In Kawagoe.

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Nach unserem Besuch bei Glico fiel uns auf, wie nah Kawagoe (川越), seit Ewigkeiten als Wochenendsausflugsziel angepeilt, plötzlich war. Kawagoes größte Attraktion ist sicher das Klein-Edo Kawagoe (小江戸川越), eine Ansammlung von Straßen, deren Gebäude unter Denkmalschutz stehen.

Und was für Gebäude! Über 30 alte Lagerhäuser (蔵), vor über hundert Jahren statt aus Holz aus Ziegeln, Stein oder Lehm gebaut, um Wertgegenstände gegen Feuer zu schützen, stehen dort noch. Sie sind um einiges massiver als ihre Gegenstücke aus Holz und zeigen, dass hier mal reiche Menschen gelebt haben – Arme bauen keine Häuser für ihr Eigentum.

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Heutzutage befinden sich in den Häusern Teeläden, Restaurants und Souvenirläden. Was mich sehr fasziniert hat war, wie tief diese ganzen Gebäude sind. Die Läden sind alle viel größer, als man von außen erwarten würde, mit Durchgängen in Hinterhöfe. Vor allem an einem Teeladen roch es unglaublich gut, weil dort Tee geröstet wurde. Leider kann man kaum einmal stehen bleiben, dafür sind die Bürgersteige zu schmal und die Touristen zu vielzählig.

Wenn man mal von der Hauptstraße abschweift, merkt man, wie alt diese Stadt eigentlich auch abseits des Denkmalschutzes noch ist: Kleine Gassen mit großen Häusern, ein Tempel mit anschließendem Kindergarten, noch ein Tempel. Schön ist es, und entspannt. In den Seitenstraßen gibt es kleine Cafés und Läden, die zum Verweilen einladen.

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Für uns ist Kawagoe eine ziemliche Strecke, mit dem Auto dauert es über eine Stunde von uns, wenn der Verkehr nicht stockt. Allein für Kawagoe lohnt sich der Weg in meinen Augen nicht, dafür ist es zu überfüllt. In Verbindung mit einem anderen Ausflugsziel wie der Glico-Fabrik war es aber perfekt. 🙂

Zu Besuch bei Glico.

Letzten Samstag machten wir uns auf den langen Weg zum Glicopia East, wo man etwas über die Firma Glico lernen und bei der Herstellung von Pretz und Pocky zusehen kann.

Ezaki Glico (江崎グリコ) ist die mit Abstand größte Süßigkeitenfirma Japans, mit fast 23% Marktanteil (Stand: Geschäftsjahr 2013).

Am Bekanntesten unter Japanliebhabern dürften Pocky sein. Was nicht jeder weiß: Die Süßigkeit Mikado, die es auch regulär in deutschen Supermärkten gibt, ist absolut dasselbe und wird auch von Glico hergestellt. 🙂 (Eine andere unerwartet japanische Süßgkeit sind die mit schokolade gefüllten Koalas.)

Die Führung dauert etwa 70 Minuten, und besteht aus fünf Teilen: Einer Einleitung zum Firmengründer Ezaki Ri’ichi (江崎利一), einem Video zur Schokoladenherstellung, der Führung durch die Produktionsstätten, einem Quiz und einem kleinen Museum. Fotografieren darf man nur im Museum. Die Reihenfolge der verschiedenen Teile ist je nach Gruppe, in die man eingeteilt wird, anders.

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Ein alter Karamell-Automat. Beim Kauf bekam man 20 Sekunden eines populären Films gezeigt.

Die Vorstellung des Firmengründers ist, wie auch schon im Cup Noodles Museum, etwas sehr gutwollend, aber nichtsdestotrotz spannend. Bilddokumente und Geschichten vom Ende des 19. Jahrhunderts finde ich durchaus sehr interessant. 🙂

Wie so gut wie immer handelt es sich bei der Führung natürlich um eine für Kinder, man sortierte aber freundlicherweise alle Besucher ohne Kinder in eine Gruppe*. In der Fabrik kann man zusehen, wie Pockys verpackt, und Pretz, bretzelteigige Sticks mit (meist) Gemüsegeschmack, hergestellt werden.

Das passiert natürlich vollautomatisch, die Menschen sind nur da um a) auszusortieren oder b) Rohmaterial nahzufüllen. Die ganze Fabrik duftet, wie erwartet, unglaublich gut!

* Die anderen Gruppen werden grob nach Alter der Kinder eingeteilt, was ich durchaus sinnvoll finde.

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Kleinere Kopien des berühmten Werbeschilds in Osaka.

Als nächstes geht es zu einem Quiz. Es ist an sich total nett aufgemacht, mit durchnummerierten Separées mit jeweils drei großen, leuchtenden Antwortknöpfen. Das Problem hier war natürlich, dass so gut wie jeder alle Antworten wusste, wir waren schließlich ausschließlich Erwachsene. Es kam also auf die Antwortgeschwindigkeit an. Der Gewinner bekommt eine Riesenpackung Pretz, ich war Dritte und bekam nichts. Das 3D-animierte Maskottchen der Anlage lädt übrigens zu Albträumen ein. Die hatte statt einem Mund ein Höllentor, was leider immer mal passiert, wenn man versucht Anime-Charaktere in 3D zu übersetzen. Gruselig.

Im letzten Teil, dem Museum, werden die Spielzeuge, die mit Glicos Karamell-Bonbons, dem ersten Produkt der Firma, auch heute noch verkauft werden, ausgestellt. Für meinen Mann war das eine Reise zurück in seine Kindheit. 🙂 Ich fand den alten Automaten besser: Wie wirtschaftlich schlau ist es, Kindern beim Kauf einer Süßigkeit 20 Sekunden ihres Lieblingsfilms zu zeigen? Beim nächsten Kauf konnte man dann übrigens die nächsten 20 Sekunden sehen und wenn man sechs Packungen kaufte, konnte man sich den Film bis zum Ende anschauen. So macht man Kohle. 😉

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Auch zu sehen sind Miniaturversionen des berühmten riesigen Werbeschildes in 大阪 (Ôsaka) aus verschiedenen Ären. Es zeigt das ursprüngliche Logo Glicos, einen ins Ziel einlaufenden Läufer, das auch heute noch auf den Karamell-Bonbons verwendet wird.

Vor einer riesigen Version davon kann man sich auch ablichten lassen, was wir natürlich in Anspruch nehmen mussten. Irgendein Erinnerungsfoto braucht man. 🙂

Kindergartenkinder ab zwei Jahren vor der Einschulung und Grundschulkinder können nach der Führung noch Riesenpocky dekorieren. Das Angebot ist kostenpflichtig, während die Führung selbst kostenlos ist.

Zum Schluss bekamen wir noch Besuchergeschenke: Eine Packung Pretz und aufblasbare Monsterpocky. Auf dem Gelände gibt es natürlich auch einen Glico-Shop in dem man alles, was es von Glico so gibt, kaufen kann. Wusstet ihr, dass Glico Curry herstellt? Ich zumindest nicht.

Für das Glicopia muss man sich im Voraus anmelden, das geht über die Website. Im Süden gibt es übrigens auch so eine Einrichtung, sie heißt Glicopia Kobe. Wer Süßigkeiten oder Maschinen mag, sollte auf jeden Fall mal vorbeischauen. 🙂

埼玉県北本市中丸9丁目55
Saitama, Kitamoto, Nakamaru 9-55

Wann ihr nicht nach Japan fliegen solltet.

Habt ihr in Deutschland denn auch vier Jahreszeiten?

Das ist eine ganz typische Frage, die einem von Japanern gestellt wird. Man selbst fragt sich dann, wie irgendjemand jemals glauben könnte, dass es in Deutschland keine vier Jahreszeiten gäbe. Aber klar, die Japaner haben vom Wetter in Deutschland in etwa so wenig Ahnung wie die Deutschen vom Wetter in Japan. Anders kann ich mir die ganzen Touristen im Sommer nicht erklären.

Diesmal geht es um Zeiten, in denen man Japan meiden sollte. Los geht’s!

Im Sommer ist es in Japan unglaublich heiß. Von den Temperaturen her ist es gar nicht so schlimm, aber die hohe Luftfeuchtigkeit und der Wechsel von der Hitze zur kalten Luft aus den Klimaanlagen drinnen macht es unerträglich. Das kann einem so einen Urlaub wirklich verübeln. Falls es euch trotzdem im Sommer nach Japan verschlagen sollte und es euch plötzlich nicht gut gehen sollte – das ist 夏バテ (Natsu-bate, Sommererschöpfung). Dank dessen ging es mir meine ersten zwei Wochen in Japan 2008 dreckig. 🙁

Außerdem zu vermeiden ist お盆 (Obon), eine Woche im August um die Toten zu ehren. Da ist es nicht nur heiß, auch ist ganz Japan unterwegs und die Preise für Flug- und Bahntickets und Hotelzimmer schnellen nach oben.

Dafür ist es im Herbst wirklich schön und auch lange wohlig warm. 🙂 Der Herbst hier ist längst nicht so regnerisch und grau wie der in Deutschland.

Abraten würde ich allerdings vom Winter. Japanische Winter leiden wieder unter der hohen Luftfeuchtigkeit, die die Kälte in jede Pore kriechen lässt und der legendär schlechten Dämmung der Häuser. Das ist aber möglicherweise im Hotelzimmer besser zu ertragen als in einer Wohnung. 😉 Zu Neujahr gibt es vielleicht tolle Sales, aber erstens ist Neujahr hier eine sehr stille Angelegenheit und zweitens machen kleinere Läden einfach mal für die erste paar Tage des Jahres zu. Die Fernzüge sind auch sehr voll, denn zu Neujahr fahren alle zu den Eltern oder Großeltern. Es lohnt sich weitaus mehr die Zeit in Deutschland mit Freunden zu genießen.

Der japanische Frühling ist wunderschön. Mit Kirschblüte und angenehmen Temperaturen dürfte er die Hauptreisezeit sein und ich würde es jedem ans Herz legen nach Japan zu kommen. Zu beachten ist nur, dass in der letzten März und ersten Aprilwoche Frühjahrsferien sind – wieder einmal sind die Züge voll und Attraktionen wie Disneyland kann man eigentlich vergessen.

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Heute ist der letzte Tag der Golden Week, einer Ansammlung von Feiertagen in der ersten und zweiten Mai-Woche. Auch hier ist das ganze Land unterwegs, und Tokyo ist voller Touristen. Und im Juni ist 梅雨 (Tsuyu), die Regenzeit. Wie der Name schon vermuten lässt regnet es. 😉

Natürlich ist es auch absolut möglich während dieser Zeiten, von denen ich abgeraten habe, einen tollen Urlaub in Japan zu verbringen! Aber wenn die Wahl besteht würde ich immer entweder im Herbst oder im Frühjahr nach Tokyo kommen. 🙂

Zu welcher Jahreszeit wart ihr mal in Japan? Oder, falls ihr hier lebt: Welche ist eure liebste?

Cup Noodles Museum in Yokohama.

Wer kennt sie nicht – Fertignudeln. Das liebste Frühstück, Mittag und Abendessen aller Jugendlichen und Studenten. 😉

Fertignudeln wurden von Andō Momofuku (安藤百福) erfunden, als er nach dem zweiten Weltkrieg sah, wie lange Leute für einfache Ramen-Nudeln anstanden. Dass er auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee war, spielte sicher auch hinein. 😉 Bis 2005 war er Firmenpräsident der Firma Nissin, die der geneigte Leser vielleicht aus seinem heimischen Supermarkt kennt: Demae Ramen, Cup Noodles und Top Ramen sind Nissin-Produkte.

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In Yokohama gibt es seit einiger Zeit das Cup Noodles Museum, erbaut von ebendiesem Nissin-Konzern. Der Museumsteil war nicht unglaublich groß und für mich auch ein wenig zu lobhudelnd, aber um ehrlich zu sein, besucht auch niemand vordergründig das Cup Noodles Museum um etwas über Nudeln zu lernen.

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Für 300Yen (2,35€) kann man sich seine eigenen Cup Noodles zusammenstellen! 😀 Dafür bekommt man zuerst einen Becher, den man dekorieren kann. Die entstandenen Meisterwerke bringt man im Anschluss an einen Counter, wo erst die Nudeln hineingegeben werden. Oder andersherum: Der Becher wird über die Nudeln gestülpt und dann umgedreht, ansonsten klappt das nicht richtig. Die Nudeln würden schräg hineinfallen. Im nächsten Schritt kann man sich eine von vier Suppen und vier von zwölf Zutaten aussuchen.

Zum Schluss wird ein Deckel draufgesetzt, das ganze Paket versiegelt und in eine witzige, aufblasbare Tüte gepackt. Fertig!

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Aber man kann sich nicht nur Cup Noodles zusammenstellen sondern auch Chicken Ramen, Nissins erstes Produkt, selbst machen! Für alle über 16 kostet das 500yen und dauert etwa anderthalb Stunden. Dafür bekommt man eine Schürze und ein formschönes Hühnchen-Bandana, das man auch mitnehmen darf. Zuerst wird der Teig gemischt, dann geknetet und dann flachgedrückt.

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Danach wird der Teig etwa zehn Mal durch eine Maschine gegeben um einen gleichmäßige Masse zu ergeben.

Nach einer kleinen Pause wird der Teig immer dünner gerollt, bis er letztendlich nur noch etwa einen Millimeter dick ist. Im nächsten Schritt wird der Teig in der Maschine kleingeschnitten und man schneidet die Nudeln auf etwa 20 cm Länge ab.

Chicken Ramen wird nicht mit einer seperaten Suppenmischung geliefert, der Geschmack ist schon an den Nudeln selbst dran. Also mussten wir noch die Nudeln mit der Soßenmischung vermischen und in Förmchen geben.

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In die Nudeln in den Förmchen werden dann einige Freiräume gemacht, damit alles gleichmäßig frittiert werden kann. Ja, die Nudeln werden durch Frittieren getrocknet. 😀 In der Fabrik wird das übrigens scheinbar auch ähnlich gemacht.

Zum Schluss bekamen wir zwei Packungen Chicken Ramen, eine, die wir selbst gemacht hatten, und eine, die in der Fabrik hergestellt wurde.

An einem Tag mit schrecklichem Wetter war das wirklich ein nettes Programm, und sicher auf für Kinder total spannend. Während ich 2015 noch übersetzen musste, gibt es inzwischen scheinbar zumindest schriftliche Erläuterungen auf Englisch.

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Yokohama, Naka, Shinkō 2-3-4