Frostbeule.

Eigentlich bin ich dieses Jahr 年女 (Toshi-Onna). Ich bin im Jahr der Schlange geboren, 2013 ist das Jahr der Schlange, ich sollte also vom Glück überhäuft werden. Irgendwie klappt das aber nicht so, wie ich es mir vorstelle: Ich bin seit Januar durchgängig mal mehr und mal minder erkältet, und nebenbei fange ich mir ständig irgendetwas Neues ein.

Letztens fingen meine Zehen an wehzutun und mein rechter kleiner Zeh wurde dick. Als ich den gestern meinem Mann präsentierte, begutatchtete er ihn kritisch und stellte eine Diagnose: Frostbeule! Frostbeulen waren mir bisher nur in der Umgangssprache als Bezeichnung für jemanden, dem immer kalt ist, bekannt. Nun habe ich also zwei, eine am kleinen und eine am großen Zeh, und mir bleibt nicht viel mehr als zu warten.

Seit Mittwoch ist auch meine Nase mal wieder zu. Es gibt zwei mögliche Ursachen: Entweder ich habe schon Heuschnupfen und die lieben Kleinen, die derzeit größtenteils mit Rotznasen durch die Gegend spazieren, haben mich angesteckt. Ich tippe auf Letzteres.

Eigentlich bestätigt mich das nur in der Annahme, dass ich dringend Urlaub brauche. Dann könnte ich mich auf unserem Sofa (die beste Anschaffung des Jahres!) einrollen, müsste nicht in die Kälte und hätte außerdem und vor allem keine Kinder in der näheren Umgebung. Traumhaft.

Bis dahin versuche ich mich mit Masken und Socken zu schützen. Mal schauen, mit was für Doktoren ich dieses Jahr noch Bekanntschaft machen darf.

Unliebsame Mitbewohner.

20130220_082419Am ersten Morgen in der neuen Wohnung ist uns etwas aufgefallen: Komische Geräusche. Geräusche, wie von Federvieh.

Heute Morgen hängte ich zum ersten Mal die Wäsche nach draußen zum Trocknen, schloss die Balkontür und plötzlich: Tauben! Wir haben verdammte Tauben auf unserem Balkon.

Plötzlich kamen noch weitere Tauben angeflogen und setzten sich auf einen (Elektronik?)-Kasten, den ich daraufhin kurz untersuchte. Baumaterial haben die angeschleppt! Warum? Weil die dort nisten!

Bisher haben sie mir noch keine Fäkalien auf die Wäsche angebracht, aber demnächst werden wir sie trotzdem rausschmeißen. Wer keine Miete zahlt wird vor die Tür gesetzt!

Das Hochzeitsvideo.

Am Sonntag hatte ich das große Vergnüngen den Tag großteils eingeklemmt auf der Rückbank eines Autos zu erleben.

Ein Freund meines Mannes heiratet und hat seine Studienfreunde beauftragt irgendetwas für die Hochzeitsfeier zu machen. Also traf sich mein Mann mit seinen Studienfreunden zum Trinken und Ideen wurden ausgetauscht. Irgendwann klingelte mein Handy.

Er: Sag mal, kannst du Videos schneiden?

Ich: Ich hab’s noch nie gemacht.

Er: Aber könntest du?

Ich: Warte kurz, ich ruf dich gleich zurück.

Schnell das Internet nach Schnittprogrammen durchforstet und zurückgerufen.

Ich: Also ich könnte es wahrscheinlich…

Er: Gut!

Und so, liebe Kinder, handelt man sich Ärger ein.

Es wird ein Video erstellt werden (von mir, natürlich, mit einem Programm (Adobe Premiere Pro), dass ich noch nie verwendet habe), in dem hauptsächlich mein Mann und seine Freunde zu diesem Lied tanzen. Wer darf den ersten Part mit dem weinenden Typen und dem genervten Mädel spielen? Mein Mann und ich, natürlich.

Fünf HerrenZum Drehen der Szenen sind wir am Sonntag zu verschiedenen Orten, die irgendwie Erinnerungen mit dem Bräutigam wecken, gefahren und die Herren haben getanzt. Erst nach Saitama, um vor der Grund- und der Mittelschule, und vor (und im Haus) des Bräutigams zu tanzen, dann nach Tokyo, um in der Umgebung der Uni (日本大学, Nihon Daigaku) zu filmen. Auf dem Weg dorthin wurde auch mehrmals ausgestiegen und getanzt, unter anderem in einem vollen Tempel. Man gönnt sich ja sonst nichts.

An der Uni kamen dann noch andere Freunde des Bräutigams dazu, und zur letzten Station ging es nach Chiba, wo ein weiterer Unicampus steht. Inzwischen war es dunkel und verdammt kalt. Kurz nach acht waren wir endlich fertig, nach zwölf Stunden.

Und nun darf ich schneiden. Wie gesagt, etwas, was ich noch niemals nie gemacht habe. Erst hatte ich überlegt, ob ich iMovie, dass beim Mac dabei ist, verwende, aber die ersten Versuche waren so frustrierend, dass ich mir die 30-Tage-Testversion von Adobe Premiere geladen habe – die ist zwar komplett auf Japanisch (yay…), aber immerhin nervt sie mich nicht nur an. Zumindest derzeit nicht. Wir reden in ein paar Wochen nochmal.

Frühstück bei Jonathan’s.

Seit über einem Jahr haben mein Mann und ich am Wochenende ein Ritual. Obwohl, eigentlich ist es mehr eine Routine: Wir gehen am Samstag oder Sonntag in einem Family Restaurant frühstücken.

“Family Restaurant” ist eine Sammelbezeichnung für Restaurants, die rund um die Uhr geöffnet haben und verschiedenste Gerichte anbieten. Es ist relativ günstig, aber dafür ist die Qualität natürlich nur so lala und außerdem ist es, wenn man Pech hat, recht laut. Am Morgen am Wochenende ist es meist bei uns sehr leer, manchmal sind aber auch haufenweise Frauen in Gruppen dort – und wir wissen nicht warum.

Jonathan'sWir gehen zu “Jonathan’s“. Das Frühstück dort ist günstiger als bei unserer Alternative “Denny’s“, und außerdem kann man soviel trinken, wie man will. Jedes Wochenende bestellen wir das gleiche Frühstück. Wenn es recht leer ist, ist es das Beste überhaupt, auch wenn natürlich nichts deutsches Frühstück toppt. Danach ist es auch viel leichter, irgendwo hinzugehen, denn man ist ja schon draußen.

Auf jeden Fall ziehen wir auf die andere Seite des Bahnhofs, weswegen wir am Sonntag vorerst zum letzten Mal dort waren. 🙁 In der Nähe der neuen Wohnung gibt es keine Family Restaurants*, wir werden also entweder in Cafés frühstücken oder vielleicht sogar zuhause. Und dann sehne ich mich bestimmt nach meinem Brioche…

* Dafür aber auch keine Oberschule in der Nähe der Wohnung. Mein Gott, Oberschülerinnen sind so ziemlich die nervigsten Personen überhaupt. Bürgersteig breit genug für zwei Personen, sie laufen zu dritt in einem Schneckentempo in Richtung Bahnhof… Das Problem habe ich demnächst also nicht mehr.