Selbstauswertung.

In Japan geht das Schuljahr im März zuende, und somit werden auch Kinder auf Arbeit in die Grundschule verabschiedet oder kommen in höhere Stufen. Wie sicher schon erwähnt, bin ich Erzieherin für die jüngsten Kinder, die Englischunterricht bekommen, die Nursery. Ungefähr die Hälfte meiner Lieben wird wahrscheinlich in die Pre-School kommen, wo sie dann nicht mehr mit Ausmalen und Tanzen durchkommen, sondern wirklich lernen müssen. Bei einigen der Kinder weiß ich, dass das gar kein Problem wird, andere sind vor allem in ihrer Feinmotorik weit zurück.

Auf jeden Fall muss ich einen Fragebogen ausfüllen zur Selbsteinschätzung. Dann werde ich noch von der Kindergartenleiterin eingeschätzt und vom Hauptbüro, obwohl sich da kaum mal jemand in unseren Kindergarten bemüht. Der Bogen wurde von einem Lehrer in einer anderen Zweigstelle erstellt, der für die großen Kinder zuständig ist, und somit gibt es viele Punkte, die auf mich und meine Gruppe gar nicht zutreffen.

Da gibt es zum Beispiel den Punkt “Zeigt akkurates und korrektes Verständnis der Unterrichtsthemen”. Die Unterrichtsthemen sind gar nicht komplex genug, um kein korrektes Verständnis davon haben zu können. Oder aber auch “Beginnt den Unterricht oder Aktivitäten mit einer Besprechung von vorherigem Material”. Bei uns gibt es keine großen zusammenhängenden Unterrichtseinheiten. Außerdem ist es etwas komisch sich selbst in Zahlen (1 bis 5) zu bewerten, wenn man eh nur seine eigene Sicht auf die Dinge hat, und weiß, dass eine eventuelle Gehaltserhöhung davon abhängt.

Das klingt dann entweder noch Selbstüberschätzung oder Tiefstapeln, weswegen ich bei mir fast durchgängig derzeit eine 4 eingetragen habe. So unglaublich toll finde ich meinen Unterricht nicht, er ist auch nicht schrecklich anspruchsvoll, aber er funktioniert gut mit der Klasse, und das zählt.

Morgen werde ich ins Büro der Chefin trampeln und das mit ihr durchgehen, vielleicht kann sie mir ja helfen. Selbsteinschätzung, was ein Mist.

Och, nicht schon wieder.

Am Freitag Abend kam der Mann nach Hause, fiebrig und mit Schmerzen.

Am Samstag Morgen wachte ich nach einer sehr unruhigen Nacht mit gefühlten zwanzig Minuten Schlaf auf, fiebrig und mit Schmerzen. Nase? Verstopft. Hals? Tut weh. Ohren? In die hat scheinbar jemand über Nacht was reingestopft. Klarer Fall, Erkältung. Schon wieder.

Habe also erstmal getan, was ich bei Krankheiten am besten kann: Ab ins Bett und schlafen. Als dann um drei noch keine Besserung in Sicht war, begab ich mich auf die Suche nach einem Arzt, der sich noch nicht ins Wochenende verabschiedet hatte. Gab es sogar, auch in der Nähe. Hingelaufen, angemeldet, und außer mir kein anderer Patient da, was schon mal etwas verdächtig war. Die Untersuchung war auch etwas halbherzig, “Jaja, das sind Frühsymptome einer Erkältung, ich schreibe Ihnen da mal was auf”, und ich bekam drei Medikamente. Meist bekommt man beim Arzt übrigens kein Rezept in die Hand gedrückt, sondern gleich die Medizin, abgezählt und in einer Papiertüte. Das ist durchaus ganz nett und erspart mir einen weiteren Weg.

Heute geht es mir auch schon viel besser, die Ohren habe ich gestern mit Inhalieren frei bekommen, den Rest habe ich den Kochkünsten des Göttergatten zu verdanken, der sich, wie immer, aufopferungsvoll* um mich gekümmert hat. Eigenartigerweise war er auch viel schneller wieder gesund als ich, irgendwas stimmt da nicht.

* Kostprobe seiner unsterblichen Liebe zu mir:

Er: Du klingst wie ein Dieselmotor wenn du schläfst.

Ich hoffe für meinen Körper, dass das jetzt die letzte Erkrankung für diesen Winter war, langsam ist das nicht mehr lustig (war es von Anfang an nicht). In weniger als vier Wochen geht es nach Deutschland und ich denke nicht, dass ich noch mal groß krank werden sollte.

Setsubun.

Heute ist Setsubun (節分). Das ist an sich Frühlingsanfang, und man tut alles, damit im neuen Jahr das Glück mit einem ist, z.B. Dämonen vertreiben.

Dafür hatten wir auf Arbeit zwei Dämonenmasken, die sich meine beiden Mitarbeiter aufsetzten um nach dem fröhlichen Liedersingen, die Kinder zu erschrecken. Die hatten ihrerseits die Aufgabe, mit gerösteten Bohnen zu werfen (der Vorgang heißt auch 豆まき (Mamemaki; Bohnen-Werfen), 鬼は外! (Dämonen nach draußen!) zu rufen, und so die Dämonen wieder zu vertreiben. Das klappte soweit auch ganz gut, aber bei den kleinen Kindern waren einige heftig am Weinen. Die großen Kinder haben natürlich sofort bemerkt, wer sich hinter den Masken verbirgt.

Zuhause gibt es heute Abend Ehômaki (恵方巻き), das hat sich der Mann so gewünscht und es heißt, dass ich nicht kochen muss. Ehômaki ist Sushi mit Spezialzutaten, sieht erstaunlich lecker aus und bringt dabei auch noch Glück. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Auf ein glückliches Jahr!

(Fotos aus dem Kindergarten kann ich leider nicht zeigen, da sind überall Kinder drauf, die vielleicht nicht im Internet zu sehen sein wollen.)

Wir kleben dir eine.

Letzte Woche Donnerstag war bei uns Mochi Party.

Extra dafür hatten wir das unglaublich schwere Holzgerät extra angekarrt. In den Mörser (Usu) wird gekochter spezieller Reis gegeben, und unter Zugabe von Wasser mit dem Hammer (Kine) weichgeschlagen. Dabei wird der Reis eine klebrige Masse, die dann unterschiedlich weiterverarbeitet gegessen werden kann. Das alles nennt sich 餅つき (Mochitsuki).

Mochi isst man traditionell zu Neujahr. Durch die Konsistenz ist es aber nicht ganz einfach zu kauen, und in meiner Gruppe haben nur die größeren Kinder (über 3 Jahre) Mochi zu essen bekommen. Es gibt wohl auch jedes Jahr zu Neujahr ältere Menschen, die Mochi nicht mehr richtig kauen können und daran ersticken.

Der Kine ist wirklich, wirklich schwer. Deswegen konnten die Kinder natürlich nicht alleine am großen Usu hämmern, dafür hatten wir kleinere Versionen, und am großen Usu und Kine wurden nur die Erinnerungsfotos geschossen.

Normal im Supermarkt verkäufliche Mochi sind natürlich nicht mit Hand geschlagen, sondern das wird von Maschinen übernommen. Wäre sonst auch sehr anstrengend.