Was tun im Notfall?

Die Präfektur Chiba (千葉県 Chiba-ken) in der wir wohnen hat ein neues Handbuch zum Katastrophenschutz für Ausländer herausgebracht.

スクリーンショット 0026-06-07 9.37.00Hier kann man es sich anschauen, ist sicher für den einen oder anderen ganz interessant, womit wir hier zu kämpfen haben und wie vorbereitet und vorgegangen wird. 🙂

Ich persönlich finde solche Handbücher und das Lesen ebendiser vor allem für Ausländer absolut wichtig. In Deutschland kennt man große Erdbeben, Tsuanmis und Taifune einfach nicht aus dem täglichen Leben und kann deswegen weder die Lage abschätzen, noch weiß man für gewöhnlich, was zu tun ist. Japaner haben den Ernstfall zumindest bei Erdbeben in ihrer Schullaufbahn dermaßen oft durchgespielt, dass sie meist reflexartig wissen, wie sie sich verhalten müssen. Wir haben auf Arbeit jeden Monat einmal Katastrophen-Drill (Erdbeben, Brand oder auch das Szenario “ein Verrückter dringt in unseren Kindergarten ein und will Kinder abstechen”), es wird also wirklich von Kleinauf gelernt.

Was mich bei dieser Broschüre ganz besonders freut ist, dass sie neben Englisch, Chinesisch und Koreanisch auch im simplen Japanisch mit Furigana, die die Lesung von Kanji angeben, geschrieben ist. Außerdem befinden sich zwischen Worten Leerzeichen, was das Lesen für Ausländer erleichtern soll. Seit 2011 bin ich mit Vokabular für den Notfall ausgerüstet, und ich denke, dass es ziemlich schwer sein würde im Ernstfall ohne Japanischkenntnisse zu evakuieren, weil man einfach nicht an die Informationen kommt. Zumal ich nicht davon ausgehen kann, dass ein großes Erdbeben genau dann eintritt, wenn mein Mann und ich gemeinsam zuhause sind – im Notfall müsste ich es selbst irgendwie stemmen. Es lohnt sich also, sich das Vokabular zumindest einmal anzuschauen.

Und für alle, die bei ihrem Besuch in Japan ein Beben mitbekommen: Nur keine Panik. Außer die Japaner um euch herum fangen an in Panik zu verfallen. Dann vielleicht doch.

Im Frühtau zu Berge, wir gehn, Fallera!

IMGP1185Auch wenn ich es hier gar nicht erwähnt habe, war letzte und diese Woche Golden Week, diese Aneinanderreihung von Feiertagen, die vielen Japanern zumindest eine Woche Urlaub beschert. Ich arbeite leider genau nach Kalender, die normalen Tage zwischen den Feiertagen durfte ich mir nicht freinehmen.

Für den letzten Feiertag nahmen ein paar Freunde und ich uns vor, den 高尾山 (Takao-san, Berg Takao) zu besteigen. Takao-san liegt im Süden Tokyos, außerhalb der 23 Bezirke, in 八王子市 (Hachiôji-shi; Stadt Hachiôji) und ist nur 599m hoch. Eher ein Bergchen also.

IMGP1141Er ist als Ausflugsziel unglaublich beliebt, stellt er doch eine grüne Oase gleich in der Nähe der Hauptstadt dar. Wir waren also immer in zahlreicher Begleitung anderer Wanderer, und wo viele Menschen sind, sind auch die Fressstände nicht weit. Man muss auf dem Weg nach oben absolut nicht hungern. 😀 Weil es am Dienstag mit unter 16°C wirklich ziemlich kalt war, haben wir uns heißen Tee und Goma-Dango, gebratene Reisbällchen mit Sesam, gegönnt.

Auf der offiziellen Takao-san Website kann man sich die Strecken, die einen nach oben führen, anschauen, wir entschieden uns für die 1号路 (1-gô-ro; Rute Nummer 1) für den Aufstieg. Die ist zwar die längste Strecke, dafür kommt man aber an mehr Sachen vorbei.

IMGP1140Nun konnten wir natürlich nicht die ganzen 3,8km vom Bahnhof 高尾山口 (Takaosanguchi) auf den Gipfel laufen, wir armen Großstädter, und so überließen wir der steilsten Seilbahn Japans 271 Höhenmeter und einen Kilometer Strecke. Über diese Strecke kann ich also nichts sagen, der Weg von der Seilbahnstation nach oben war abwechselnd beinahe flach und dann ziemlich ansteigend, mit vielen Treppen, über die wir ziemlich geächzt haben. Untrainierte Großstädter halt.

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Achtung, Tengu!

Auf dem Weg liegt der 高尾山薬王院 (Takao-san Yakuô-in; Berg Takao Yakuô-Tempel), mit vielen steilen Treppen versehen, in dem man viele Darstellungen von Tengu findet. Tengu sind japanische Sagenmonster, mit menschlichem Körper, roter Haut und entweder einem Schnabel oder einer sehr langen Nase. In der modernen Mythologie treiben sie Schabernack und werden als lustig angesehen.

Außerdem sind die Omikuji des Tempels wohl recht bekannt, weswegen wir alle eins zogen. Eine Freundin hatte Angst vor einem schlechten, und wollte erst nachdem sie unsere Ergebnisse gesehen hatte, eins kaufen. Dreimal 大吉 (Daikichi, großes Glück) für uns – 吉 (Kichi, Glück) für sie, und dann auch noch mit einer doofen Aufschlüsslung. Wurde natürlich gleich angebunden, damit sie die Vorhersagung nicht nach Hause verfolgen kann. 😀

Der vierte im Bunde machte das Foto. 🙂

Nach über einer Stunde kamen wir endlich am Gipfel an, nur um festzustellen, dass kaum Platz war, weil jeder ersteinmal verschnaufen und zu Mittag essen wollte. Nachdem zwei von uns in einem kleinen Restaurant Verstärkung gekauft hatten, machten wir uns also auf die Suche nach einem Sitzplatz. Zum Glück konnten wir uns auf einen kleinen Platz drängen und gönnten uns eine kleine Pause. Die Wolkendecke lockerte leider über den ganzen Tag verteilt kein bisschen auf, so dass wir alle in der Kälte zitterten – bis auf die Freundin aus Kanada, sie hielt es auch mit kurzen Ärmeln wunderbar aus. 😉

IMGP1183Zurück zur Seilbahn ging es auf der 4号路 (4-gô-ro; Rute Nummer 4), weil wir die Hängebrücke (吊り橋 Tsuribashi) sehen wollten. Diese Strecke war zwar viel ruhiger als die, die wir für den Aufstieg genommen hatten, aber auch viel steiler und enger. Die vielen Wurzeln und die Aussicht auf einen tiefen Fall, falls man nicht aufpasst, halten einen auf Trab. Es fühlt sich auf jeden Fall mehr nach Bergsteigen an. 🙂

IMGP1166Auf unserem Weg trafen wir immer wieder てっちゃん (Tecchan), einen schwarzen Mops mit eigenem Blog, und seinen (ihren?) Besitzer. Tecchan ist wunderbar im Posieren, und auch wenn ich mir selbst keinen Mops anschaffen würde* sind die Tiere natürlich putzig. Alle, die wir da waren, haben wahrscheinlich mehr Fotos von dem Hund als vom Berg geschossen.

* Mopse sind insgesamt als Rasse einfach zu krank.

Insgesamt war es ein wirklich netter Ausflug, mit Bewegung, frischer Luft, guter Unterhaltung und einem niedlichen Hund – was will man mehr?

Schnee, Schnee, Schnee.

Sobald es in Japan schneit, sind sämtliche Japanblogs und Facebooks voll mit Schneefotos. Einfach, weil es so selten passiert.

2014-02-08-15-18-08_decoSobald es mal richtig schneit, fängt hier die Panik an und am Samstag hat es richtig richtig geschneit. Den ganzen Tag lang, durchgehend.

Einfach weil es so selten schneit, verzichten die meisten Leute darauf autozufahren. Wenn man es nur an einem oder zwei Tagen im Jahr “üben” könnte, ist es einfach zu gefährlich, zumal die Autos in Tokyo keine Winterreifen drauf haben. Warum auch, es schneit ja total selten.

Am Morgen war ich zwar kurz arbeiten* und einkaufen, den Rest des Tages haben wir aber in unserem kuschligen Zuhause verbracht. Zwischendurch war es nicht mehr ganz so kuschlig, weil die Klimaanlage nicht auf Minustemperaturen ausgelegt ist.

* Alle zwei Wochen bringe ich einer Erwachsenen für eine Stunde Englisch bei.

Heute werden wir bis zu sieben Grad haben, ich hoffe dass der Schnee sich davon überreden lässt wegzuschmelzen.

Das Eulen-Café.

Nachtrag: Dieser Eintrag ist ziemlich alt, und inzwischen würde ich nicht mehr in ein solches Café gehen. Die Haltung ist einfach nicht artgerecht.

Über Katzen-Cafés habe ich schon mehrmals geschrieben, in letzter Zeit erfreut sich aber eine Art Tier-Café großer Beliebtheit: Eulen-Cafés. Kein Witz. 🙂

IMGP0109In Tokyo gibt es einige Cafés, wir waren in 月島 (Tsukishima) im フクロウのみせ (Fukurô no Mise; Eulen-Laden). Da der Laden sehr klein ist und nur eine bestimmte Anzahl Besucher zulässt (ich glaube neun), bietet es sich an, Plätze zu reservieren. Wäre auch einfach, wenn der Laden denn ein Telefon hätte, so muss man sich bei Ladenöffnung anstellen und schafft es entweder gleich hinein oder muss einen Platz zu einer späteren Zeit reservieren. Die Startzeiten sind jeweils zu vollen Stunde und man kann nur eine Stunde dort bleiben. Es ist also ganz anders als ein Katzencafé. Der Laden war nicht ganz so hübsch, aber das wurde durch die Tiere komplett ausgeglichen.

IMGP0137Nachdem man hineingelassen wird, werden einem erst einmal die Regeln erklärt: Nur die Mitarbeiter setzen die Vögel um, man kann sich also nicht einfach eine Eule von der Stange schnappen, sondern muss jedes Mal fragen. Auch darf man die Tiere nur am Kopf streicheln, und auch nur mit einem Finger. Was man immer im Hinterkopf behalten sollte: Die Tiere werden zwar von Menschen großgezogen und sind an sie gewöhnt, es sind aber letztendlich noch immer Raubvögel.

IMGP0187Aber unglaublich süße Raubvögel. So süß, dass man sich überlegen könnte eine zu halten: Im Laden werden auch Eulen an Halter vermittelt, das kleine Eulchen auf dem ersten Foto kostet schlappe 230,000Yen (1.617€). Allerdings sind Eulen nicht stubenrein, weswegen es natürlich auch im Laden sein kann, dass sie einem auf die Klamotten oder gleich die Haare koten. Alles auf eigene Verantwortung.

Es lohnt sich total meiner Meinung nach zumindest ein Mal hinzugehen. Für eine Stunde plus Getränk zahlt man 1,000Yen (7€), und die ging wirklich wie im Fluge vorbei.