Zurück im Hotel konnten wir noch die letzten Phasen einer Mondfinsternis bestaunen, bevor wir erschöpft und mit vollem Magen in einen tiefen Schlaf fielen.

Ishigakijima, Tag 1: Willkommen im Paradies!

(Den Besuch meiner Eltern und meiner Schwester werde ich nicht chronologisch wiedergeben. Wir beginnen in der Mitte. 🙂 Die meisten Fotos hat mein Vater gemacht.)

IMGP1032Am Freitag klingelte um vier Uhr morgens der Wecker. Nachdem wir uns aus dem Bett geschält, angezogen und etwas gegessen hatten, nahmen wir unseren Koffer und die größte Tasche die ich besitze, und machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Von dort aus fährt eine Friendly Airport Limousine (ein Reisebus) zum 羽田空港 (Haneda Kûkô; Flughafen Haneda).

Am Flughafen ging alles sehr schnell und nach einem längeren Flug landeten wir in 那覇 (Naha), dem Verwaltungssitz der 沖縄県 (Okinawa-ken; Präfektur Okinawa). Okinawa ist die südlichste Präfektur Japans. Bis ins späte 19. Jahrhundert war es sogar sein eigenes Königreich: 琉球 (Ryûkyû). Kultur und Sprache* sind noch immer anders als im Rest Japans, und die Okinawaner sind zu Recht stolz darauf.

* Nur noch ältere Menschen sprechen die Ryûkyû-Sprache, die Jüngeren eher nur Japanisch.

IMGP1045Der Flug nach 石垣島 (Ishigaki-jima; Insel Ishigaki) war natürlich verspätet, es fließt eben Inselzeit. 😉

Wir hatten uns riesige Sorgen wegen des Wetters gemacht. Tatsächlich waren wir vor vier Jahren vor unserer Heirat auf Ishigaki und hatten riesiges Pech… Dieses Mal waren uns die Wettergötter aber gewogen, bis auf zehn Minuten Regen am letzten Tag blieb es trocken.

IMGP1082Unser Hotel war das Granvrio Hotel Ishigaki Resort, etwas außerhalb gelegen aber wirklich schön und direkt am Strand. An dem konnte man zwar nicht schwimmen, aber dafür gab es einen Außenpool und einen Innenliegenden. Die Zimmer waren geräumig mit Blick aufs Meer, das Frühstück war gut und zumindest als wir dort übernachteten, war es nicht so voll, dass man sich eingeengt fühlen würde.

IMGP1086Durch den Flug waren meine Mutter und meine Schwester etwas geplättet, und so nutzten mein Vater, mein Mann und ich die Zeit um die Umgebung etwas zu erkunden.

Selbst mit Seetang sind die Strände atemberaubend. So schönes Meer haben wir in Tokyo nicht. 😉

Recht schnell mussten wir feststellen, dass unser Schuhwerk sich nicht für Sandstrände eignet und kauften für je 150yen (ca. 1,16€) Flipflops.

IMGP1128So ausgerüstet fuhren wir zur 川平湾 (Kabira-wan; Bucht Kabira) im Norden der Insel. Was kann ich sagen: Ishigaki ist einfach wunderschön, und Kabira ist noch einmal schöner. Einfach atemberaubend. Wir haben meinen Schwiegervater direkt mit Fotos bombardiert, schließlich war es in Tokyo kalt und regnerisch. 😉

In der Bucht kann man übrigens auch mit einem Boot mit Glasboden fahren, um die Fische zu sehen. Mein Mann meinte aber, dass es nicht viel zu sehen gäbe und so begnügten wir uns damit, den Strand einfach abzulaufen.

IMGP1159Nach gutem Essen bei einem Italiener ging es zurück ins Hotel.

Später setzten wir uns an den Strand. Von Tokyo aus sieht man kaum einmal die Sterne. Die Stadt ist zu hell und die Luft ist zu dreckig. Auf Ishigaki konnten wir selbst bei Vollmond (O-Ton Mann: “Ich habe noch nie vorher gemerkt wie verdammt hell der Mond eigentlich ist.”) unglaublich viele Sterne sehen. Ziemlich romantisch, dabei sind wir sonst für so etwas nicht zu haben. 😉

Nach einer Vorführung traditioneller Musik zogen wir uns in unser Zimmer zurück und fielen in die Betten. Für Samstag war schon viel geplant. 😀

Inlandsflüge aus der Sicht einer verwirrten Deutschen (mir).

IMG_1658Japan ist ein langes Land. Dank dessen ist es oftmals viel praktischer in ein Flugzeug zu steigen, statt ewig mit der Bahn zu fahren. Generell finde ich Fliegen schrecklich, mein Körper mag es nicht – Austrocknen, Gelenkschmerzen, Druckprobleme*. Aber wenn man z.B. nach 石垣島 (Ishigakijima) in 沖縄 (Okinawa) reisen möchte, bleibt einem wenig anderes übrig. Und außerdem mag mein Mann Flugzeuge.

* Ich habe sehr oft Probleme mit meinen Ohren oder meiner Nase. Wenn der Flug dann nicht ruhig ist, kann das unglaublich schmerzhaft werden.

Im Inland zu fliegen ist dabei wirklich viel einfacher als in Deutschland. Das ist auch, was mich verwirrt: Wenn man als Ausländer nach Japan einreist werden Fingerabdrücke genommen und ein Foto gemacht. Egal wie oft man schon eingereist ist, auch wenn man in Japan lebt.

Bei Inlandsflügen hingegen wird nichts überprüft. Bin ich wirklich die Person, deren Name auf dem Ticket steht? Keine Ahnung. Japaner haben keine Personalausweise, für Identifikationszwecke werden Führerscheine und Krankenkassenkarten verwendet.

Die Boardkarte bekommt man am Automaten, am Gate selbst piepst man sich mit dem QR-Code einfach durch. Dass das manchmal nicht ganz so gut klappt haben wir gestern feststellen müssen: Der Flug verspätete sich um eine Stunde weil (wahrscheinlich) jemand im Flugzeug war, der dort nicht hingehörte. “Wir müssen die Anzahl der Passagiere überprüfen” – Ganz klar.

Aber noch einmal zurück, und zwar zur Sicherheitskontrolle. Ich habe noch nie gepiepst. In Deutschland sind die Geräte unglaublich empfindlich, in Japan müsste man wahrscheinlich eine Waffe ans Bein geschnallt haben.

Auch Flüssigkeiten darf man mitnehmen. Mein Schwiegervater mag 泡盛 (Awamori; Alkohol von Okinawa), wir hatten etwas Sorge, dass wir keine Flüssigkeiten mit ins Flugzeug nehmen dürften, weil wir nur mit Handgepäck gereist sind. Schnell gegoogelt, alles kein Problem. Man darf fünf Liter Alkohol transportieren. Fünf Liter! Die 100ml-Begrenzung gibt es natürlich auch nicht. (Bei Auslandsflügen gelten dieselben Beschränkungen wie in Deutschland.)

Natürlich bleibt das alles nur so locker solang nichts passiert, aber bis dahin ist alles ganz entspannt. 😀