Der doppelte Baymax

 Baymax (Originaltitel: Big Hero 6; dt. Titel: Baymax – Riesiges Robowabohu) fand ich bekanntermaßen absolut großartig. Eine wirklich tolle Story mit viel Herz, in einer faszinierenden Stadt.

Es war also klar, dass ich uns die DVD kaufen würde. Am Freitag war es dann endlich so weit, doch mal wieder macht mir der DVD-Handel Probleme. Irgendjemand hat sich nämlich ausgedacht, wie man Blu-Rays unter die Leute bringt: Man verkauft sie einfach im Set mit der DVD. So ist es bei Disney-Filmen inzwischen leider üblich. Die einzelne DVD kommt erst mit großer Verspätung in den Handel.

Aber kein Problem, die Schwiegereltern haben einen Blu-Ray-Player und wollten den Film eh haben, ich könnte also ganz einfach Pluspunkte sammeln. Also DVD und Blu-Ray gekauft, und eine Nachricht an meine Schwiegermutter geschrieben: “Bitte kauft nicht die Baymax DVD, ich gebe euch die Blu-Ray!”. Smooth! 😉

Später dann die Antwort: “Wir hatten das Set vorbestellt und wollten euch die DVD geben”. Ojee, zwei Dumme, ein Gedanke. 🙂 Naja, immerhin gab es als Extra Aufkleber. Und falls wir uns irgendwann mal einen Blu-Ray-Player anschaffen sollten, haben wir zumindest schon einen Film.

Filmzeit: Die Stadt in der Dämmerung.

Während unseres Urlaubs in Vietnam las ich ein japanisches Buch: 夜明けの街で (Yoake no Machi de) von 東野圭吾 (Higashino Keigo). Eigentlich mag ich seine Bücher ganz gern, aber das hier hat mich irgendwann thematisch einfach genervt. Nun ja, auf jeden Fall sah ich, dass es den Film zum Buch bei Hulu zu sehen gibt, und um Bewerbungsschreiben zwei Stunden nach hinten zu schieben würde ich einiges tun. 😉

© 「夜明けの街で」製作委員会

© 「夜明けの街で」製作委員会

夜明けの街で Yoake no Machi de (2011) (Trailer)

Regisseur: Wakamatsu Setsurô

Darsteller: Kishitani Gorô, Fukada Kyôko

In einem Batting Center trifft der Familienvater Watabe auf die junge Akiha, die vor zwei Wochen in seiner Firma angefangen hat. Die beiden beginnen eine Affäre, und Watabe versucht alles, um es ihr rechtzumachen – auf Kosten seiner Familie. In Akihas Leben ist vor 15 Jahren etwas Schreckliches passiert, die Sekretärin ihres Vaters wurde im Haus der Familie ermordet aufgefunden. Am 31.3. läuft die Verjährungsfrist ab, und dann möchte Akiha eine Entscheidung darüber treffen, wie sie weiterleben möchte.

Persönliche Meinung: Sowohl Buch als auch Film werden aus der Sicht von Watabe erzählt, dem zwar klar ist, dass er immer tiefer in etwas hineinrutscht, aber die Kontrolle verliert. Leider gibt es keine sympathischen Figuren in ihrem Film. Das große Mysterium um den 31.3. nimmt auch nicht so richtig Fahrt auf, und letztendlich handelt es sich hier um einen Lehrfilm gegens Fremdgehen. Das Ende an sich war für mich recht befriedigend, aber ob die zwei Stunden zuvor dafür nötig waren, weiß ich nicht. (中村雅俊 (Nakamura Masatoshi) fand ich übrigens in der Rolle von Akihas Vater ganz schrecklich…)

Filmzeit: Der Schneewittchen-Mordfall.

(c) 「白ゆき姫殺人事件」製作委員会

(c) 「白ゆき姫殺人事件」製作委員会

白ゆき姫殺人事件 Shirayukuhime Satsujinjiken (2014) (Trailer)

Regisseur: Nakamura Yoshihiro

Darsteller: Inoue Maô, Ayano Gô, Nanao

Der verkokelte Leichnam der schönen Miki Noriko wird im Wald gefunden, bei genauerer Betrachtung ist zu erkennen, dass sie mehrmals erstochen wurde. Ihre Mitarbeiter haben sofort einen Verdacht, den eine von ihnen an ihren Freund aus Kindertagen, der jetzt beim Fernsehen arbeitet, weiterleitet: Die unauffällige Shirano Miki soll es gewesen sein. Die ist nicht nur seitdem verschwunden, laut ihrer Mitarbeiter und alten Schulkameraden hätte sie ein Motiv und wäre zu der Tat fähig. Im Fernsehen wird der Fall groß behandelt, auf Twitter wird er aufgegriffen – aber hilft das der Wahrheitsfindung?

Persönliche Meinung: Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich mit geringen Erwartungen an den Film gegangen bin. Filme, die das Internet miteinbeziehen, schaffen es nämlich leider immer nur so halb (siehe Fûzoku ni ittara Jinsei kawatta www, Densha Otoko, Moteki). Auch Shirayukihime Satsujinjiken schafft es nicht so ganz das Medium einzubeziehen ohne damit den Film irgendwie zu unterbrechen.

Ansonsten ist er aber tatsächlich ziemlich gut, es geht nämlich nicht nur um einen Mordfall, sondern auch darum, wer Geschichten, zum eigenen Vorteil, wie erzählt, an was sich erinnert wird und was von diesen Informationen dann wieder im Fernsehen gesendet wird um dann im Internet auseinandergenommen zu werden – eine absolute Eskalation, an deren Ende nur Unschuldige leiden.

Shirayukihime Satsujinjiken ist vielleicht nicht unbedingt der herausragende japanische Film des letzten Jahres, aber durchaus gut. 🙂

Filmzeit: Rache auf dem Granatapfelhügel.

Vor einer Woche kam ein neuer Film mit einem meiner Lieblingsschauspieler, Abe Hiroshi, heraus.

Wieder einmal ein Film, für den, wie schon bei 超高速!参勤交代 (Chō-Kōsoku! Sankin Kōtai) und 清須会議 (Kiyosu Kaigi), ein bisschen historisches Hintergrundwissen erforderlich ist. Weil ich nicht Japanologie studiert habe und dieses Mal selbst mein Mann nicht genau bescheid wusste, habe ich auf Wikipedia recherchiert. Hier eine sehr kurze und grobe Zusammenfassung:

Ii Naosuke (井伊直弼) war 大名 (Daimyō; Fürst) von Hakone und Teil der Zentralregierung um 1850. Er war maßgeblich an der Öffnung Japans beteiligt, stand aber gegen Reformen in der Regierung, weil er eine Schwächung der Zentralregierung vermeiden wollte. Um seine Ziele durchzusetzen ließ er über 100 Personen politisch verfolgen und auch hinrichten*. Da man sich mit Hinrichtungen eher keine Freunde macht, wurde Ii 1860 vor dem Sakuradamon in Edo, heute Tokyo, aus dem Hinterhalt überfallen und enthauptet. Dieses Ereignis nennt sich Sakuradamon-Zwischenfall (桜田門外の変).

* Ich war bei einem der Hinrichtungsplätze in Minami-Senju, Eintrag hier.

(C)2014 映画「柘榴坂の仇討」製作委員会

(C)2014 映画「柘榴坂の仇討」製作委員会

柘榴坂の仇討 Zakuro-Zaka no Adauchi (2014) (Trailer)

Regisseur: Wakamatsu Setsurō

Darsteller: Nakai Kiichi, Abe Hiroshi, Hirosue Ryōko

Am Tag des Sakuradamon-Zwischenfalls ist es die Aufgabe des  Hanshi (藩士), Samurai im Auftrage eines Clans, Shimura Kingo, Ii Naosuke mit seinem Leben zu beschützen. Als ihm das nicht gelingt, wird Shingo nicht erlaubt Seppuku zu begehen, stattdessen wird ihm aufgetragen sich an den Verantwortlichen zu rächen und ihre abgeschlagenen Köpfe an Ii Naosukes Grab zu bringen.

13 Jahre später hat sich Japan gewandelt. Samurai und den Hikone-Clan gibt es nicht mehr, die Menschen tragen westliche Kleidung und eifern Amerika nach. Doch Kingo ist noch immer manisch auf der Suche nach den Attentätern, während seine Frau Setsu für den Lebensunterhalt der beiden arbeitet. Ein Freund aus alten Tagen verrät ihm schließlich den Aufenthaltsort von Sabashi Jūbei, der das Attentat damals einleitete, doch am selben Tag wird das Gesetz geändert: Adauchi (仇討), das Rachenehmen in Selbstjustiz, ist plötzlich illegal.

Persönliche Meinung: Meine Zusammenfassung klingt vielleicht ein wenig langweilig, und der Trailer wird dem Film nicht gerecht, aber dies ist der wahrscheinlich beste japanische Film seit langem. Ihr müsst mir einfach vertrauen. 😉 Die Geschichte um Rache und Vergebung und eine Welt, die sich schneller ändert als die Menschen in ihr, wird wunderbar unaufgeregt und in wunderschönen Bildern erzählt. Man könnte wahrscheinlich jede Einstellung des Filmes in ein Museum hängen. Unterstrichen wird der Film von der Musik Joe Hisaishis, seines Zeichens unter anderem Komponist des Totoro-Soundtracks. Ich hoffe wirklich, dass dieser Film international vertrieben werden wird, er hat es absolut verdient. 🙂

Ach ja, das Japanisch ist auch einfacher zu verstehen als bei 超高速!参勤交代 (Chō-Kōsoku! Sankin Kōtai) und 清須会議 (Kiyosu Kaigi), was natürlich kein Wunder ist, wenn man bedenkt dass vorheriger um 1735 und letzterer um 1582 spielt, 柘榴坂の仇討 (Zakuro-Zaka no Adauchi) aber um 1873 angesiedelt ist.